LSAP Wurnaulift, Hollenstein/Ybbs

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david02
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LSAP Wurnaulift, Hollenstein/Ybbs

Beitrag von david02 »

Neben dem im Forum bereits gut dokumentiertem LSAP-Gebiet am Gamsstein gibt es in Hollenstein an der Ybbs noch eine weitere LSAP-Anlage, von der bis jetzt vermutlich niemand im Forum gewusst hat. Ist aber nicht weiter verwunderlich, denn der Lift, ein DM Kurzbügler mit Portalmasten, ist wahrscheinlich schon länger Geschichte als das Gebiet am Gamsstein, welches einst 1982 auch sehr früh aufgegeben wurde.

Zur Geschichte des Liftes:
Die Gemeinde Hollenstein wollte ab 1960 für den Winterfremdenverkehr neue Anreize schaffen und zog dabei die Errichtung eines Schiliftes in Betracht. Im Jahr 1962 wurde eine „Kleinschleppliftanlage mit 2 Bügeln“ erbaut (evtl. Stemag-Pendellift???), welche 1965 durch einen Schlepplift von Doppelmayr ersetzt wurde. Die neue Anlage kostete etwa 0,5 Mio. Schilling. 1973 wurde der Lift an das Skigebiet Königsberg verkauft und wenige Jahre später stillgelegt.
(Quelle: Buch „Hollenstein an der Ybbs“; Herausgeber: DEV Hollenstein an der Ybbs)

Durch Zufall kam ich an einige technische Angaben zum Lift, welche ich euch nicht vorenthalten will:

Seehöhe Tal: 430 m
Seehöhe Berg: 530 m
Höhendifferenz: 101,77 m
Schlepplänge: 292,07 m
Gehängeanzahl: 23 Stk.
Gehängedistanz: 29,73 m
Gehängeintervall: 11,99 sec
Förderleistung: 600 Pers./h
Mittlere Steigung: 20,42°
Seillänge: 683,79 m
Fahrgeschw.: 2,48 m/s
Fahrzeit: 1,58 min
Stützenanzahl: 3 Stk.
Antriebsleistung: 30 PS

Damals waren auch noch Holzbügel im Einsatz.

Die einzigen Überreste vom Lift befinden sich an der ehemaligen Bergstation. Dort ist das Fundament der Umlenkstation sowie die Fundamente der letzten Stütze zu finden. Die restlichen Fundamente wurden vermutlich entfernt, da die Wiese landwirtschaftlich genutzt wird und im Talstationsbereich entstand eine Siedlung, das heißt, am Standort der Talstation stehen jetzt Einfamilienhäuser. Die Bergstation ist leicht zugänglich, da sie direkt an einem Wanderweg liegt.

Am Sonntag, den 03.06., unternahm ich am Vormittag eine kurze Wanderung zur Bergstation, um ein paar Fotos zu machen. Nach dem etwa 12-minütigem Aufstieg, bei dem ich immer wieder die Klänge der zum Weckruf umherziehenden Blasmusik zu Ohren bekam, musste ich am Ziel angekommen ernüchtert feststellen, dass dort bereits einige Personen versammelt waren, um durch die ehemalige Schneise die Blaskapelle von oben zu beobachten. Und so machte ich gleich bei meiner ersten kurzen LSAP-Begehung die Erfahrung, dass man sofort kritische Blicke auf sich zieht, wenn man sich für verfallende Fundamente interessiert.

Bild
#1 Ein kleiner Überblick, am hinteren Sockel stand der hintere Stationssteher, von dessen Fundament auch die beidseitigen Streben in Richtung Portal ausgingen. Davor liegt das Spanngewicht. Die Bergstation dürfte der vom noch bestehenden Riesenlehenlift in St. Georgen/Reith baugleich gewesen sein.

Bild
#2 Nochmals das Spanngewicht. In einigen Jahren wird es das Moos über die komplette Oberfläche geschafft haben.

Bild
#3 Abgeschnittene Strebe

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#4 Das Fundament vom rechten Masten des Portals der Station.

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#5 Hier müsste jenes des linken gestanden haben. Das ist vermutlich entfernt worden oder die Natur hat es bereits unter sich begraben.

Bild
#6 Abgeschnittener hinterer Stationssteher

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#7 Exakt aus dieser Blickrichtung kam der Lift herauf. Nicht von der Fundamentkante des Spanngewichts täuschen lassen, dieses liegt etwas schief.

Bild
#8 Ehemalige Trasse. Einige Meter unterhalb meines Standpunktes befand sich der Ausstieg. Als Piste wurde die Wiese links und rechts des Liftes genutzt. Die Talstation müsste sich beim Haus, welches man linkerhand durch die Bäume sieht, befunden haben. Die Lücken zwischen den Bäumen geben meiner Meinung nach keinen Aufschluss darüber, wo der Lift exakt verlief, da zu der Zeit als der Lift in Betrieb war an dieser Stelle viel weniger Bäume standen.

Zu den Fundamenten der letzten Stütze bin ich nicht mehr abgestiegen, da sie im hohen Gras sehr schwer zu finden sind. Vor einigen Jahren habe ich sie schonmal unter die Lupe genommen, aber dabei keine Bilder gemacht. Bei Interesse und Gelegenheit kann ich dies im Spätherbst bzw. im März nachholen, wenn sie nicht von hohem Gras bedeckt sind.

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Re: LSAP Wurnaulift, Hollenstein/Ybbs

Beitrag von Petz »

Lieben Dank für die LSAP - Exkursion; vielleicht könntest Du später mal von dem Standpunkt wo wir uns die ehemalige Liftwiese angesehen haben auch noch paar Übersichtsbilder machen denn dann kann man sich einen besseren Eindruck vom Gelände machen... :wink:
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Re: LSAP Wurnaulift, Hollenstein/Ybbs

Beitrag von Zottel »

Ich kenne mich in der Region nicht aus, habe aber unter dem Stichwort Hollenstein/Ybbs diese alte Ansichtskarte gefunden. Auf der Rückseite ist das Skigebiet mit "Königsberglifte / Gasthof Haslinger" beschriftet. Handelt es sich dabei um das hier dokumentierte lsap?

https://www.delcampe.net/de/sammlerobje ... 39052.html
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Re: LSAP Wurnaulift, Hollenstein/Ybbs

Beitrag von david02 »

@Petz: Gern geschehen. :D Das Übersichtsbild werde ich demnächst hinzufügen, habe heute schon eines aus anderer Position gemacht aber auf dem erkennt man den Verlauf nicht wirklich.

@Zottel: Nein, das Skigebiet Königsberg besteht aus 5 Schleppliften und existiert genauso wie das Gasthaus noch immer. Das Gasthaus hat mittlerweile mit der Fam. List einen anderen Besitzer und heißt nun "Kloaboch". Der dokumentierte LSAP-Lift war ein einzelner Dorflift nahe dem Zentrum Hollensteins. Er war zunächst unabhängig vom Königsberg, später kauften ihn die Betreiber vom Königsberg aber stellten den Betrieb bald darauf ein. Der Grund für die Einstellung ist mir unbekannt, man kann nur spekulieren. Eine fehlende Pistenwalze, mangelnde Schneesicherheit am Osthang im Tal, oder auch fehlender Andrang, da es ja mit dem Königsberg ein gut ausgebautes Skigebiet in Ortsnähe gab, könnten eventuelle Gründe sein.
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Petz
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Re: LSAP Wurnaulift, Hollenstein/Ybbs

Beitrag von Petz »

david02 hat geschrieben: 05.06.2018 - 17:50Das Übersichtsbild werde ich demnächst hinzufügen.
Super; danke. Übrigens ist auch durch Dein Bild des abgeschnittenen hinteren Stationsstehers gut zu sehen das sich in den Jahren praktisch kaum ein Rostansatz an der Schnittstelle gebildet hat.

Bild

Das lässt Rückschlüsse auf die damalige Stahlqualität zu die vor allem der Tatsache geschuldet ist das zu dieser Zeit noch praktisch kein Schrott zugeschmolzen wurde.

Das wurde auch mal gutachterlich bestätigt denn Ing. Schweigl dem die beiden Trojerlifte in Algund gehören ließ, da ein Sachverständiger der Aufsichtsbehörde der Überzeugung war es wäre mal höchste Zeit die Stehkörbe des oberen 2Bgf zu ersetzen, einen Korb zerschneiden und in ein Labor senden. Abgesehen von der Tatsache das sich im Inneren der Stahlrohre absolut kein Rost fand schloß das Gutachten mit dem Vermerk das eine solche Stahlqualität heute gar nicht mehr zu bekommen wäre. Als Schweigl dann dem Beamten das Gutachten mit der Frage unter die Nase hielt warum er eigentlich Besseres durch Schlechteres ersetzen solle trabte der kommentarlos und etwas angefressen von dannen... :lach:
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Re: LSAP Wurnaulift, Hollenstein/Ybbs

Beitrag von david02 »

Hier das Übersichtsbild. Sorry für die schlechte Qualität, es dämmerte schon stark, als ich das Foto machte. Die rote Linie markiert die Trasse, die ungefähren Stützenstandorte habe ich ebenfalls markiert. Die Talstation befand sich am Standort des Hauses am unteren Ende der Linie, oder noch ein paar Meter vor dem Haus in der Ebene.
Bild
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