Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

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3303
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Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

Beitrag von 3303 »

Wenn ich mir das aktuelle Webcambild der Diavolezza so ansehe:
http://www.engadin.stmoritz.ch/webcams/Diavolezza1.jpg
und dabei vor Augen halte, wie extrem viel Firn unter den Matten über den letzten Sommer konserviert werden konnte (ich meine, es wären über 2m gewesen) dann stelle ich mir folgende Frage:

Wäre es nicht sinnvoll, zB im Hinblick auf den Diavolezzafirn die gesamte Piste der Sesselbahn den Sommer über zu vermatten?

Immerhin wäre man, sofern das erfolgreich möglich wäre, im Herbst dann
- erstens mit geringen Kunstschneemengen als "Kosmetik" in den Lage, den Skibetrieb zu starten
- zweitens schneller mit der Piste soweit
- drittens auf weniger Energieverbrauch angewiesen
- viertens auch bei hohen Herbsttemperaturen eher auf der sicheren Seite

Dem entgegenzuhalten wäre vermutlich:
- doppelter bis dreifacher Vermattungsaufwand und entsprechend höhere Kosten.

Frage wäre, wie sich die Exposition des unteren, flacheren Teils der Piste auf die Schneekonservierung unter den Matten auswirkt und wie effektiv diese dann noch ausfiele.

Der obere, sehr erforlgreich vermattete Teil ist ja eine ziemliche Nordmulde, die nicht umsonst bis heute als natürliches, wenn auch verschwindend kleines Firnfeld geblieben ist.
Dort ist die Sonneneinstrahlung flacher.

Da ich mich mit derlei Techniken nicht so auskenne, wäre Eure Meinung interessant.

skilinde
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Re: Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

Beitrag von skilinde »

Interessante Fragestellung, leider erst jetzt gesehen.

Das Vermattung unwahrscheinlich viel bringt, zeigen die Beispiele der vergangenen Jahre eindrücklich. Sogar auf deutlich niedrigerer Höhe werden ja heute große Schneedepots vermattet (und dann noch mit Holzraspeln bedeckt). Die Frage ob eine Vermattung auch auf eisfreiem Untergrund zum Erhalt einer "normalen" Schneedecke (kein Depot!) von sagen wir mal 2 Metern ausreicht, wage ich zu bezweifeln, da ja der Abschmelzprozess von Untergrund trotzdem wirkt.

Ob ein noch großflächigeres Vermatten sinnvoll ist, entscheidet m.W. nicht nur der Arbeitsaufwand beim Vermatten sondern auch die Geschwindigket beim "Entmatten". Denn ggf. muss ich (gerade auf der Diavolezza) auch im September mal mit mächtigeren Schneefällen rechnen. Die Frage ist dann ... wie schnell bekomme ich die Matten wieder weg?

Ich könnte mir nämlich durchaus vorstellen, dass einerseits das Ausbuddeln dann deutlich schwieriger und damit langwieriger ist, es andererseits aber unbedingt gemacht werden muss.

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Re: Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

Beitrag von Whistlercarver »

Hallo
In Bezug dazu wäre es sehr interessant was es jeweils kostet einen m³ Schnee zu übersommern bzw. künstlich zu erzeugen.
Inkl. Arbeitsaufwand natürlich. Wenn man dann diese Daten hat kann man sich ja dann selber ein Bild machen warum was gemacht wird oder nicht gemacht wird.

Gruß Andreas
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Re: Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

Beitrag von starli2 »

Für größere Schneedepots werden jedenfalls gut 1-2 oder mehr Wochen gebraucht, bis der Schnee zusammengeschoben ist...
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3303
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Re: Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

Beitrag von 3303 »

Danke für Eure Beiträge.
Vielleicht sind sich die Bergbahnen selbst auch nicht so ganz im Klaren darüber, ab wann es wirklich effektiv würde.
Der erste Sommer dürfte, vermattete man die ganze Piste, vermutlich der ineffektivste sein.
Gelänge es, Firn zu Konservieren und den Untergrund damit langfristig immer weiter herunterzukühlen, könnte es ja mit den Jahren effektiver werden.
Das ist aber natürlich nur Spekulation.
Ich könnte mir vorstellen, dass man für solche Experimente auch einfach die Kosten scheut. Schließlich hat man mit der Beschneiung mehr Erfahrung und in selbige bereits investiert.
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Re: Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

Beitrag von starli2 »

Das Problem ist evtl. auch, dass der älteste Schnee immer unten bleibt, allerdings auch immer dreckiger wird. Bei Gletschern ist das ja kein Problem, da hätte man ja nichts dagegen, wenn da jedes Jahr 1m dazu kommt, aber bei "normalen" Pisten würde ma ja vmtl. immer nur die untersten 50-100cm vermatten, und die blieben dann jedes Jahr gleich. Interessant wäre allerdings, ob die sich dann irgendwann zu Gletschereis verdichten würden, was ja bei einer Pistenvermattung auch nicht gerade erwünscht wäre...

Insofern sind Depots wohl die sinnvollere, allerdings auch zeitaufwändigere Lösung.
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Vadret
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Diavolezza

Beitrag von Vadret »

Beigefügt ein paar Bilder von heute aus der Diavolezza, wo nach dem 1. Versuch letzten Sommer auch diesen Sommer im unteren Pistenbereich ein ganzes Schneefeld abgedeckt wurden. Mit Erfolg!

Bild
^^Abdeckung des oberen Bereiches. Der eigentliche "Gletscher"

Bild
^^Abdeckung Schneefeld.

Bild

Bild
^^Übersicht.

Wie man sieht, wird auf Diavolezza der Gletscher erfolgreich vermattet. Mit dem grossen Schneefeld unten der neuerdings auch eingepackt wurde, kann im Herbst viel Energie die für die Beschneiung dieses Pistenabschnittes nötig wäre, eingespart werden.
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Re: Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

Beitrag von seilbahner »

Nicht schlecht Herr Specht. Wann hast Du die Bilder aufgenommen?
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Vadret
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Re: Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

Beitrag von Vadret »

heute Nachmittag
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Re: Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

Beitrag von 3303 »

Danke für die Bilder.
Das sieht in der Tat so aus, als könnte man mit Vermattung Enormes erreichen.
Es sieht im Sommer zwar bescheiden aus, aber subjektiv ist mir das sympathischer, möglichst viel Firn zu konservieren und die energieinensive Beschneiung weitestmöglich zu reduzieren.
Außerdem spart man sich auf die Weise des "simulieren eines kälteren Klimas" Geländeplanierungen, die ja in den postglazialen Bereichen immer wieder (teils sogar zwingend) erforderlich sind.
Wenn man stellenweise durch die Methode sogar gänzlich auf Beschneiung (zB also in Regionen um 3000m, wo man dezeit ja durchaus mal über den Neubau von Schneerzeugung nachdenkt) verzichten könnte, wäre das in einigen Gebieten vermutlich die zu bevorzugende Methode.
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Re: Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

Beitrag von starli »

Bild
^ Zoom Presena-Gletscherskigebiet am Passo Tonale vom Stelvio/Cristallo aus, 7.8.2010

Zum Vergleich:
Bild
^ 24.8.2008

Schaut euch das Bild mal genau an, insbesondere die Vermattung an der "Kante", die es 2008 schon gab, und die Felsen dort - die sind dank der schneereichen Winter und der Vermattung nun wieder komplett "Schnee unter" !
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3303
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Re: Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

Beitrag von 3303 »

^^Presena macht dieses Jahr laut CV sehr früh auf übrigens.

Weiter habe ich mir heute mal den Zustand auf der Diavolezza angesehen.
Wie bereits von c-f gepostet, funktioniert die Vermattung auch im eisfreien Flachbereich augenscheinlich ausgesprochen effektiv.

Bild
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In den vermatteten Bereichen wäre theoretisch vermutlich bereits Pistenskifahren möglich.
Ich würde soweit gehen zu behaupen, dass eine vollflächige Vermattung der Piste einen Herbstskibetrieb mit sehr, sehr geringen Neuschnee- bzw. Kunstschneemengen ermöglichen könnte.

Bild
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Dass sie vor dem Guten und Schönen, das ihnen oft beschwerlich ist, murren.“

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Re: Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

Beitrag von darkstar »

Ajo apropos, da hab ich auch noch was vom Hintertuxer in Petto
Zuletzt geändert von darkstar am 17.02.2011 - 22:55, insgesamt 1-mal geändert.
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Vadret
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Re: Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

Beitrag von Vadret »

@3303

Sehe ich das richtig, dass im unteren Pistenabschnitt immernoch an der Beschneiungsanlage der Seitenpiste gearbeitet wird :? 8O ??
Sind die Kanonen auch unten gesetzt?
Nach 4 Tagen Ideal-Temperaturen scheint nun endlich die Beschneiung gestartet zu sein.
http://www.engadin.stmoritz.ch/webcams/Diavolezza1.jpg
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Re: Sommervermattung v/s Herbstbeschneiung

Beitrag von 3303 »

^^...ehrlich gesagt habe ich nur gesehen, dass da irgendwas gemacht wird, aber nicht was genau 8O :oops: :rolleyes: :evil: :wink:
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