Ein Ort am Abgrund: Den Bewohnern von Brienz droht der Verlust ihrer Heimat – sie könnte zerstört werden durch die Natur, mit der sie jahrhundertelang gelebt haben. Behörden und Geologen arbeiten an einer Lösung, bereiten sich aber gleichzeitig schon auf das Schlimmste vor.
Hangrutschungen sind in Hochgebirgen geologischer Alltag. Selbstverständlich ist es traurig, wenn ein komplettes historisches Dorf betroffen ist, aber es bleibt wohl nur die Umsiedlung. Damals hat man nun mal ohne Bodengutachten gebaut.
Nun, ich kenne besagtes Dorf (Brinzauls oder Brienz, je nachdem) sehr gut, da ein guter Freund von mir dort seit vielen Jahren ein Haus besitzt und ich deswegen schon ein paar Mal dort war. Fraglos, dass dort der halbe Hang stark in Bewegung ist und diese Tatsache für starke Beunruhigung sorgt. Andererseits kann mich noch gut erinnern, dass bereits vor mehr als zwanzig Jahren der baldige Untergang dieses (schmucken) Dorfs verkündet wurde...
Das Problem am Brienzer „Rutsch“ sind nicht nur die Sackungen im umliegenden Gebiet, sondern auch die grossen Felsbrocken aus Dolomitgestein, die sich neuerdings vermehrt lösen und das Dorf samt Durchgangsstrasse gefährden. Auch ein grösseres Felssturzereignis kann hier wohl - beispielsweise nach einer intensiven Regenphase - nicht ganz ausgeschlossen werden.
Harzwinter hat geschrieben: ↑05.12.2019 - 15:49
Hangrutschungen sind in Hochgebirgen geologischer Alltag. Selbstverständlich ist es traurig, wenn ein komplettes historisches Dorf betroffen ist, aber es bleibt wohl nur die Umsiedlung. Damals hat man nun mal ohne Bodengutachten gebaut.
Geologischer Alltag ist die treffende Bezeichnung für diese Hangrutschungen in den Alpen.
Die Rutschung in Brienz begann übrigens bereits Ende des 19. Jahrhunderts. https://www.suedostschweiz.ch/politik/2 ... deren-lage
Wenn es nach dem Nachrichtemagazin FOCUS-online geht, sollten auch die Bewohner von Brienz am Brienzer See die Koffer packen. Artikel mit Bild von Brienz mit See.
Exakte Recherche zeichnet Qualitätsjournalismus aus
Interessantes Ereignis, für die Bewohner die ihre Heimat verlieren letztendlich traurig. Es muss sonderbar sein, jahrelang zu wissen, "irgendwann" weg zu müssen, weil der Berg daherkommt. Verfolge die Geschichte vom Dorf seit vielen Jahren über SRF, immer wieder wurde berichtet. Dass es jetzt so schnell kommt, überrascht. Immerhin scheint alles helvetisch perfekt für die "Phase Rot" vorbereitet worden zu sein.
Auch dieser Aspekt:
"Das Bundesamt für Zivilluftfahrt erliess zudem eine Flugverbotszone über dem Dorf. Sie reicht vom Boden bis auf eine Höhe von 3050 Meter und hat einen Radius von rund 3.5 Kilometern. Die Flugverbotszone gilt auch für Drohnen"
Man stelle sich vor, es wäre keine Flugverbotszoine erlassen worden: In umliegenden Dörfern wären sämtliche Hotelzimmer durch Influenzer und -ösen aller Welt ausgebucht, der Himmel über Brienz wäre mit deren Drohnen zugemüllt, kein Heli könnte fliegen, Gefahr ginge zudem von randommässig herabfallenden Drohnen aus...
Kris hat geschrieben: ↑12.05.2023 - 15:22
für die Bewohner die ihre Heimat verlieren letztendlich traurig.
Hoffentlich wird es dazu nicht kommen. Die Geologen sind der Ansicht, dass die grösste Wahrscheinlichkeit ist, dass „die Insel“ stückweise ins Tal rutscht und es zu keinen oder nur geringen Schäden kommt. Aber man kann die Gefahr, dass alles auf einmal kommt und das Dorf zerstört, nicht ausschliessen. Man hofft sehr, dass nach dem (hoffentlich baldigen) Ereignis, die Leute wieder zurück in ihre Häuser können.
Kris hat geschrieben: ↑12.05.2023 - 15:22
Man stelle sich vor, es wäre keine Flugverbotszoine erlassen worden: In umliegenden Dörfern wären sämtliche Hotelzimmer durch Influenzer und -ösen aller Welt ausgebucht, der Himmel über Brienz wäre mit deren Drohnen zugemüllt, kein Heli könnte fliegen, Gefahr ginge zudem von randommässig herabfallenden Drohnen aus...
Made my day!
Ich denke es geht hier auch darum den Luftraum freizuhalten für Überwachungsflüge und um das Personal an Ort und Stelle zu bringen. Ich glaube nicht, dass sich da jemand findet der freiwillig auf dem Geröll rumklettert ohne die Gewissheit, dass er wenn nötig auf einen Heli zählen kann den ihn rechtzeitig aus der Gefahrenzone bringt.
Übrigens Brienz BE und Brienz GR wird zwar gleich geschrieben, aber etwas anderst ausgesprochen. Brienz und Bri-Enz. Die falschen Berichte alla Focus bericht hat nun dazu geführt, dass Touristen in Brienz BE aus Angst ihren Urlaub absagen wollen. https://www.watson.ch/schweiz/bern/8551 ... ienz-be-an
Jetzt hat es das auch bei uns in die allgemeinen Fernsehnachrichten geschafft. Naja ich fürchte das sind Ereignisse die sich in Zukunft in den Bergen allgemein häufen werden.
Naja, diese instabile Zone dort rutscht schon seit jeher. Ob sie in den Zusammenhang mit dem Klimawandel gestellt werden kann, wage ich hier zu bezweifeln.
In vielen Medien wird immer von Brienz-Brinzauls gesprochen. Sollten sich die anderen vielleicht auch angewöhnen, um den Berner Oberländern nicht unnötig zu schaden. Die hatten es mit dem Unwetter 2005 auch nicht einfach.
Ja, es geht bei der Flugverbotszone (ist übrigens das falsche Wort, Flugbeschränkungsgebiet / Restricted Area heisst es richtig, sonst dürften auch Rettungshelis zB. nicht fliegen) um „Luft-Gaffer“, die man nicht will. Das macht man bei jedem grösseren Ereignis (Flugzeugabstürze, Bahnunfall, etc) so. Beim oben genannten Unwetter von 2005 machte man das noch nicht und ich bin damals tatsächlich mal in grosser Höhe über Brienz BE geflogen. Ist natürlich schon eindrücklich, sowas zu sehen, aber verständlich, das man dem entgegenwirken möchte. Nicht zuletzt wegen der zahlenmässig viel verbreiteteren Drohnen.
ski-chrigel hat geschrieben: ↑12.05.2023 - 17:43
[...]Ob sie in den Zusammenhang mit dem Klimawandel gestellt werden kann, wage ich hier zu bezweifeln.[...]
Ist der Klimawandel für die Gefährdung von Brienz verantwortlich? Nein, sagt Experte Löw. Denn: «In Brienz gibt es keinen Permafrost, der auftaut. Auch gibt es keinen Zusammenhang zwischen den jährlichen Niederschlägen und der Rutschgeschwindigkeit des Hangs. Die Instabilität des Hangs in Brienz hat also nichts mit dem Klimawandel zu tun.» Das sei ein Unterschied zu vielen anderen instabilen Gebieten in den Alpen, in denen der auftauende Permafrost die Hauptursache sei.
Ob Klimawandel oder nicht, für die Bewohner muss das ein unheimlich bitteres Gefühl sein, nicht zu wissen ob und wie lange die Heimat noch Zukunft hat. Man kann hier nur Daumen drücken und hoffen, dass es am Ende mit dem am wenigsten schlimmen Szenario endet.
Das besobdere dort ist halt dass es quasi zwei Probleme gibt, wobei das untere über einen grössere Zeithorizont für die meisten sicherlich dass grössere Problem ist als das obere.
An den grossen Rums so dass der Ort verschüttet wird glaube ich irgendwie nicht und wenn es in den nächsten Wochen keinen grossen Rums geben sollte kann dass in anderen ähnlichen Situationen verheerende Folgen haben, sei es weil keiner die Entscheidung trifft oder keiner sie dann befolgt.
Theo hat geschrieben: ↑12.05.2023 - 21:45
sei es weil keiner die Entscheidung trifft oder keiner sie dann befolgt.
Das ist ja immer das Dilemma. Kein Mensch kann wissen wie die Natur reagiert. Wenn dann die Verantwortlichen eine für die Bewohner zweifellos unangenehme Entscheidung treffen und nichts passiert ist das Gemecker groß. Wird nichts beschlossen und die Katastrophe passiert ist das Geschrei natürlich auch groß. Was soll man also machen? Ich möcht da nicht drinstecken...
Nun wird bereits die höchste Stufe, Phase blau vorbereitet. Diese beinhaltet auch die Sperrung der RhB-Strecke ins Engadin und die Kantonsstrasse zwischen Tiefencastel und Surava, was weitreichende Einschränkungen zur Folge hat. https://www.20min.ch/story/brienz-bergs ... 2795513838
Ist es denn nicht möglich, ähnlich wie bei Lawinen, das Abrutschen mittels entsprechend platzierter Sprengladungen kontrolliert durchzuführen?
Dass die Menge höher sein muss als bei Lawinen ist natürlich klar.
Ich vermute, dass es dabei wohl auch um Haftungsfragen geht, man stelle sich vor, durch eine solche Sprengung werden ein paar von den Häusern im Dorf zerstört, wie könnte man dann beweisen, dass das auch ohne Sprengung passiert wäre.
Da sich der Hang ja in Bewegung befindet, stelle ich es mir schwer vor, die nötigen Sprengladung auch exakt zu platzieren, da sie sich ja dann auch bewegen
Wenn lawinengefährdete Schneemassen einen Ort überrollen würden sprengt man bestimmt nicht. Das ist einfach eine ganz andere Situation hier, das ist nicht kontrollierbar.