Kulturerbe Pomastange: Die östlichste Anlage der Alpen?

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Kris
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Kulturerbe Pomastange: Die östlichste Anlage der Alpen?

Beitrag von Kris »

Der kuppelbare Stangenlift von Pomagalski eroberte ab 1947 von Grenoble aus die Alpen. Schnell sausend wie so manche moderne spar-KSB und agil kurvengängig wurde er zum Liebling von Jung bis Alt, minimale motorische Fähigkeiten vorausgesetzt.
Es haftet dem Poma Lift eine faszinierende Technizität an, etwas Steampunk-artiges. Überzeichnet durch die Geräuschkulisse einer Stützenüberfahrt oder gar dem periodischen Eintrudeln des Gehänges in der Talstation unter dem laut ratternden Antrieb. Ebenso scheint für eine solche Talstation ein nicht zu durchblickender Stahlverhau nötig zu sein, der nach reiner Ratio jegliche Gesetze der Newtonschen Mechanik zu missachten scheint. Und dennoch oder gerade deswegen hervorragend funktioniert. Kurzum: Ein Kulturerbe.

Somit drang die Pomastange in der Nachkriegszeit bald bis weit in die Ostalpen vor. In Slowenien fahren ja noch solche glaube ich aus der Kommunistenzeit, wie zB. in Maribor wimre.

In Österreich sind die Pomas bereits lange abgewrackt, derweil gab es nur wenige wohl aufgrund der französischen Besatzungszone nach dem Krieg (Kufstein zB).

Somit gilt mein Interesse dem Hybridland Schweiz:
Die wirre Pomastange als hartes Kontrastprogramn zum gepflegten und weichzahmen Eidgenossen von WSO bzw. Städeli aus Nirosta und Teflon.

Dennoch: Selbst dem ehemaligen Pomaparadies Wallis gehen rasant die Pomalifte abhanden mittlerweile. Ein Desaster.
Somit: Welches ist die östlichste noch fahrende (kuppelbare) Pomastange der a) Schweizer Alpen und b) im Jura?
Seit dem Mot-da-Ri in Schuls weg ist, ebenso die Stange in Andermatt ... fürchte ich dass man mittlerweile weit Richtung Frankreich wandern müsste....

In den bayerischen Alpen gibt es wohl auch nichts. Der Neugierde halber: Gab es überhaupt französischen Pomastangen in der Amerikanischen Besatzungszone Bayern? Welche waren das falls ja?

Weiter im Norden in DE gibt es noch welche glaube ich mich zu erinnern?

Italien hat schon lange nichts mehr , "troppo pericoloso, troppo vecchio, ma come si può? Menomale che li hanno tolti già da decenni". An den Kundenbedürfnissen vorbei, Betriebserlaubnis unmöglich, würde es heißen im Sicherheitsbewussten italienischen Zeitgeist. Ein fixer 4er mit 2,0m/s bringt den zufriedenen Ersatz.
Dennoch: Welches war die letzte Stange in Italien? Nagler am Stelvio? Bormio? Es gab doch einige!
Zuletzt geändert von Kris am 28.03.2021 - 21:21, insgesamt 1-mal geändert.
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sheridan
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Re: Kulturerbe Pomastange: Die östlichste Anlage der Alpen?

Beitrag von sheridan »

Ich bin absolut kein Poma-Fan, aber am Keilberg /Klinovec CZ steht noch so ein Ding rum (Neklid).
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Lord-of-Ski
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Re: Kulturerbe Pomastange: Die östlichste Anlage der Alpen?

Beitrag von Lord-of-Ski »

sheridan hat geschrieben: 28.03.2021 - 20:51 Ich bin absolut kein Poma-Fan, aber am Keilberg /Klinovec CZ steht noch so ein Ding rum (Neklid).
Und zu welcher Region der Alpen gehört der Keilberg? :gruebel:
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sheridan
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Re: Kulturerbe Pomastange: Die östlichste Anlage der Alpen?

Beitrag von sheridan »

Lord-of-Ski hat geschrieben: 29.03.2021 - 10:02 Und zu welcher Region der Alpen gehört der Keilberg? :gruebel:
Zur gleichen wie der Norden Deutschlands ?
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gerrit
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Re: Kulturerbe Pomastange: Die östlichste Anlage der Alpen?

Beitrag von gerrit »

Hat zwar nicht zu 100% mit der Frage nach aktuell noch existierenden Poma-Liften zu tun, aber ich weiß nicht, ob hier bekannt ist, dass die erste Version des Schöngrabenlifts am Kapall in St. Anton auch ein Poma-Lift war.
Erinnerungen: meine Berichte seit 2005 (bzw. 1983)
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Kris
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Re: Kulturerbe Pomastange: Die östlichste Anlage der Alpen?

Beitrag von Kris »

Nach der sukzessiven Eroberung der Pomagalskiarme gegen Osten in den ersten Nachkriegsdekaden, musste die Grande Nation einen mittlerweile überstürzten Rückzug antreten. Werter Kollege MM hat dankenswerte recherchiert was Sache ist:

Der östlichste Pomalift der Alpen (abgesehen von jenen der Résistance in Slowenien) hält in St.Luc seine Stellung, die Frontlinie verläuft somit nur mehr 56km vor den Grenzen des Gallischen Reichs!

Letzter mittlerweile untergegangene Vorposten im Osten war lange jener in Tarasp.
Immerhin, in Col des Mosses (VD) entstand noch 2008 ein neuer letzte Verteidigungsanlage aus Grenoble, eine Bollwerk von Nouvelle Génération aus zwei parallelen Liften mit entsprechend voluminöser Winkelstation in bester akustischer und visueller Tradition. Allerdings nur mehr verletzliche 22km von der französischen Grenze entfernt, quasi der Vorgaten vom Pomaland!
https://www.remontees-mecaniques.net/bd ... -2538.html

In DE fernab der Alpen gibt es (nebst dem kleinen Plagiat in Ibach) eine sehr schöne Pomastangenanlage in Muggenbrunn im Schwarzwald: https://www.youtube.com/watch?v=2zu1rdtEWfY

Nochmals Dank an MM fürs recherchieren!


https://map.geo.admin.ch/mobile.html?la ... .89&zoom=1
Zuletzt geändert von Kris am 30.03.2021 - 22:49, insgesamt 1-mal geändert.
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Kris
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Re: Kulturerbe Pomastange: Die östlichste Anlage der Alpen?

Beitrag von Kris »

Ein Lagebild der Situation 2021, ermittelt wiederum von MM. Wobei hier noch vorhandene LSAP-Anlagen auch aufgenommen sind.
Deutlich zu erkennen das Debakel des Zusammenbrechens der ehemals stolzen Pomastangen Ostfront und überstürzter Rückzug Richtung Hexagone:
Das letzte Dutzend Lifte hält sich wacker noch auf helvetischem Grund, ein gewisses frankofone Lokalkolorit dort dürfte die Lifte noch einige Jahre gewähren lassen. Die Tage sind dennoch gezählt.

Es lebe fortan der fixe 4er Sessellift ohne Förderbandeinstieg mit automatischem Sicherheitsbügel als zeitgemäßer sicherer Ersatz im Sinne moderner Kund*nnenbedürfnisse.

Bild


Als Direktlink ins Schweizer Topo:
https://s.geo.admin.ch/8faf3ddb75
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gerrit
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Re: Kulturerbe Pomastange: Die östlichste Anlage der Alpen?

Beitrag von gerrit »

Nun ja, analog zum Weißwurstäquator nun der Poma-Meridian...... :wink:
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