alpinforum.comSkigebiete, Seilbahnen und mehr2024-03-29T23:21:16+01:00https://www.alpinforum.com/forum/app.php/feed/forum/352024-03-29T23:21:16+01:002024-03-29T23:21:16+01:00https://www.alpinforum.com/forum/viewtopic.php?p=5437666#p5437666
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Hmm ja ne ist klar.
Ich will ja nicht wissen, von was du Nachts träumst....
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Mal im ernst, das ist doch alles Humbug.
Deine Argumentation ist gleich aus mehreren Gründen falsch.
Zum einen argumentierst du mit dem zu niedrigen Verkehrsaufkommen. Darüber kann man zwar diskutieren, aber dann musst du dich an Bellinzona wenden und nicht an mich, denn die Idee hier überhaupt eine Seilbahn zu bauen, kommt nicht von mir, sondern vom Kanton Tessin.
Ich habe den Beschluss des Kantons lediglich zum Anlass genommen, bezogen auf den Planungsfall Pendelbahn eine Tri Line mit Zwischenstation auf dem Bergrücken als Alternative zu betrachten. Anlass für die Tri Line Überlegungen von mir waren die Umsteigerelationen.
Der Beschluss des Kantons die 60-PB Pendelbahn Fusio - Rodi-Fiesso zu bauen, gilt somit zum einen diese Relation als Planungsnullfall und zum anderen als ÖV.
Nach den Zeitungsberichten soll die 60-PB bei 18 Minuten Fahrzeit offenbar alle 30 Minuten zwischen 5.00 Uhr und 23.00 Uhr fahren, also 37 Fahren pro Tag. Dies bedeutet eine Leistung von 120 pphd, sodass der Kanton offenbar von einigem Mehrverkehr ausgeht.
Entscheidungstheoretisch bedeutet dies, da der Kanton Tessin den Bau der 60-PB als ÖV-Destination ansieht, dass für die Variante Tri Linie mit Zwischenstation auf dem Gipfelgrat lediglich die GRENZkosten anzusetzen sind, also die Preisdifferenz Tri Line - Pendelbahn bzw. der Unterhalts- und Betriebsaufwand Tri Line - Pendelbahn.
Energetisch ist bei dieser Trasse die Pendelbahn gegenüber der Tri Line eindeutig im Nachteil, weil zuerst beide Kabinen gleichzeitig bergauf fahren und dann beide Kabinen gleichzeitig bergab.
Geht man davon aus, dass die PB alle 30 Minuten fährt und eine Fahrt bei 10 m/s 18 Minuten benötigt und die Tri-Line mit 7 m/s andauernd fährt, dann dürfte der Stromverbrauch für beide Anlagen etwa gleich sein. Überschlagsmäßig gehe ich davon aus, dass die Tri Line bei gleicher Leistung etwa 30 % weniger Strom als eine EUB benötigt.
Ich stand schon mehrere Male im Betriebsraum der 100-PB Trockener Steg - Kleinmatterhorn. Das ist absolut beeindruckend, wie die Leistung des Motors schwankt wenn beide Kabinen gleichzeitig bergab fahren (Gegensteigung an der Stütze 3 = 38 % und Steigung vor der Bergstation 90 %) bzw. gleichzeitig bergauf. Da schwankt bei voller Besetzung beider Kabinen die Leistung zwischen -500 kW und +1500 kW, also um volle 2 MW!
In der Gesamtbetrachtung dürfte es zwischen einer Pendelbahn und einer Tri Line energetisch gesehen auf ein Remis hinauslaufen.
Mit dem Auro-System sollte ein Mitarbeiter pro Schicht die Anlage bedienen können. Bei 18 Kabinen sind zudem 144 Rollen zu unterhalten; bei der Pendelbahn wären es vsl. 2 * 16 = 32 Rollen.
Die Stützenanzahl dürfte zwischen Pendelbahn und Tri Line gleich sein; da der Seildurchhang bei der Pendelbahn etwas höher ist, wären die Pendelbahnstützen wahrscheinlich ein paar Meter höher.
Mit der Zwischenstation schätze ich, dass der Unterhalt der Tri Line gegenüber einer 60-PB pro Jahr ca. 200000 Franken höher wäre.
Was die zusätzlichen Fahrgäste durch eine Zwischenstation auf dem Bergrücken anbetrifft ist eine Prognose ziemlich schwierig; ich denke, dass etwa 50000 Fahrgäste pro Jahr zusätzlich realistisch sein dürften, vielleicht sogar mehr, denn wo bekommt man im Hochgebirge schon einen ÖV-Tarif?
Stellt man einen Vergleich mit der Rittnerseilbahn Bozen - Oberbozen an, die jährlich mehr als eine Million Fahrgäste aufweist, dann sollten 5 % davon, also 50000 Fahrgäste pro Jahr, bei einem Zusatzhalt auf dem Bergrücken zwischen Fusio und Rodi-Fiesso realistisch sein.
Zudem ist deine Argumentation mit der Zwischenstation auf dem Bergrücken ist alleine schon deshalb falsch, weil man dies problemlos auch bei der Pendelbahn machen kann. Auf dem Bergrücken muss sowieso eine Fachwerkstütze errichtet werden und die minimalen Mehraufwendungen für eine Gittertreppe nebst ausklappbarer Plattform liegen bezogen auf die Gesamtinvestition ungefähr bei einem Tausendstel.
Die von dir angegebenen Entfernungen zu den Berghütten sind für die Bergwanderer ohnehin kein Problem. Ganz abgesehen davon, dass der, der dort auf dem Bergrücken aussteigt, ohnehin wandern will.
Du übersiehst ferner, dass man mit einem neuen Angebot in der Verkehrsplanung neuen Verkehr induziert, d.h. bei der Berechnung der Verkehrsprognose ist nicht nur der aktuell bestehende Verkehrsstrom zu berücksichtigen, sondern auch die Neuverkehre, die erst durch den Bau der Seilbahn entstehen.
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Wir werden sehen, wie sich die Diskussion weiterentwickelt, aber ich finde es großartig vom Kanton Tessin, dass er sich für so ein Projekt starkmacht.
Ich hätte - genauso wie der Kanton Tessin - den Einwohnern von Fusio klargemacht: Entweder ihr seid für die Seilbahn oder ihr bekommt gar nichts, denn solche Spinnereien wie einen Straßentunnel werden wir keinesfalls unterstützen, ganz abgesehen davon, dass der Straßentunnel schon deshalb nicht gebaut würde, weil die Einwohner von Rodi-Fiesso diese Spinnereien mit einer Volksabstimmung zu Fall bringen würden. Als ob die mit der Gotthard Autobahn und der Gotthardstraße nicht schon genug Straßenverkehr um die Ohren hätten.
Ich bleibe dabei: Wenn man dort eine Pendelbahn baut, dann unbedingt mit einem Zwischenausstieg auf dem Bergrücken. Wenn man zudem die beiden Talstationen geschickt platziert, dann begegnen sich zudem beide Kabinen auf dem Bergrücken, sodass man bei der Pendelbahn nur einen Zwischenhalt pro Fahrt benötigt. Das ist dann das Modell 80-PB Mörel - Riederalp.
Will man zusätzlich eine optimale Umsteigesituation in Rodi-Fiesso schaffen, dann baut man eine Tri Line. Das ist eine politische Entscheidung, was einem diese optimalen Anschlüsse in alle Richtungen wert sind.
Ich persönlich würde es machen und dafür auch ggf. Mittel vom Straßenbau auf den ÖV umschichten.