Ich beginne meine Reportage mit dem Westalpenraum und arbeite mich langsam nach Osten vor. Eigentlich wollte ich ein einziges Topic daraus machen, worauf alle (wichtigen) Bahnen aufgelistet sind, werde aber jedoch jeden Bericht einzeln behandeln, damit man nicht ins Teufels Küche kommt. Viel Spaß dabei!
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Zwei der letzten drei Zahnradbahnen Frankreichs befinden sich im Department Haute Savoie. Eine davon, die Tramway du Mont Blanc, erschließt von Le Fayet aus das Mont-Blanc-Gebiet. Ursprünglich hätte die meterspurige, gemischte Adhäsions-und Zahnradbahn nach System Struib bis in 3800 m Höhe zur Aiguille de Gouter, einem Vorgipfel des Mont Blanc, führen sollen.
Am Ende des 19.Jahrhunderts wurden die verschiedenartigsten Bahnen zum Mont Blanc geplant. Keines dieser unrealistischen Projekte kam zur Ausführung. Genehmigt wurden schließlich die Pläne der Compagnie Tram du Mont Blanc. Vorgesehn war eine Streckenführung von Le Fayet über St. Gervais-Village zum Col de Voza und weiter über Bellevue in offener Linienführung zum Tete-Rousse-Schutzhaus in 3100 m Höhe. Von dort sollte in einem Kehrtunnel die Aiguille de Gouter erreicht werden. Die in 3800 m Höhe vorgesehene Gipfelstation wäre die höchstgelegene Bergstation einer Zahnradbahn in Europa gewesen ( 350 m höher als das Jungfraujoch !! ). Mit dem Bau wurde 1907 begonnen, und bereits im Spätsommer 1909 konnte das 7,6 km lange Streckenstück von Le Fayet bis zum 1638 m hoch gelegenen Sattel des Col de Voza eröffnet werden. Zwei Jahre später wurde die Verlängerung über Bellevue zum Mont Lachat auf 2077 m Höhe in Betrieb genommen. Fehlende Kredite verzögerten in der Folgezeit die Fertigstellung, und beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges im August 1914 wurden die Bauarbeiten am Fuße des Glacier de Bionnassay in 2372 m Höhe eingestellt. Leider konnte aufgrund des fehlenden Kapitals der Weiterbau bie mehr aufgenommen werden. So endet die Strecke noch heute wenige Meter nach zwei kurzen Tunnels abrupt in ungebrochener Steigung am Nid d´Aigle. Kein Umsetzgleis, kein Empfangsgebäude wurde errichtet. Auch ein Prellbock fehlt; die Strecke endet einfach im felsigen Gelände!
Die Zahnstangenrampen sind insgesamt 10,2 km lang, im Adhäsionsbetrieb werden 2,2 km befahren. Für den Betrieb bestellte die TMB bei SLM fünf Dampflokomotiven dessen Baujahr 1906 liegt, (Betriebnummer 1-5) mit der Achsfolge B. Von der Matigny-Chatelard-Bahn kam deren ehemalige Baulokomative 1927 als Lok Nr. 6 zur TMB. Auch sie war eine SLM-Maschine ( Baujahr 1903 ) mit der Achsfolge B. Fast 50 Jahre lang waren die Dampflolomotiven im Einsatz. Die Elektrifizierung der Bahn erfolgte 1957. (10,5 kV/50 Hz.) Drei Triebwagen liefert SLM/MFO, die dazugehörigen Beiwagen Dacauville. Diese drei elektrischen Triebwagenzüge reichen seither aus, um in der Sommer- und Wintersaison die Fahrgäste zu befördern. Die Züge tragen keine Betriebsnummer, sie unterscheiden sich durch die unterschiedliche zweifarbige Lackierung (blau/gelb, orange/elfenbei, gelb/blau). Von den Dampflolomotiven ist heute keine betriebsfähige Maschine mehr vorhanden. Nur noch die Lok Nr.2 steht im Schuppen von Le Fayet aufgestellt. Jedoch sind Gespräche über den Ankauf einer der neuen SLM-Dampflolomotiven, wie sie bereits bei verschiedenen Zahnradbahnen in Betrieb sind, im Gange.
Im SNCF-Bahnhof von Le Fayet endet die Vollbahn aus Richtung Genf und beginnt die schmalspurige Fortsetzung durch das Chamonixtal nach Le Chatelard mit Anschluß an die Martigny-Chatelard-Bahn. Vor dem Empfangsgebäude von Le Fayet warten die bunten TMB-Treibwagen auf die Fahrgäste. Am Beginn der Reise ins Mont-Blanc-Gebiet wird die Bahn ihrem Namen durchaus gerecht. Die Züge fahren wie eine Tram durch den Ort. Aber schon nach einigen hundert Metern beginnt am Ortsrand die erste Zahnstangenrampe, und die Züge benutzen ihre eigene Trasse. Erster halt ist die Ortschaft St. Gervais. Durch Wälder klettert die Bahn in der Maximalsteigung von 240 Promille hoch zur Ausweichstation Motivon. Weiter über den Col de Voza zur Haltestelle Bellevue-Telepherique, wo seit 1937 von les Houches heraufführende Seilschwebebahn der TMB zusätzliche Fahrgäste bringt. Durch alpine Hochgebirgslandschaft erreicht die Bahn den Endpunkt Glacier am Nid d´Aigle.
