alpinforum.comSkigebiete, Seilbahnen und mehr2024-03-29T16:35:32+01:00https://www.alpinforum.com/forum/app.php/feed/topics2024-03-29T16:35:32+01:002024-03-29T16:35:32+01:00https://www.alpinforum.com/forum/viewtopic.php?p=5437631#p5437631Mitterdorf | Dezember 2023 | Scharfe Kurven zu Silvester
Was liegt im fernen Südosten Bayerns zwischen Vorderfirmiansreut und Hinterfirmiansreut? Richtig: Mitterfirmiansreut. Dieses etwa 200 Einwohner zählende Dörfchen auf der Grenze zu Tschechien vervielfacht seine Einwohnerzahl tagsüber regelmäßig, sofern das dortige Skigebiet Betrieb hat. Das war glücklicherweise rund um Silvester 2023 der Fall, sodass Mitterfirmiansreut - kurz Mitterdorf genannt - eines von insgesamt 2,5 geöffneten Skigebieten im gesamten Bayerischen Wald war.
Eigentlich hätte ich ja neben meinem Besuch am Arber noch die vielen Skilifte rund um die Bodenmais-Region abklappern wollen. Aber das fiel ins Wasser und so fuhr ich halt an einem Tag hierher. 60 Minuten Fahrt für 70 Kilometer. Zwar landschaftlich schön, aber doch gefühlt über Stock und Stein durch die Wallachei. Gelohnt hat es sich am Ende aber.
Mit vier Schleppliften und einer Doppelsesselbahn ist Mitterdorf eines der großen Gebiete der Region. Skiresort.de listet zudem 5 Kilometer Pistengaudi aller Couleur - eine gute Grundlage für ein paar angenehme Skistunden. Mich zog es aber nicht nur deswegen hierher, sondern auch aufgrund der anstehenden Großinvestition: Zwei KSBs sollen eigentlich bereits 2024 die DSB sowie den Kleinen Almberglift ersetzen. Derzeit stockt das Projekt jedoch: viewtopic.php?p=5427410#p5427410
Bei der späten Ankunft nach 12 Uhr waren kaum noch Parkplätze frei. Den Vorletzten wiesen mir zwei Feuerwehrdamen zu. Ab hier waren dann 1.000 Meter Fußmarsch zur Liftstation am Almsee angesagt (250m zum Parkscheinautomat, 250m zurück zum Auto, 500m (wieder vorbei am Parkscheinautomat) zum Lift). Leider bereichert man sich auch hier über Parkplatzgebühren zusätzlich an den Gästen.
An einem der beiden Einstiegspunkte ins Gebiet angelangt: Dort am Almbergsee (das ist der Speichersee) gibt es ein großzügiges Kinderland, eine Kasse und den Almwiesenlift. Bei meiner Ankunft gab es zudem noch Sonne. Die verzog sich dann aber schnell.
Zum Almwiesenlift wollte ich. Warum er nur per leichtem Aufstieg oder über eine der Lemming-Maschinen zu erreichen ist, hat sicherlich einen guten Grund. Ebenso die Trassenführung.
Der Liftfachmann erkennt es sofort: Hier gibt es eine Kurve.
Der Lift ist von DM, Baujahr 1989. Ob der Antrieb neueren Datums ist?
5-6 Minuten Wartezeit gabs hier. Kein Wunder, die scharfe Kurve will sich natürlich niemand entgehen lassen.
Da geht der Puls hoch.
Seitenblick auf die Alpen
Ausstieg erreicht. Hinten zu sehen der Kleine Almberglift.
Direkt daneben endet die Almberg-DSB. Ist ein Umlenkungs-Eldorado hier oben.
Wenn sie was haben im Bayerischen Wald, dann Weitblick.
Gleich mal rüber zur DSB
Gleich daneben verläuft die 1.200 Meter lange rote Piste. Schön trassiert, aufgrund des Wetters leider nicht gut zu fahren.
Bis 1999 verlief hier ein SL, ich vermute auf derselben Trasse.
Zurück am letzten Tag des Jahres 2023: Eines dieser Motive, die derzeit gern im Rahmen des proklamierten Endes des Skisports genutzt werden.
Unten angekommen. Der Antrieb dieser Girak-Garaventa-Anlage ist stilecht eingehaust.
Verständlich, dass man hier auf eine 6-KSB upgraden will. Weil es an der Talstation aber keinen Parkplatz gibt, müsste man weiterhin per SL ins Gebiet einsteigen. Also soll es bei der einen KSB nicht bleiben und auch der Kleine Almberglift einer 4-KSB weichen.
Das könnte die drittletzte DSB sein, die von diesem wunderbaren Hersteller mit Girak im Namen aufgestellt worden ist. Nach 1999 kennt Liftworld nur noch die Anlagen Graukogel 1 (2000) und Bucheben (2001).
Herrlich, diese Art des Stationsbaus
Die zwei Gesichter dieses Winters: Rechts bescheiden, links beschissen.
Oben angekommen. Links die Umlenkung des Kleinen Almberglifts. Der Vorgänger der DSB hieß Großer Almberglift.
Links Kleiner Almberglift, rechts Almwiesenlift.
Dann stürzte ich mich die Rote am Kleinen hinab.
Die Lifttrasse einmal kühn gekreuzt, denn dort hinten lockt das Gebiet noch mit einem netten Abstecher.
Dort gibt es den kleinen Kirchenlift.
Ein Übungslift. Mit Baujahr 1994 der modernste Schlepplift im Gebiet.
Der Kirchenlift ist eine schnöde Kompaktanlage von LST.
Dahinter und unterhalb der Straße gäbe es mit dem Kißlingerlift noch den Geheimtipp des Gebiets, der eine schwarze Piste bedient und wenige Meter vor der tschechischen Grenze beginnt. Leider aus Schneemangel geschlossen. Wer findet die Stütze?
Hier drüben bin ich den Kirchenlift nur einmal gefahren.
Das lohnt sich aber: Denn der Rückbringer führt direkt an der Bananenkurve des Kleinen Almberglifts vorbei. Ein scharfes Teil für alle Freunde ausgefallener Lifttechnik.
Talstation Kleiner Almberglift. Ein regional ansässiger Hersteller von Ventiltechnik, dessen Namen ich hier aus Neutralitätsgründen nicht erwähne, tritt offensichtlich als Sponsor oder Werbepartner des Gebiets auf. Diese Art der Fangzaunwerbung kenne ich sonst nicht. Auf mich wirkt sich aber aufmerksamkeitsstärker als die üblichen Werbetafeln an (K)SB-Stützen.
DM, Baujahr 1989.
Von vier Schleppliften haben zwei eine Kurve - gute Quote.
Danach noch ein kurzes Waldstück und schwups, ist man wieder auf dem Berg der Umlenkstationen.
Auf dem "Gipfel" betreibt die Bergwacht einen Kiosk. Sehr cool.
Auch findet sich das hier oben.
Aussicht können sie im Bayerwald.
Schnappschuss bei der anschließenden Einkehr. Den Kennzeichen nach machen die tschechischen Nachbarn hier im Skigebiet einen wichtigen Teil der Gäste aus. Schon (gelinde gesagt) dämlich, wenn man sich den Umsatz entgehen lässt, weil man keine passende Bezahlmethode anbietet. Bargeld in Euro-Form soll in Tschechien ja noch nicht so verbreitet sein.
Gegen 16 Uhr war der Skitag beendet, schließlich wollte ich Dinner for One nicht verpassen. Auf dem Heimweg noch kurz an der Bergstation des geschlossen Kißlingerlifts gehalten, inzwischen die älteste Anlage im Gebiet (DM, 1982).
Näher bin ich wegen des Schnees und der Bebauung nicht rangekommen.
Gerade noch zu sehen ist eine Portalstütze.
So, dann war aber endgültig Schluss in Mitterfirmiansreut. Denn vor Dinner for One wurde noch ein kurzer Stop in Tschechien eingelegt. 1,35 Euro pro Liter - einer von mehreren Gründen, weswegen mir Tschechien sympathisch ist – neben u.a. der deftigen Küche, Tatratea und Munition für die Ukraine.
Die Tschechen haben die deutsche Girocard übrigens akzeptiert. Die habens - im Gegensatz zu den Deutschen - verstanden.