Beitrag
von Wooly » 19.12.2020 - 15:59
BNN heute:
Kritik am Vorgehen der Landesregierung
Skiliftbetreiber an der Schwarzwaldhochstraße sind frustriert und klagen über Existenznöte
Seebach/Baiersbronn. Skiliftbetreiber in der Region und an der Schwarzwaldhochstraße sind frustriert und sehen sich in ihrer Existenz bedroht. Per Landesverordnung wurde der Betrieb ihrer Lifte bis 10. Januar eingestellt. Und dann? „Das weiß keiner“, sagt Christian Zimmermann aus Baiersbronn-Mitteltal, der mit seinem Vater Ernst die Lifte Vogelskopf und Zuflucht nahe der Schwarzwaldhochstraße betreibt. Schon die Art der Mitteilung ärgert ihn. Von der Verordnung des Landes hätten seine Kollegen und er über die Medien erfahren. Zimmermann: „Wenn man sich nicht selbst darum kümmert, passiert gar nichts“.
Nina Trayer, Wirtin der „Ruhesteinschänke“, organisiert die beiden Lifte praktisch vor ihrer Gasthaustür am Ruhestein. Unsere Frage, was sie vom derzeitigen Zustand hält, beantwortet sie mit einem klaren: „Bescheiden! Es ist alles geschlossen. Bis 10. Januar“. Zwar würde die derzeitige Schneelage einen Skibetrieb noch nicht zulassen, die Wetterkarte jedoch verspräche schneereiche Weihnachtsferien. Das Weihnachtsgeschäft aber sei schon mal gestrichen. Der vergangene Winter habe ihren Lifte, eine reine Naturschnee-Anlage, gerade mal neun Betriebstage gewährt: „Wenn jetzt wieder die Skilifte stehen müssen, wird es eng für uns“.
Heiko Fahrner vom Nationalpark-Schliffkopfhotel, das drei Lifte in Unterstmatt an der Schwarzwaldhochstraße sowie den Lamm-Lift in Kniebis betreibt, ist auf Hundertachtzig. Die Lifte mussten abgestellt werden, doch bereits am vorvergangenen Wochenende seien die Schneehänge an der Schwarzwaldhochstraße “total überfüllt“ gewesen. Sein Betrieb hätte bei den derzeitigen Minustemperaturen gut die Pisten beschneien können. Und man hatte auch ein eigenes Hygiene-Konzept dafür entwickelt, durfte aber nicht an den Start gehen. Bei den Schlittenfahrern habe kaum einer auf Abstände geachtet. Es sei nicht nachvollziehbar, dass Lifte mit Hygienekonzepten schließen müssen, aber Schlitten ungehindert fahren dürften. Es habe sich ein gutes Weihnachtsgeschäft an den Liften abgezeichnet, auch das sei jetzt gestrichen. Es sei „unerhört, was sich unsere Regierungen leisten“. Er habe sich schriftlich an die Abgeordneten Thomas Bareiss und Hans-Joachim Fuchtel (beide CDU) gewandt und von diesen ebenso wenig Antwort erhalten wie von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne).
Christian Zimmermann spricht von einer sehr unbefriedigenden Situation. Nach der schlechten Saison im vergangenen Jahr noch so einen Winter erleben? „Das würde sehr sportlich werden für die Skilifte im Schwarzwald“, meint Zimmermann sarkastisch.
Bereits Ende Oktober hatte der Verein Wintersport Stokinger in Freudenstadt, der die beiden Stokinger-Lifte in Freudenstadt-Lauterbad betreibt, von sich aus entschieden, in dieser Saison zu pausieren. Die Auflagen des Hygienekonzepts seien für einen Verein nicht zu erfüllen, so Vorsitzender Erhard Anger.
Alle befragten Liftbetreiber hatten Verständnis dafür, dass die Pandemie Einschränkungen auch bei Skiliften verlangt. Sie beschwerten sich jedoch über die Ziel- und Planlosigkeit von Anweisungen und Vorschriften der Behörden. Wie geht es nach dem 10. Januar weiter? Über eine staatliche Entschädigung für die Liftbetreiber herrscht allgemeine Unsicherheit.