Grouse Mountain || CA || 6. März 2009
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Grouse Mountain || CA || 6. März 2009
Grouse Mountain, Freitag 6. März 2009 Nachtskifahren
Um euch mal eine Vorstellung zu geben wie „schnell“ ein in der Stadt gelegenes Skigebiet hier mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden kann die Daten:
14.32 Uhr: 135er Bus Duthie/Hastings, Ankunft Kootenay Loop 14.50 Uhr
14.56 Uhr: 130er Bus über die 2nd Narrows Bridge zu Phibbs Exchange, Ankunft 15.01 Uhr
15.17 Uhr: 232er Bus, Ankunft Talstation Grouse Mountain Skyride 15.56 Uhr
Insgesamt also 1h 24 min
Treffen mit „Pilatus“ um kurz nach 16 Uhr. Vor uns am Kartenschalter nur 2 „dudes“, die Dame arbeitet aber derart langsam, so dass wir nicht mehr in die gerade beladen werdende Kabine der 125er PB zusteigen können und so die Effizienz einer kanadischen Pendelbahnbetreibergesellschaft bestaunen können. Denn obwohl um 16 Uhr wegen der nun erhältlichen günstigeren Abendtickets relativ viele Leute herbeiströmen, fährt die Seilbahn nicht etwa ununterbrochen sondern sehr unregelmäßig. Das läuft dann so ab: talwärts fahrende Kabine fährt ein, Türen werden von Hand geöffnet, nachdem Kabinenschaffner sich durch die volle Kabine zur anderen Seite drängen hat müssen. Alle Passagiere dürfen aussteigen. Dann geht der Schaffner auf die andere Seite und öffnet Sicherheitsgatter und Türe. Danach telefoniert er. Dann erst begibt er sich zu den Drehkreuzen, die nicht etwa ein automatisches Kartenlesesystem aufweisen, nein, wie in den „weltweit führenden“ Vail Resorts in Colorado wird jede Karte einzeln per „Laser-Entwerter“ bestätigt, immer jede Schlange abwechselnd. Einzig die Fahrt, wenn sie nun denn endlich einmal beginnt verläuft rasch. Trotzdem sind wir erst gegen 17 Uhr oben am Grouse Mountain, eine solche Ineffizienz bei einer Pendelbahnbefüllung habe ich noch nirgends gesehen, Theo oder anderen Profis würden die Tränen kommen und dem hektischen Europäer schwillt gleich der Kamm – die Kanadier kennen es nicht anders oder sind wirklich absolut geduldig: niemand regt sich auf, niemand frägt nach, warum hier so offensichtlich und mutwillig Wartezeiten produziert werden.
Beim abendlichen Taltransport das Gleiche, kombiniert mit einer ca. 15 min technischen Panne, die aber auch nicht durch Durchsagen etc. bekannt gegeben wird, nein, das macht nur als Gerücht die Runde. Sehen können es sowieso alle: in einer mehrere hundert Meter langen, schmalen Schlange warten alle geduldig, bis die höchst kundigen studentischen Aushilfsmitarbeiter die Bahn wieder zum Laufen gebracht haben – die selben Mitarbeiter, die einem beim Sesselliftfahren jedes Mal erklären möchten, wie man eine solche Aufstiegshilfe zu benutzen hat. Das kommt davon, wenn nicht der Bauer Franz am Lift steht, sondern Ken aus Perth in Westaustralien.
Jedenfalls hatte die Verzögerung den Effekt, dass wir den 22.32 Uhr Bus verpasst haben, denn wir waren gegen 22.55 Uhr im Tal (nachdem ich meine Skier um 22 Uhr abgegeben habe…). Der 23.08 Uhr Bus fährt nicht mehr, den Bus um 23.32 Uhr nehmen wir dann zum Lonesdale Quay, dort den Seabus, die Fähre über den Burrard Inlet. Trotz dem schnellem Laufschritt und eiligem Abschied verpasse ich den 135er und den 160er um 3-5 min und warte bei einer Mischung aus Regen und Schneefall 24 min an ein Schaufenster geduckt (und das legendäre Konzert von Bob Dylan und den Hawks am 17. Mai 1966 in Manchester mit Genuss hörend) auf den Bus um 0.41 Uhr. Um 1.15 Uhr war ich dann zu Hause, nur gut 3 Stunden nach Ende des Skitages… Allzu oft mache ich solche Späße glaube ich, nicht…
Beim Skiverleih ging es dann etwas schneller, bloß war hier der Drucker kaputt und ohne Ausdruck kann man mir das bezahlte Material ja nicht aushändigen… Der Schuh-Verantwortliche war auch sichtlich unmotiviert mir die passenden Stiefel herauszusuchen, nachdem ich (okay, eigener Fehler) natürlich nicht wusste, wie sich meine europäische Schuhgröße auf nordamerikanische Verhältnisse umrechnen lässt. Also von wegen „nordamerikanischer Freundlichkeit“ und Service-Mentalität, am Grouse Mountain war der Service bei unserem Besuch eher am unteren Ende der Skala, eine Mischung aus unmotiviert und unerfahren bürgt eben für nichts Gutes.
Nun zum Skigebiet Grouse Mountain, schnell erzählt: wie so häufig in Nordamerika sollte man sich nicht auf den unzählige Abfahrten jeglicher Schwierigkeitsgrade verheißenden Pistenplan verlassen, sondern sich selbst ein Bild machen. Es gibt zwei 4-KSB von Poma ohne Fußraster und zwei brandneue 4-SB von Leitner/Poma, Baujahr 2008, in Betrieb sind allerdings aus gutem Grund lediglich die 4-KSB Screaming Eagle mit der grünen, gletscherähnlich breiten und sanften Hauptabfahrt „The Cut“, auf die sich die große Masse konzentriert, die steile und mit beachtlichen 380 Hm gesegnete 4-KSB Olympic Express Chair, die auf den höchsten erschlossenen Punkt führt, sowie als Rückbringer zur PB-Station die 4-SB Greenway (sagenhafte 23 Hm, 200 m lang mit Kindersicherheitsbügeln, gut geeignet für die zahlreichen Schneenovizen exotischer Herkunft). Die ebenfalls neue 4-SB Peak Chair, die gleichfalls auf den höchsten Punkt führt ist unter der Woche geschlossen, was durchaus sinnvoll ist: vom höchsten Punkt gibt es nur eine präparierte Abfahrt, einen schmalen, absturzgefährten Ziehweg – direkt hinunter führt eine ekelhafte, weil brutal vereiste Buckelpiste. Mehr Leute hier hinaufzupumpen wäre absolut unverantwortlich: oder man müsste als im Marketing den Mund recht voll nehmende Betreibergesellschaft die Abfahrt halt einmal walzen. Ich fahre gerne Buckelpisten, aber das war mit Abstand die schlechteste seit Jahren, die Kanten hatten nicht den Hauch einer Chance irgendeinen Grip zu entwickeln. Es versteht sich, dass wir angesichts dieser blauen (!) Abfahrt (der Starthang ist schon steil), davon abgesehen haben, die diversen schwarzen diamond oder double diamond-Chutes am Olympic Chair zu befahren (die zudem auch nicht beleuchtet sind, zu Recht): vertikales Eislaufen oder besser -klettern macht man doch besser mit Steigeisen, Pickel und Seilsicherung… Also: ca. die Hälfte der Pistenfläche bei diesen Verhältnissen nicht befahrbar. Umso sinnvoller, dass der flache Auslauf dieser Steilrinnen gewalzt wird, anstatt zumindest eine dieser Abfahrten…
Nach diesen eher ernüchternden ersten Eindrücken hat sich aber dennoch alles zum Besseren gewendet: die anderen, beleuchteten Abfahrten waren, u.a. dank am Olympic-Chair sehr geringer Frequentierung bis nachts um 22 Uhr in ordentlichem Zustand: sehr harte, rutschige Unterlage, wo etwas lockeres Material zusammengefahren worden war konnte man sicher Bremsen. Vielleicht hatten meine geliehenen Skier aber auch ihren letzten Schliff vor Urzeiten erfahren? Man muss ja berücksichtigen, dass die extreme topographische Lage des Grouse Mountain die Herstellung hochklassiger Pistenverhältnisse alles andere erleichtert: das Meer bzw. die Georgia Strait ist nur wenige Kilometer entfernt, das Gebiet ist Süd- und Südost-exponiert und liegt damit ganztägig in der Sonne. Dazu kommen die häufigen, gerne auch als Regen oder feuchter Schnee fallenden Niederschläge.
Als Nachtskigebiet bleiben dann übrig:
- Die Anfängerwiesen am Green-Chair
- Der „Cut“ Idealhang mit dem besten Blick auf die erleuchtete Agglomeration
- Der uns nicht interessierende Funpark
- Der Ziehweg und die Buckelpiste am Peak, sowie in weiterer Folge drei-vier blaue und gut fahrbare Varianten am Olympic-Chair auf denen es sich gut aushalten lässt
Wartezeiten gab es am „Screaming Eagle“-Chair mit ca. 5-10 min, trotz komplizierter Anordnung von diversen Anstellspuren und einer Single-Spur wurde aber hier auch nur ca. 66-75% der Plätze besetzt. Das hat in Colorado sehr viel besser funktioniert. Das Liftpersonal war ja aber auch wie gesagt damit beschäftigt darauf hinzuweisen, dass wir 20 cm hinter der roten Positionslinie stünden. Am Olympic-Chair waren es max. 5 Sessel und meistens 2-3.
Insgesamt sind wir oben 15 Lifte gefahren (Greenway 2x, Screaming Eagle 5x und Olympic 8x), ergibt immerhin 4149 Höhenmeter, für Nachtski ein gutes Ergebnis und schönes Training in frischer Luft und anspruchsvollen Verhältnissen.
Der Hauptreiz des Grouse Mountain liegt sowieso anders gelagert: in seiner einmaligen Lage, der unglaublichen Aussicht und der aus beiden Faktoren resultierenden besonderen Stimmung, die wirklich einen Besuch auf jeden Fall rechtfertigen. Von welchem anderen Skigebiet kann man eine Agglomeration von 2,5 Millionen wie hier im Lower Mainland mit Vancouver, North Vanouver, Burnaby, Richmond, Surrey, Delta, New Westminster, Abbotsford, Coquitlam, Port Moody und dem Fraser Valley bei nächtlicher Beleuchtung bewundern, deren typisch nordamerikanisch rechtwinklige Anlage des Grundrisses man von oben besonders gut sieht? Von welchem Skigebiet sieht man direkt eine Insel so groß wie Belgien (Vancouver Island) und die zwischen ihr und dem Festland liegenden Meeresarme (Georgia Strait) sowie einen 4300 m hohen, vergletscherten Vulkan, der sich in 150 km Entfernung abendlich rot angehaucht wie eine Vision am Horizont schwebend abzeichnet (Mt. Baker in Washington State/USA)? Es ist ein bisschen wie Sommerskifahren: nicht das Kilometerfressen, Extremcarven oder Tiefschneevariantenfahren steht im Vordergrund, sondern der Spaß überhaupt an diesem Ort hier und jetzt fahren zu können. Und bei einem solchen Sonnenuntergang wie gestern und den zauberhaften Lichtspielen in der Nacht mit Stadt, Mond und Flutlicht schwingt man doch gerne etwas vorsichtiger über etwas zu glattes Geläuf. Und wenn man an den Anfang des Berichts denkt: nein, ich bereue nichts, nur werde ich das nicht jeden Freitag machen.
Nächster Pflichttermin: Grouse Grind-Wanderung, die 800 Hm-Steilwaldflanke unterhalb der Seilbahnen im späteren Frühjahr zu Fuß begehen. Im Sommer mit den wohl zahlreichen Ausflüglern ergibt auch die neue 4-SB Peak Chair wieder Sinn, als gemächlicher Zubringer von der PB auf den höchsten Punkt. Für den Skibetrieb ist sie tatsächlich zu vernachlässigen.
Anbei meine besten Bilder: Pilatus hat sehr viel bessere und wird eine Auswahl hier bei Gelegenheit beisteuern. Ich habe mich sehr gefreut ein weiteres sympathisches Forumsmitglied kennen zu lernen und ich glaube, wir haben einen netten Abend mit vielen interessanten Gesprächen verbracht. Allein wäre ich zudem wohl kaum hier rauf gefahren, weshalb ich dem Kollegen schon allein deshalb dankbar bin.
Um euch mal eine Vorstellung zu geben wie „schnell“ ein in der Stadt gelegenes Skigebiet hier mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreicht werden kann die Daten:
14.32 Uhr: 135er Bus Duthie/Hastings, Ankunft Kootenay Loop 14.50 Uhr
14.56 Uhr: 130er Bus über die 2nd Narrows Bridge zu Phibbs Exchange, Ankunft 15.01 Uhr
15.17 Uhr: 232er Bus, Ankunft Talstation Grouse Mountain Skyride 15.56 Uhr
Insgesamt also 1h 24 min
Treffen mit „Pilatus“ um kurz nach 16 Uhr. Vor uns am Kartenschalter nur 2 „dudes“, die Dame arbeitet aber derart langsam, so dass wir nicht mehr in die gerade beladen werdende Kabine der 125er PB zusteigen können und so die Effizienz einer kanadischen Pendelbahnbetreibergesellschaft bestaunen können. Denn obwohl um 16 Uhr wegen der nun erhältlichen günstigeren Abendtickets relativ viele Leute herbeiströmen, fährt die Seilbahn nicht etwa ununterbrochen sondern sehr unregelmäßig. Das läuft dann so ab: talwärts fahrende Kabine fährt ein, Türen werden von Hand geöffnet, nachdem Kabinenschaffner sich durch die volle Kabine zur anderen Seite drängen hat müssen. Alle Passagiere dürfen aussteigen. Dann geht der Schaffner auf die andere Seite und öffnet Sicherheitsgatter und Türe. Danach telefoniert er. Dann erst begibt er sich zu den Drehkreuzen, die nicht etwa ein automatisches Kartenlesesystem aufweisen, nein, wie in den „weltweit führenden“ Vail Resorts in Colorado wird jede Karte einzeln per „Laser-Entwerter“ bestätigt, immer jede Schlange abwechselnd. Einzig die Fahrt, wenn sie nun denn endlich einmal beginnt verläuft rasch. Trotzdem sind wir erst gegen 17 Uhr oben am Grouse Mountain, eine solche Ineffizienz bei einer Pendelbahnbefüllung habe ich noch nirgends gesehen, Theo oder anderen Profis würden die Tränen kommen und dem hektischen Europäer schwillt gleich der Kamm – die Kanadier kennen es nicht anders oder sind wirklich absolut geduldig: niemand regt sich auf, niemand frägt nach, warum hier so offensichtlich und mutwillig Wartezeiten produziert werden.
Beim abendlichen Taltransport das Gleiche, kombiniert mit einer ca. 15 min technischen Panne, die aber auch nicht durch Durchsagen etc. bekannt gegeben wird, nein, das macht nur als Gerücht die Runde. Sehen können es sowieso alle: in einer mehrere hundert Meter langen, schmalen Schlange warten alle geduldig, bis die höchst kundigen studentischen Aushilfsmitarbeiter die Bahn wieder zum Laufen gebracht haben – die selben Mitarbeiter, die einem beim Sesselliftfahren jedes Mal erklären möchten, wie man eine solche Aufstiegshilfe zu benutzen hat. Das kommt davon, wenn nicht der Bauer Franz am Lift steht, sondern Ken aus Perth in Westaustralien.
Jedenfalls hatte die Verzögerung den Effekt, dass wir den 22.32 Uhr Bus verpasst haben, denn wir waren gegen 22.55 Uhr im Tal (nachdem ich meine Skier um 22 Uhr abgegeben habe…). Der 23.08 Uhr Bus fährt nicht mehr, den Bus um 23.32 Uhr nehmen wir dann zum Lonesdale Quay, dort den Seabus, die Fähre über den Burrard Inlet. Trotz dem schnellem Laufschritt und eiligem Abschied verpasse ich den 135er und den 160er um 3-5 min und warte bei einer Mischung aus Regen und Schneefall 24 min an ein Schaufenster geduckt (und das legendäre Konzert von Bob Dylan und den Hawks am 17. Mai 1966 in Manchester mit Genuss hörend) auf den Bus um 0.41 Uhr. Um 1.15 Uhr war ich dann zu Hause, nur gut 3 Stunden nach Ende des Skitages… Allzu oft mache ich solche Späße glaube ich, nicht…
Beim Skiverleih ging es dann etwas schneller, bloß war hier der Drucker kaputt und ohne Ausdruck kann man mir das bezahlte Material ja nicht aushändigen… Der Schuh-Verantwortliche war auch sichtlich unmotiviert mir die passenden Stiefel herauszusuchen, nachdem ich (okay, eigener Fehler) natürlich nicht wusste, wie sich meine europäische Schuhgröße auf nordamerikanische Verhältnisse umrechnen lässt. Also von wegen „nordamerikanischer Freundlichkeit“ und Service-Mentalität, am Grouse Mountain war der Service bei unserem Besuch eher am unteren Ende der Skala, eine Mischung aus unmotiviert und unerfahren bürgt eben für nichts Gutes.
Nun zum Skigebiet Grouse Mountain, schnell erzählt: wie so häufig in Nordamerika sollte man sich nicht auf den unzählige Abfahrten jeglicher Schwierigkeitsgrade verheißenden Pistenplan verlassen, sondern sich selbst ein Bild machen. Es gibt zwei 4-KSB von Poma ohne Fußraster und zwei brandneue 4-SB von Leitner/Poma, Baujahr 2008, in Betrieb sind allerdings aus gutem Grund lediglich die 4-KSB Screaming Eagle mit der grünen, gletscherähnlich breiten und sanften Hauptabfahrt „The Cut“, auf die sich die große Masse konzentriert, die steile und mit beachtlichen 380 Hm gesegnete 4-KSB Olympic Express Chair, die auf den höchsten erschlossenen Punkt führt, sowie als Rückbringer zur PB-Station die 4-SB Greenway (sagenhafte 23 Hm, 200 m lang mit Kindersicherheitsbügeln, gut geeignet für die zahlreichen Schneenovizen exotischer Herkunft). Die ebenfalls neue 4-SB Peak Chair, die gleichfalls auf den höchsten Punkt führt ist unter der Woche geschlossen, was durchaus sinnvoll ist: vom höchsten Punkt gibt es nur eine präparierte Abfahrt, einen schmalen, absturzgefährten Ziehweg – direkt hinunter führt eine ekelhafte, weil brutal vereiste Buckelpiste. Mehr Leute hier hinaufzupumpen wäre absolut unverantwortlich: oder man müsste als im Marketing den Mund recht voll nehmende Betreibergesellschaft die Abfahrt halt einmal walzen. Ich fahre gerne Buckelpisten, aber das war mit Abstand die schlechteste seit Jahren, die Kanten hatten nicht den Hauch einer Chance irgendeinen Grip zu entwickeln. Es versteht sich, dass wir angesichts dieser blauen (!) Abfahrt (der Starthang ist schon steil), davon abgesehen haben, die diversen schwarzen diamond oder double diamond-Chutes am Olympic Chair zu befahren (die zudem auch nicht beleuchtet sind, zu Recht): vertikales Eislaufen oder besser -klettern macht man doch besser mit Steigeisen, Pickel und Seilsicherung… Also: ca. die Hälfte der Pistenfläche bei diesen Verhältnissen nicht befahrbar. Umso sinnvoller, dass der flache Auslauf dieser Steilrinnen gewalzt wird, anstatt zumindest eine dieser Abfahrten…
Nach diesen eher ernüchternden ersten Eindrücken hat sich aber dennoch alles zum Besseren gewendet: die anderen, beleuchteten Abfahrten waren, u.a. dank am Olympic-Chair sehr geringer Frequentierung bis nachts um 22 Uhr in ordentlichem Zustand: sehr harte, rutschige Unterlage, wo etwas lockeres Material zusammengefahren worden war konnte man sicher Bremsen. Vielleicht hatten meine geliehenen Skier aber auch ihren letzten Schliff vor Urzeiten erfahren? Man muss ja berücksichtigen, dass die extreme topographische Lage des Grouse Mountain die Herstellung hochklassiger Pistenverhältnisse alles andere erleichtert: das Meer bzw. die Georgia Strait ist nur wenige Kilometer entfernt, das Gebiet ist Süd- und Südost-exponiert und liegt damit ganztägig in der Sonne. Dazu kommen die häufigen, gerne auch als Regen oder feuchter Schnee fallenden Niederschläge.
Als Nachtskigebiet bleiben dann übrig:
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- Der „Cut“ Idealhang mit dem besten Blick auf die erleuchtete Agglomeration
- Der uns nicht interessierende Funpark
- Der Ziehweg und die Buckelpiste am Peak, sowie in weiterer Folge drei-vier blaue und gut fahrbare Varianten am Olympic-Chair auf denen es sich gut aushalten lässt
Wartezeiten gab es am „Screaming Eagle“-Chair mit ca. 5-10 min, trotz komplizierter Anordnung von diversen Anstellspuren und einer Single-Spur wurde aber hier auch nur ca. 66-75% der Plätze besetzt. Das hat in Colorado sehr viel besser funktioniert. Das Liftpersonal war ja aber auch wie gesagt damit beschäftigt darauf hinzuweisen, dass wir 20 cm hinter der roten Positionslinie stünden. Am Olympic-Chair waren es max. 5 Sessel und meistens 2-3.
Insgesamt sind wir oben 15 Lifte gefahren (Greenway 2x, Screaming Eagle 5x und Olympic 8x), ergibt immerhin 4149 Höhenmeter, für Nachtski ein gutes Ergebnis und schönes Training in frischer Luft und anspruchsvollen Verhältnissen.
Der Hauptreiz des Grouse Mountain liegt sowieso anders gelagert: in seiner einmaligen Lage, der unglaublichen Aussicht und der aus beiden Faktoren resultierenden besonderen Stimmung, die wirklich einen Besuch auf jeden Fall rechtfertigen. Von welchem anderen Skigebiet kann man eine Agglomeration von 2,5 Millionen wie hier im Lower Mainland mit Vancouver, North Vanouver, Burnaby, Richmond, Surrey, Delta, New Westminster, Abbotsford, Coquitlam, Port Moody und dem Fraser Valley bei nächtlicher Beleuchtung bewundern, deren typisch nordamerikanisch rechtwinklige Anlage des Grundrisses man von oben besonders gut sieht? Von welchem Skigebiet sieht man direkt eine Insel so groß wie Belgien (Vancouver Island) und die zwischen ihr und dem Festland liegenden Meeresarme (Georgia Strait) sowie einen 4300 m hohen, vergletscherten Vulkan, der sich in 150 km Entfernung abendlich rot angehaucht wie eine Vision am Horizont schwebend abzeichnet (Mt. Baker in Washington State/USA)? Es ist ein bisschen wie Sommerskifahren: nicht das Kilometerfressen, Extremcarven oder Tiefschneevariantenfahren steht im Vordergrund, sondern der Spaß überhaupt an diesem Ort hier und jetzt fahren zu können. Und bei einem solchen Sonnenuntergang wie gestern und den zauberhaften Lichtspielen in der Nacht mit Stadt, Mond und Flutlicht schwingt man doch gerne etwas vorsichtiger über etwas zu glattes Geläuf. Und wenn man an den Anfang des Berichts denkt: nein, ich bereue nichts, nur werde ich das nicht jeden Freitag machen.
Nächster Pflichttermin: Grouse Grind-Wanderung, die 800 Hm-Steilwaldflanke unterhalb der Seilbahnen im späteren Frühjahr zu Fuß begehen. Im Sommer mit den wohl zahlreichen Ausflüglern ergibt auch die neue 4-SB Peak Chair wieder Sinn, als gemächlicher Zubringer von der PB auf den höchsten Punkt. Für den Skibetrieb ist sie tatsächlich zu vernachlässigen.
Anbei meine besten Bilder: Pilatus hat sehr viel bessere und wird eine Auswahl hier bei Gelegenheit beisteuern. Ich habe mich sehr gefreut ein weiteres sympathisches Forumsmitglied kennen zu lernen und ich glaube, wir haben einen netten Abend mit vielen interessanten Gesprächen verbracht. Allein wäre ich zudem wohl kaum hier rauf gefahren, weshalb ich dem Kollegen schon allein deshalb dankbar bin.
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- Shisha Pangma (8013m)
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Re: Grouse Mountain || CA || 6. März 2009
Fortsetzung der Nachtskiimpressionen
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Re: Grouse Mountain || CA || 6. März 2009
Schöner und interessanter Bericht, tolle Zubringerbahn von Garaventa (bei optimalem Gebrauch wären 1100 P/h möglich).
Aber kleines Detail: ist "nur" eine 100er-PB. Ich weiss, das doppelte Fenster vorne und hinten deutet eher auf eine 125er, ist es aber nicht.
Aber kleines Detail: ist "nur" eine 100er-PB. Ich weiss, das doppelte Fenster vorne und hinten deutet eher auf eine 125er, ist es aber nicht.
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Re: Grouse Mountain || CA || 6. März 2009
Danke für die Korrektur!
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Re: Grouse Mountain || CA || 6. März 2009
Sehr schön, ein Bericht mit Text. Gibt's hier ja nicht mehr so oft
Naja, lassen wir den Zynismus mal beiseite. Sieht sehr interessant aus, vor allem das Panorama. Und sind das etwa alte Habegger-Sesselbahnstützen, die da als Flutlichtmasten dienen?
Naja, lassen wir den Zynismus mal beiseite. Sieht sehr interessant aus, vor allem das Panorama. Und sind das etwa alte Habegger-Sesselbahnstützen, die da als Flutlichtmasten dienen?
"Seilbahnen sind komplexe technische Systeme. Sie sind Werke innovativen vielschichtigen Schaffens und bilden ein spannungsvolles Zusammenspiel technischer und wirtschaftlicher, politischer, sozio-kultureller und landschaftlicher Faktoren." (Schweizerisches Bundesamt für Kultur)
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Re: Grouse Mountain || CA || 6. März 2009
Öfter mal was Neues, dachte ich mir...ein Bericht mit Text. Gibt's hier ja nicht mehr so oft
Pilatus sprach von Müller - ich habe diesbezüglich wirklich keine Ahnung. Oder sagte er Habegger? Auf alle Fälle Schweizer Fabrikat.sind das etwa alte Habegger-Sesselbahnstützen, die da als Flutlichtmasten dienen?
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Re: Grouse Mountain || CA || 6. März 2009
Definitiv Habegger Masten.
Siehe Dreiecklogo rechts der Ausfahrt. Mittlerweile auch eine Austerbende Rasse.
Siehe Dreiecklogo rechts der Ausfahrt. Mittlerweile auch eine Austerbende Rasse.
-> meine Fotos könnt ihr weiterhin auf meiner Webseite --> www.stahlseil.ch ansehen.
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Re: Grouse Mountain || CA || 6. März 2009
Wahnsinn, dieses Panorama. Aber bei der An- und Abreise würde ich das wohl auch eher selten mitmachen...
Jakob
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Re: Grouse Mountain || CA || 6. März 2009
Im fernen Westen Kanadas wird an mich gedacht. Wie es scheint muss ich da mal rüber und den Jungs zeigen wie so eine PB zu bedienen ist. Muss mal den Chef fragen ob ich bei einem Austauschprogramm mitmachen darf. Glaub aber kaum das der am Ken aus Perth soviel freude hätte.
Wennn man mal oben ist und Skifahren kann ist das sicherlich sehr schön, vor allem bei dem Sonnenuntergang.
Die Ineffizienz des Betreibers wird aber wie bereits erwähnt ihres dazu beitragen dass man sagt es war schön das mal erlebt zu haben aber eben nicht jeden Freitag hinfährt.
Wennn man mal oben ist und Skifahren kann ist das sicherlich sehr schön, vor allem bei dem Sonnenuntergang.
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Re: Grouse Mountain || CA || 6. März 2009
Die von dir dokumentierte Anlage ist eine der zwei stillgelegten Habegger-Sesselbahnen. Allerdings steht da auch noch eine abgefrakte Müller DSB rumEmilius3557 hat geschrieben:Pilatus sprach von Müller - ich habe diesbezüglich wirklich keine Ahnung. Oder sagte er Habegger? Auf alle Fälle Schweizer Fabrikat.sind das etwa alte Habegger-Sesselbahnstützen, die da als Flutlichtmasten dienen?
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Re: Grouse Mountain || CA || 6. März 2009
Nette Bilder, gruselige Anfangsstory.
Aber was die Buckelpisten angeht: Wahrscheinlich wird's tagsüber getaut haben, dann ist's ja logisch, wenn abends die Abfahrten arschglatt sind.
Aber was die Buckelpisten angeht: Wahrscheinlich wird's tagsüber getaut haben, dann ist's ja logisch, wenn abends die Abfahrten arschglatt sind.
- Pilatus
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Re: Grouse Mountain || CA || 6. März 2009
Tagsüber ist es jeweils sulzig, das ist korrekt.
Achja: Das dürfte wohl eine der wenigen beschneiten und beleuchteten Kunstschneepisten der Welt sein...
Achja: Das dürfte wohl eine der wenigen beschneiten und beleuchteten Kunstschneepisten der Welt sein...