Seit fünf Jahren ist es der Plan, seit fünf Jahren hat es nie gepasst. Entweder war das Wetter an den Tagen wo ich hätte die Tour machen können nicht stabil genug oder es hat einfach an der Zeit gemangelt. Doch jetzt sollte es soweit sein, es galt den Hochvogel zu erklimmen. Da mir der Bus zu spät fährt und ich mich auch nicht an die Fahrzeiten binden möchte, bin ich die erste Strecke ins Tal hinein mit dem Bike gefahren sowie nachmittags wieder hinaus.
Der Hochvogel ist mit 2.592 m nur der dreizehnthöchste Gipfel der Allgäuer Alpen, doch wie ich finde einer der Imposantesten. Er ist meist von überall aus sichtbar und läßt einem auf Grund der isolierten Stellung glauben, dass es sich um den höchsten Gipfel der Allgäuer Alpen handelt … doch dem ist eben nicht so. Dennoch muss ich sagen, dass mich der Berg nicht nur seit Jahren aus der Ferne fasziniert, nein … auch nach der Besteigung wird mich der Berg nicht so einfach loslassen. Dafür war das Erlebnis einfach zu besonders … zum einen der teilweise anspruchsvolle Aufstieg durch die Felslandschaft und zum anderen so gut wie alleine oben am Gipfel zu verweilen, die Ruhe genießen und das hervorragende 360°-Panorama auf sich wirken zu lassen.
Route:
Von Hinterstein (866m) ging es um 5:20 Uhr im Dunkeln mit dem MTB ins Hintersteiner Tal am Gibelhaus (1.068m) vorbei und hinauf zur Unteren Bärgündelealpe (1.322m). Dort habe ich dann mein MTB stehen lassen und gegen die Wanderstöcke getauscht. Über Wiesen und später Geröll ging es zum bekannten Prinz-Luitpold-Haus auf 1.846m. Nach kurzer Frühstückspause sollte es weitergehen, immer noch unentschlossen welchen Weg ich zum Hochvogel wählen sollte. Über die Balkenscharte und Kalter Winkeln oder direkt über die Kreuzspitze? An der Abzweigung entschied ich mich dann für letzte Variante. Über dem leichten Klettersteig erreichte ich die Kreuzspitze (2.367m) und sah den Hochvogel dann das erste mal in voller Pracht aus der Nähe. Sehr eindrucksvoll … Also ging es weiter, so lagen ja noch einige Höhenmeter vor mir. Von der Kreuzspitze ging es erstmal wieder ein paar hundert Höhenmeter hinab bis zur Scharte wo der Kalte Winkel beginnt. Mit leichter Kletterei ging es über Felsen und lose Schutthalten dem Gipfel entgegen, erstmal galt es jedoch die Nordwestschulter über die sogenannte „Schnur“ zu umrunden, um dann im Angesicht des Gipfels diesen zu erklimmen. Um 10:20 Uhr, also nach 5 Stunden ab Hinterstein stand ich am Gipfel, ein paar Minuten später als der erste am heutigen Tag.
Nach Gipfelrast, Panoramabilder und dem Genuss der Ruhe ging es wieder hinab, bis zur Scharte wo der Kalte Winkel beginnt auf gleichem Weg. Dann zweigte ich in den Kalten Winkel ab und stieg in diesem über ein recht steiles, mehrere Meter hohes uns ausgedehntes Schneefeld hinab … da war schon eine gehörige Portion Konzentration angesagt (wie auch auf vielen anderen Passagen heute), denn ein Rutscher uns ab geht’s hinab, schneller als einem lieb sein mag. Ich zweigte aber auf der Hälfte ab und es ging zur Balkenscharte (2.172m) und von dort wieder zum Prinz-Luitpold-Haus (1.846m) sowie weiter hinab zur Unteren Bärgündlealpe (1.322m), wo mein MTB auf mich wartete. In freudiger Erwartung der Abfahrt und bald am Auto zu sein ging es los. Ich kam aber nicht weit, denn von jetzt auf gleich hatte ich hinten einen Platten … super … also zum nächsten Bach, Rad demontiert, Schlauch raus und das Loch sondiert. Dachte nach dem Flicken wär es das, aber weit gefehlt … zweites Loch suchen und gefunden. Nach etwas mehr als 30 min ging es dann endlich auf die Abfahrt und um 14:45 Uhr erreichte ich das Auto. Fertig aber glücklich!
Hier dann der Bericht dazu ...
Tourdaten:
Höhenunterschied: 2.145 m
Distanz: 43,837 km (davon 24,91 km per Bike)
Dauer: 9h 25min inkl. Pausen
min. Höhe: 849 m
max. Höhe: 2.592 m
Und nun zu den Bildern:
^^ Ich leuchtete mir den Weg durch die anfängliche Dunkelheit
^^ Vorbei an der Hubertuskapelle
^^ Das Gibelhaus kommt
^^ Von dort sind bis zum Hochvogel 6h angeschlagen, aber ich fahre ja mit dem Bike weiter
^^ Die Sonne geht auf … finde ich in den Bergen immer herrlich
^^ Am Ende der Materialseilbahn das Prinz-Luitpold-Haus
^^ Auf dem Weg zur Unteren Bärgündelealpe, hielt ich kurz an und blickte zurück
^^ Untere Bärgündelealpe um kurz vor 7 Uhr noch verlassen, mein Bike musste ich hier dann zurücklassen
^^ Viele Wasserfälle säumten den Weg
^^ Dito
^^ Oben an der Geländekante das Prinz-Luitpold-Haus, also noch ein paar Höhenmeter. Der Wiedemerkopf erstrahlt in der aufgehenden Sonne
^^ Wahnsinn … hier oben stehen die Alpenrosen noch voll in Blüte, hinten wieder der Wiedemerkopf
^^ Gleich geschafft … das Prinz-Luitpold-Haus
^^ Blick von der Terasse hinunter, hinten das Gibelhaus
^^ Nach der Frühstückspause geht es weiter
^^ Wasserfassung vom Prinz-Luitpold-Haus
^^ Links oder rechts? Ich ging rechts herum via Kreuzspitze
^^ Interessante Felsformationen, aber auch sehr brüchig, daher weniger als Klettereldorado geeignet
^^ Durch das Obere Tal ging es hinauf, rechts zeichnet sich der Weg ab. Hier auch eines von ein paar Kreuzen auf dem Weg
^^ Die Balkenscharte, ziemlich steiler Ansteig … sollte dann mein Rückweg sein
^^ Eine Gams
^^ Die ersten Schneefelder überquert
^^ Dann wurde es mal abwechslungsreich … es durfte geklettert werden
^^ Blick zurück
^^ Zoom zum Prinz-Luitpold-Haus … als an der Stelle zu bauen ist auch schon eine Leistung
^^ Noch ein Blick zurück, bevor der Blick ...
^^ … direkt darauf zum Hochvogel schweifte. Einfach eindrucksvoll!!!
^^ Von der Kreuzspitze ging es dann in leichter Kletterei hinab zur Scharte mit dem Schneefeld des Kalten Winkels
^^ Hier erkennt man die massive Dicke
^^ Nette Idee mit den Schnüren, nur liegen die ganz unter dem Schnee
^^ Blick zurück zur Kreuzspitze … na, wer finden die Abstiegsroute?
^^ Sieht wilder aus als es war, ein Stück Schwindelfreiheit sollte man aber schon haben
^^ Ein Steinmännchen
^^ Die „Schnur“, sieht auf dem Bildern im www sowie auf diesem hier auch schlimmer aus als es ist
^^ Das ist die Nordwestschulter vom Hochvogel mit der „Schnur“, auf der man die Schulter umrundet
^^ Der Gipfel kommt näher
^^ Yea, oben angekommen auf 2.593 Metern, nach genau 5 Stunden
^^ Und ein Tiefblick zum Prinz-Luitpold-Haus
^^ Blick auf Hinterhornbach, von dort besteigt man den Hochvogel über den Bäumenheimer Weg
^^ Zoom nach Kempten, also mal andersherum … sonst sehe ich den Hochvogel von mir aus
360°-Panorama vom Gipfel
Und das Video dazu:
^^ Grenzstein: Auf der Rückseite ein „Ö“ für Österreich und auf der Vorderseite kein „D“ für Deutschland sondern ein „B“ für Bayern … ich erspare mir jeglichen Kommentar. Die schwarzen Linien auf dem Stein markieren den Grenzverlauf, somit liegt nur der kleinste Teil vom Hochvogel in Deutschland oder Bayern
^^ Blick zum Hohen Ifen, davor Söllerck/Fellhorn/Kanzelwand
^^ Großer und Kleiner Daumen, hinten der Grünten
^^ Auf dem Rückweg gings auch wieder am Steinmännchen vorbei, ich blickte nochmal zurück zum Gipfel
^^ Dann ging es den Kalten Winkel hinab, wirkt aus der Perspektive gar nicht so steil
^^ Aus dieser dafür um so mehr … da musste man bei jedem Schritt ordentlich aufpassen
^^ Für mich zweigte hier der Weg ab
^^ Noch ein Blick zurück zum Hochvogel und aus dieser Perspektive kommt die Steilheit des Kalten Winkels am besten rüber und welche Folgen ein Ausrutscher haben kann
^^ Kurz vor der Balkenscharte
^^ Abstieg von der Balkenscharte
^^ Nun komplett in der Sonne, das Prinz-Luitpold-Haus sowie das Geländer drumherum
^^ Dann ein großer Sprung: Kurz vor Hinterstein, nun im Hellen
Das wars … was bleibt? Ein Bergerlebnis der besonderen Art … so wie ich den Hochvogel immer gesehen habe, so habe ich ihn auch erlebt: Majestätisch inmitten einer Felslandschaft hebt er sich durch seine isolierte Lage von allen anderen Gipfeln der Allgäuer Alpen ab.