Yeti01 hat geschrieben:O.K., aber die Bahn dürfte definitiv keine offizielle Mittelstation gehabt haben, da sie in den mir zugänglichen Archiven nirgends gelistet war. (geschwollen, oder?)
Ich muss dich enttäuschen, die Bahn hatte sehr wohl ganz offiziell eine Mittelstation (ich hab sogar eine Fahrkarte, die bis zur Station Gamskar gilt). Sie erschloss das Gamskar und die dort befindliche Skiabfahrt. Wobei es sich um eine Mischung zwischen Stützenzustieg und Gebäude gehandelt hat, zumindest was ich mich jetzt erinnern kann. Das Buch zur Bahn ist leider nicht mit in den Urlaub gegangen, sonst könnte ich dir nachschaun.
Thomas K: passt, mach ich gerne. Interesse haben bis jetzt mehrere Leute angemeldet.
In Sachen Archiven bin ich auch schon vorsichtig geworden. Ich kenne sogar Quellen, die beide hoch seriös anzusehen sind, jedoch sind die Daten, die ich aus beiden bezogen habe, grundverschieden. Es stellt sich die Frage, was stimmt....
Noch ein paar Anmerkungen zur alten TZB:
Die alte TZB ist ca. 1960 in eine 4-Wagen-Pendelbahn umgebaut worden, um die Kapazität zu erhöhen. An der Zwischenstation konnte aber auch ausgestiegen werden, um eine Skiroute durch das Gamskar zu erreichen. Dazu gab es in den 50er-Jahren sogar zunächst eine Zwischenhaltestelle als Holzkonstruktion.
Bei der Zwischenstation handelte es sich um eine Stahlkonstruktion, die mit Holz verkleidet war. Bei geringem Andrang und fahrplanmäßigem Betrieb mussten die Wagenbegleiter der "mittleren" beiden Kabinen dort jedesmal lange ausharren. Insgesamt war die alte TZB mit 6 Kabinen im Vergleich zur häutigen Bahn sehr personalintensiv.
Das interessanteste an der alten TZB war der Antrieb. Dieser konnte wegen der schwierigen Verhältnisse am Berg nur in der Talstation untergebracht werden, was bei Pendelbahnen der Bauart Bleichert-Zuegg absolut unüblich war. Neben der schrägen doppelrilligen Treibscheibe gab es in Richtung Berg eine ebenfalls schräge Gegenscheibe auf einem Spannwagen, welche durch ein Spannseil mit Umlenkung über dem Führerstand durch ein Gewicht im Spannraum der Tragseile abgespannt wurde.
Da sich Zugseilspanngewicht und Antrieb im Tal befanden, waren nur Treppenbahnsteige möglich.
Dateianhänge
Das ist von dem Antrieb der alten Bahn übrig geblieben: Die doppelrillige Antriebsscheibe (Foto vom Juli 2009)
Im Buch 100 Jahre Seilbahnen in Tirol aus dem Sutton Verlag wird auf Seite 35 mittels zweier Bilder auf die Ausstiegsstelle "Gamskar" eingegangen. In Tirol war so etwas wie die erste Gamskarstation nichts unübliches (siehe Nordkettenbahn, 3er Stütze). 1960 wurde dann die Bahn aus Kapazitätsgründen auf 4 Wagen Betrieb umgebaut (290 P/h anstelle 60 P/h) und die Station Gamskar massiv ausgebaut. Sie bestand bis zum Ende der alten Anlagen.
Untenstehend für Interessierte die Daten:
Seehöhe 2015 m ü. M., Bauhöhe: 40,5 m, Stahlgewicht: 58t, erbaut von der Simmering-Graz-Pauker AG, Wien. Umstieg und Zustieg waren möglich.
Ich weiss nicht wie viele verschiedene Quellen hier herumgeistern mögen, ich verlasse mich jedenfalls auf die offiziellen Baudaten aus der damaligen Zeit, die wir dankenswerterweise auch im Verkehrsarchiv Tirol haben.
In diesem Sinne hoffe ich, dass die offenen Fragen geklärt sind und wünsche einen schönen Abend.
Ich habe mir dieses wunderschöne Buch "100 Jahre Seilbahnen in Tirol" auch zugelegt. Ein kleiner Fehler hat sich dort aber im Zusammenhang mit der TZB eingeschlichen. Auf Seite 35 steht dort
"Um den Wintersportlern bei schlechter Schneelage den Wiederaufstieg auf die Zugspitze zu erleichtern, wurde alsbald eine einfache Zustiegsstelle in Holz-Fachwerkbauweise bei der Stütze 4 errichtet."
Diese Aussage ist so nicht richtig. Es gab eine Talabfahrt durch das Gamskar mit 800 m Höhenunterschied, die durch die alte TZB erschlossen wurde. Dazu konnten die Skifahrer an der Stütze 4 aussteigen.
Die Mittelstation Gamskar war eine in Gemeinschaft mit der Pohlig AG Wien gebaute Station bestehend aus einer Querbrücke zum Hang und Stützen nach unten. Logischerweise einem Bahnsteig einem AUfzug und Tragseilsatteln. Simmering Graz Pauker hat dabei die eigentliche Station gebaut. Pohlig hat alles zeichnungsmäßige überprüft und die Sättel erstellt. Alles geschah im Umbau 1960. In diesem Umbau wurde die ANlage auf 4 Wagen Betrieb umgerüstet, die Bremsen verstärkt neue Sättel an den Stützen angebracht, die STütze 1 Modifiziert, neue Binder in den STationen errichtet sowie neue Fahrbetriebsmittel beschafft (Meine quellen spalten sich bei den Wagen). SOweit ich weiß wurden auch neue Seile beschafft.
Die Zwischenstation Gamskar befand sich ziemlich in der Mitte zwischen den Stützen 4 und 5.
Für mich liest sich das in dem Buch so, als wenn es auch im oberen Teil der Zugspitzbahn eine Abfahrt gab, die bei schlechter Schneelage nicht immer bis ins Tal befahrbar war. Das war aber nicht so. Die TZB bediente nur eine Abfahrt im unteren Teilabschnitt.
S.g. Forumsmitglieder, lieber Christooh Lütz und PHB,
Nichts schwerer als einen Gedanken in Sprache zu giessen. Ich hätte vielleicht besser schreiben sollen: in Richtung Zugspitze (nicht zum Zugspitzgipfel [Anm: die Seilbahn gab es ja erst ab 1964 - und die bot nicht in neues Tiroler Schigebiet sondern vereinfachten Zugang zum Gipfel])... Wer das Gelände kennt, weiss wohl, dass das Gebiet auf Tiroler Seite nicht überall zum Schifahren geeignet ist .
Zu PHB: Richtig, die Umbauten umfassten natürlich wesentlich mehr, als nur die Zwischenstation, es erhöhten sich ja auch deutlich die Materiallasten (durch nunmehr vier Wagen!). Auch die berühmte "Hammer-Portalstütze 1" wurde dabei umgebaut neben vielen weiteren Umbauten. Nach 1960 (bzw. 1964 mit der Verlängerung vom Zugspitzwestkamm zum Zugspitzgipfel in einer "dritten" Sektion) präsentierte sich so eine runderneuerte und verstärkte Anlage, die nach nochmaligen Gondeltausch schlussendlich 1991 von der heute noch exsistenten (und bereits umgebauten) Zugspitzbahn abgelöst wurde.
Ich hoffe damit etwas zur Diskussion beigetragen zu haben und offene Fragen bzw. Missverstädnisse gelöst zu haben.
Ich habe schnell noch den Umbaubericht der Tiroler Zugspitzbahn von 1960 herausgesucht und erlaube mir folgendes noch zu ergänzen:
Es gab ursprünglich zwei Umbauvarianten, beide mit dem gleichen Ergebnis, einer angestrebten Förderleistung zwischen 200 und 300 P/h.
1.) zwei Wagen a 40 P Fassungsvermögen unter dem weitgehenden Umbau der Streckenbauwerke und v.a. der Stationen bedurft hätte
2.) Teilung entweder in zwei unabhängige Sektionen oder wie ausgeführt zwei abhängige Sektionen (vgl. Patscherkofelbahn). mit je 30 P fassenden Wagen.
Folgende Umbauten wurden getätigt:
Lieferung neuer Leichtmetallwagen zu je 30 P
Errichtung einer Zwischenhaltestelle zum Umsteigen in die beiden Sektionen (Gesamthöhe Stütze 37 m, Gesamthöhe Station 40,5 m, 58 t Gewicht) Konstruktionsprinzip: auf zwei Pendelstützen ruhender Stützenunterteil wurde in Brückenform (diese Brücke selbst ruhte bergseitig auf zwei weiteren Betonfundamenten) ausgebildet. Darauf wurde der Stützenkopf witterungsbedingt eingedeckt.
Umbau Stütze 1 von einer Hammer - Portalstütze zu einer reinen Hammerstütze in gleicher Höhe (32 m)
Vergrösserung der Spurweiten an den Stützen ( 1= 5000 mm, 2 - 5 = 6500 mm, 6 (= Portalstütze) = 3090 mm
Erhöhung der Krümmungsradien der Stützen von 14 m auf 20 m
Neue grössere Zugseilrollen
Erhöhung der Spanngewichte und Abteufung Spanngewichtsschacht
Erneuerung des elektrischen Antriebs (möglich 7 m/s, gefahren 6 m/s)
Ersatz durch stärkeren Trafo
neue Signal- und Fernsprechanlage
Kosten Umbau: 5,6 Mio ATS (endgültig)
Dauer: Herbst 1959 bis Sommer 1960 (neuer elektrischer Antrieb erst Spätherbst 1960)
P.S.: die erste Zugstiegsstelle bei der Stütze 4 für die Gamskarabfahrt (Höhenunterschied 800 m) erfreute sich zwar grösster Beliebtheit, konnte aber erst mit dem Umbau und der Neuerrichtung der Mittelstation an anderer Stelle vollends ausgenutzt werden...
Damit hoffe ich ergänzend noch ein paar Daten zum Umbau geliefert zu haben...
Vielen Dank für die umfangreichen Infos. Jetzt ist alles etwas klarer.
Finde es schade, dass so detaillierte Info im eigens von den Doppel-Z herausgegebenen Buchs 'Tiroler Zugspitzbahn - Wunder der Technik' nicht enthalten sind!
Es ist auch interessant, etwas über die untersuchten Varianten zu erfahren. Der größte Nachteil der letztlich ausgeführten Lösung als 4-Wagen-Pendelbahn war der hohe Personaleinsatz, der für den Betrieb erforderlich war. Außerdem hat man bei der Berechnung der Förderleistung im Vergleich zu einer durchgehenden Pendelbahn die zusätzlichen Stationsaufenthalte durch das zusätzliche Umsteigen meist unterschätzt.
Da aber in Österreich lange Zeit der Bau von größeren Pendelbahnen nach schweizer Vorbild nicht möglich war, hat man sich sehr oft mit der 4-Wagen-Pendelbahn beholfen. Die größte Anlage dieser Art in Österreich dürfte die Bahn in Schruns mit 60er-Kabinen gewesen sein. Die Bahn in Sulden/Südtirol dürfte schließlich mit 110er-Kabinen die größte Bahn dieser Art sein.
Ich war am 23. August 2009 auf der Zugspitze und bin über Stopselziehersteig abgestiegen. Dabei ist mir ein verfallenes Gebäude aufgefallen. Ist das eine Mittelstation der ehemaliger Tiroler Zugspitzbahn?
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Mittelstation der ehemaliger Tiroler Zugspitzbahn?
Mittelstation der ehemaliger Tiroler Zugspitzbahn?
Das ist die ehemalige 'Kammstation', von der aus man mit der Gipfelbahn weiter hoch fahren konnte oder - für die Abenteurer - durch einen Stollen zum Schneefernerhaus laufen konnte. War eine nette Sache, wenn man eh nicht nach oben wollte. Im Stollen konnte man schön sehen, was Permafrost bedeutet.
Weiß eigentlich jemand, ob der Stollen noch zugänglich ist?
Hm das is schon sehr unwegsam dort oben. wenn man mit der TZB rauffährt kommt man an einigen ruinen vorbei, denke mal das ist zu aufwändig diese dort abzutragen. Die alte (gemauerte) mittelstation sollte auch noch stehen. wie sollte man auch den schutt ins tal bekommen?
Warum hat man die Gebäude der Kammstation eigentlich stehen lassen? Haben die Angst, dass der Berg ohne die Bauten nicht mehr hält?
Punkt eins: wie bekommt man die Abrissmaschinen da rauf und wieder runter?
Punkt zwei: was macht man mit dem Abbruchmaterial da oben? Das Material ist Bauschutt und muss fachgerecht entsort werden!
Stützen fliegst mit am Heli furt. Aber des Gebäude bringst so leicht nicht weg wie dachstein scho gsagt hat. Klitzekleine Anmerkung zu Verkehrsarchiv, wenn du schon den Umbau vom Kranaufbau an der STütze "1" beschreibst darfst du die neuen Binder in den STationen auch nicht vergessen. Zudem wurde die Sicherheitsbremse verstärkt.
Vielleicht auch noch interessant, 1928 wurde bereits das Hilfsseil inkl. Scheiben entfernt. Das ganze führte zu oft bei STurm zu Seilüberwürfen.
Beim Brand vom Kammhotel hat man zur Rettung der Seilbahn die Anlage die ganze Zeit auf und ab fahren lassen, damit sich die Seile nicht zu sehr erhitzen.
Im Schneefernerhaus bemerkte man dies, da der Grat hell erleuchtet war, was ungewähnlich war.
Zum Buch... Falsche Zeichnungen usw.. jaja das Museum lässt auch zu wünschen übrig... Am kuriosesten ist aber, dass die Gipfelbahn Kabine 6 auf der falschen Fahrbahnseite hängt... XD Die Andere Kabine steht oberhalb der Ehrwalder Alm. Die Kabinen der 1. und 2. Sektion stehen alle in Hintertux.
Die gesamte Anlage ist der absolute Himmel auf Erden für Seilbahnbegeisterte mit Hintergrundwissen.
Zu den ersten Kabinen; DIe allerersten Leichtmetallkabinen in den 50ern kamen von SGP. Der Wagensatz für die obere Teilstrecke der Zugspitzbahn kamen von Pohlig.
Also die alte TZB stand noch bis 2000 oder 2001 wenn ich mich recht entsinne. Zuletzt wurden einige Sachen aus den Stationen mit der Bahn ins Tal gefahren, wo ich einmal dabei war. Das ist auch die einzige Fahrt der ersten 2 Sektion an die ich mich erinnern kann selber.
Im Krieg sollte die Bahn von den Alli´s weggebombt werden, da man NS führungsleute auf der Zugspitze vermutet hatte. Die ging grade noch gut, das Hotel wurde allerdings zerstört und danach in der heutigen Form neugebaut. Ich meine das alte Hotel in der Talstation. Der austieg an Stütze 2 sollte immernoch möglich sein, aufjedenfall hab ich das mit der "mittleren" TZB mal gemacht um zur Wienerneustädter Hütte zugelangen.
M.E. fehlt diese möglichkeit für den Casual Rider (im Winter) heuer enorm. Durch den Austieg an der Mittelstation hatte man einen genialen Einstieg ins Gamskar. Auch in hinblick auf eine möglich Gamsalmbahn wäre das eine tolle Aufwertung gewesen und würde der TZB einige extra fahrten einbringen...
Der Anschlag der Allis geschah am 20. April. Man vermutete dass Adolf Hitler seinen Geburtstag auf der Zugspitze feierte. Zum Glück waren die ALliierten Jagdbomber zu doof das Obermoos zu treffen. Bis weit in die 60er fand man in der Region des Fernpasses noch Splitter und Bombenreste. Selbst heute passiert es alle nasen lang dass Bombensplitter in einem Baum auftreten. Ist halt heuer alles verwachsen.
Ja die Mittelstation wäre aus heutiger Sicht schon super.
Der Antrieb der alten Steht ja noch. Saft is auf der ANlage auch noch drauf:P Lasst uns eine Bahn zum Gamskar bauen XD
Zudem wäre ein Lift von der Wettersteinbahn (3KSB) zum Gamskar super. Ein komplett neues Skigebiet... jaja traum modus aus.
Kurios ist aber auch dass die alte TZB in den Zeichnungen von Bleichert Wettersteinbahn genannt wird. (Bergstation am Wettersteinkamm) Zugspitzbahn hieß sie jedoch von anfang an. In den späteren Pohlig und SGP Zeichnungen wird sie auch Zugspitzbahn genannt.
Dieter WISSEKAL hat geschrieben:Ich war am 23. August 2009 auf der Zugspitze und bin über Stopselziehersteig abgestiegen. Dabei ist mir ein verfallenes Gebäude aufgefallen. Ist das eine Mittelstation der ehemaliger Tiroler Zugspitzbahn?
Das ist die eh. Bergstation Zugspitz(-West)kamm mit deren Anbau von 1964 für die Talstation der Gipfelseilbahn.
Folgende Stationen hatte die Tiroler Zugspitzbahn zum Schluss, nur der Klarheit wegen.