Da ich über Suchfunktion nichts gefunden habe, scheint es eine neue Meldung zu sein? Aus dem urner Wochenblatt:
Finanzierung als grosse Knacknuss
Sessellift-Projekt im Skigebiet Biel–Kinzig
Der Verwaltungsrat der Luftseilbahn Kinzig AG will im Skigebiet Biel–Kinzig einen Sessellift bauen. Er prüft diese Idee, weil die bisherige Skiliftanlage erneuert werden muss. Mit einem Sessellift im oberen Teil des Wintersportgebietes können auch neue Pisten markiert werden. Am 1. Februar wurde das Projekt in Bürglen vorgestellt. Die Finanzierung ist die grosse Herausforderung.
Die FDP Bürglen hatte am 1. Februar zu einem Informationsabend eingeladen. Rund 180 Personen waren erschienen. Der Raum im alten Schulhaus, im ehemaligen Gemeindesaal, war voll besetzt, das Interesse am Projekt also war gross. Emil Walker, der Präsident der Kinzig AG, stellte das Projekt vor. Im Anschluss daran fand eine Podiumsdiskussion statt.
Die Kinzig AG betreibt – nebst den beiden Seilbahnsektionen – auf dem Biel zwei Skilifte. Der obere Skilift wurde 1956 erbaut und muss nun dringend renoviert werden. Der Verwaltungsrat will nicht a priori 400`000 bis 500`000 Franken in einen alten Lift investieren, sondern prüft neue Ideen. Er will einen neuen Skilift oder gar einen Sessellift bauen. Auch ein neuer Standort sei von Vorteil, betonte Emil Walker. Der Verwaltungsrat hat die Absicht, im Zuge der Erneuerung auch die Attraktivität des Skigebiets zu erhöhen.
Attraktivere Pisten erschliessen
Im Vordergrund der Planung steht die Errichtung eines Zweiersesselliftes vom «Eggäzopfä» hinauf zum «Oberalpgadä». Dadurch könnten längere und attraktivere Pisten erschloissen, werden. «In diesem, vor allem oben recht steilen Gebiet ist ein Sessellift eindeutig von Vorteil, das vor allem für Snowboarderinnen und Snowboarder sowie für Kinder», betonte Emil Walker. Den alten Skilift abzureissen und den Betrieb ganz einzustellen, das ist für den Verwaltungsrat kein Thema. «Das Biel ist sehr schneesicher, was sich gerade in diesem Winter wieder bestätigt. Die Höhe des Skigebiets über 1600 Meter sollte eigentlich Gewähr dafür sein, dass zumindest in den nächsten 20 Jahren dort Wintersport betrieben werden kann. Und mit dem Skibetrieb wird natürlich die Rentabilität der Luftseilbahn erhöht.» Der Verwaltungsrat der Kinzig AG erwartet nicht in erster Linie viel mehr Gäste, ihm ist es ein wichtiges Anliegen, die Qualität zu fördern.
2,2 Millionen Franken
Emil Walker sieht die Finanzierung als «Knacknuss». Der geplante Sessellift kostet 2,2 Millionen Franken. Allein ein neuer Skilift würde ebenfalls rund 1,2 Millionen Franken kosten. Die Kinzig AG braucht für ihr Projekt finanzielle Unterstützung. Bei einem durchschnittlichen Jahresumsatz von rund 500`000 Franken kann sie einen neuen Sessellift nicht alleine finazieren. Man ist auf Geldgeber angewiesen. Derzeit laufen Abklärungen beim Bund und beim Kanton. Die Antwort wird demnächst erwartet. Sobald der Entscheid vorliegt, wird der Verwaltungsrat das Gespräch mit der Gemeinde und den Banken aufnehmen. Er wird aber auch die Bevölkerung zur Unterstützung aufrufen. «Es ist keine einfache Aufgabe, das Geld zusammenzubringen. Die angespannte Wirtschaftslage spricht nicht unbedingt für solche Projekte. Trotzdem sind wir guten Mutes, unser Vorhaben realisieren zu können», äusserte sich Emil Walker zuversichtlich.
Neuer Skilift wäre Stillstand
Im anschliessenden Podiumsgespräch waren sich die Teilnehmer einig, dass es sich um ein durchdachtes und damit unterstützungswürdiges Projekt handelt. Der Präsident des Snowboard- und Freeskivereins «Ürner Meitlibei», Christian Arnold, ist überzeugt, dass nach der Erschliessung eines grösseren und vor allem attraktiveren Skigebiets viele Wintersportlerinnen und Wintersportler, die inzwischen andere Stationen bevorzugen, vermehrt wieder aufs Biel kommen. Auch Werner Schillig, der Präsident des SC Edelweiss Bürglen, stellte sich voll und ganz hinter das Vorhaben des Verwaltungsrats: «Der Bau eines Skilifts ist heutzutage Stillstand. Wenn man etwas Neues erstellt, sollte es ein Sessellift sein.» Ähnlich argumentierte auch Hans Schuler. Als Skiliftangestellter haben er und seine Arbeitskollegen ein besonderes Interesse daran, dass auf dem Biel weiterhin Wintersport betrieben wird. «Für uns ist das Skigebiet der Lebensnerv. Ein Sessellift wäre sicherlich ein grosser Schub.»
Bis auf den Kinzigpass?
Gesprächsleiter Erich Herger, Chefredaktor des «Urner Wochenblattes», wollte wissen, weshalb der Sessellift nicht bis zum Kinzigpass hinauf geplant ist, vielleicht gar in Verbindung mit dem Skigebiet Ratzi, Spiringen. «Ein so grosses Projekt ist heute nicht realistisch. Neue und vor allem derart grosse Gebiete mit Anlagen zu erschliessen, ist allein schon aus Umweltschutzgründen enorm schwierig. Es gibt genügend Beispiele dafür», sagte Emil Walker. Er sieht aber durchaus Potenzial, was die Zusammenarbeit mit dem Ratzi anbelangt. Der Verwaltungsrat sei an einem diesbezüglichen Ausbau durchaus interessiert.
Erich Megert, Verwaltungsrat der Andermatt Gotthard Sportbahnen AG und FDP-Landrat, hält die Zusammenarbeit unter den Skigebieten für enorm wichtig. «Wenn die Anlagen im Voralpengebiet verschwinden, wird sich das über kurz oder lang auch auf die grossen Skigebiete negativ auswirken.» Nach Einschätzung von Erich Megert hat der Verwaltungsrat der Kinzig AG seine Hausaufgaben gemacht. Der Bau einer Sesselbahn sei eine vernünftige Idee und entspreche einem Kundenbedürfnis. Zudem könnte das Biel damit werben, das erste Skigebiet im Unterland zu sein, das über einen Sessellift verfüge. Überhaupt sei die Positionierung von entscheidender Bedeutung. Nur wer sein Produkt gezielt vermarkte, inszeniere und gleichzeitig seine Stärken auf das Optimum trimme, könne erfolgreich am Markt agieren. Erich Megert warnte davor, bei der Finanzierung allzu stark auf Subventionsbeiträge zu setzen. «Entscheidend ist das Feuer für ein solches Projekt», betonte er. Und genau dieses Begeisterungsfeuer ist in der Bürgler Bevölkerung durchaus vorhanden.
Urs Hanhart