Seilbahnjunkie hat geschrieben: ↑29.01.2021 - 07:33 Stimmt, aber es wird in der HVZ auch ein geringerer Komfort akzeptiert. Das bedeutet man rechnet in der HVZ mit den Stehplätzen, in der NVZ ohne. Aber es stimmt schon, im Vergleich zur Angebotsreduktion bei klassischen Verkehrsmitteln ist das schon wenig Spielraum.
Wir haben in München Linien, die tagsüber alle 5 Minuten fahren und in der Spätverkehrszeit alle 20 Minuten. Eine Relation von 4 : 1 bedeutet, dass, wenn die Seilbahnindustrie mit der 3S-Bahn im Markt des ÖPNV mitmischen will, das Bestücken und Garagieren während des laufenden Betriebs ermöglichen muss.
Der weltweite ÖPNV-Markt hat ein Volumen von ungefähr 100 Milliarden € jährlich, ist also mehr als 50 Mal so groß wie die gesamte weltweite Seilbahnmarkt.
Wenn also die Seilbahnindustrie gegen die klassischen Produkte von Siemens & Co antreten will, dann müssen auch die ÖPNV-Anforderungen erfüllt werden, die wesentlich härter sind als die für Skigebietsseilbahnen. Jährlich 7200 Betriebsstunden, Garagieren und Bestücken während des Betriebs, wesentlich kürzere Revisionszeiten mit doppelt redundanten Antrieb, doppelt redundanter Steuerung und doppelt redundanten Getriebe und deutlich schnellerer Fahrgeschwindigkeit sind Dinge, die beim ÖPNV erwartet werden. Erst dann, wenn die 3S-Bahn ununterbrochen 10 m/s fahren kann und sehr wartungsarme Schnellweichen für die 3S-Bahn entwickelt werden, wird ein Durchbruch gelingen.
Auf dieser Karte sieht man, dass wegen der geringen Geschwindigkeit der 3S-Bahn von 8,5 m/s die Stadträte zwischen Englschalking, Riem und Messestadt West viel lieber mit der U-Bahn fahren wollen, auch wenn die 10 Mal teurer ist. Aber die U-Bahn fährt eben 80 km/h, also 22,22 m/s und nicht 8,5 m/s.
Hier die Beschlussvorlage für den Münchner Stadtrat für den 10.02.2021:
https://www.ris-muenchen.de/RII/RII/DOK ... 366970.pdf
Seilbahnjunkie hat geschrieben: ↑30.01.2021 - 15:09 Da würde mich jetzt doch interessieren worauf du dich da stützt. DM gibt maximal 5.500 an, Leitner 6.000. Realisiert wurde beides meines Wissens noch nicht. Die 3-S die es gibt wurde wegen Windstabilität oder benötigter Spannfelder gebaut, nicht wegen der Kapazität (im Vergleich zur EUB).
Selbstverständlich ist eine 3S-Bahn einer EUB kapazitätsmässig überlegen. In Vietnam wurden erst 5500 Personen pro Stunde und Richtung realisiert. Da führt bei einer EUB kein Weg hin.
https://newsroom.doppelmayr.com/de/dopp ... -seilbahn/
Es besteht aber noch Luft nach oben. Die kritische Grenze bei einer 3S-Bahn liegt etwa zwischen 6300 und 7200 Personen pro Stunde und Richtung; erst bei 7200 Personen pro Stunde und Richtung ist auch bei einer 3S-Bahn Schluss, da die Stationsgeschwindigkeit auf 0,3 m/s begrenzt ist.
Wer mehr als 7200 pph haben will, baut dann eben eine U-Bahn oder Stadtbahn. In München schafft die U-Bahn, wenn alles ausgereizt ist, 30000 Personen pro Stunde und Richtung. In München haben wir aber eine Zugfolge von 120 Sekunden; Singapur schafft mit Bahnsteigtüren einen 90 Sekunden-Takt.