temperaturunabhängige Schneeerzeugung - eine wirtschaftliche Alternative für die Mittelgebirge?

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basti.ethal
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temperaturunabhängige Schneeerzeugung - eine wirtschaftliche Alternative für die Mittelgebirge?

Beitrag von basti.ethal »

Der diesjährige "Winter" hat uns gelehrt, dass selbst schlagkräftige Schneeanlagen nicht ausreichend sind, um bei solchen Temperaturlagen sicher Skibetrieb anzubieten. Ob dieser Winter dabei eine Ausnahme darstellt oder nicht, möchte ich dabei außen vor lassen.

Winterberg hat mit den SnowFactory Pisten in den letzten Wochen bewiesen, dass ein wirtschaftlicher Betrieb dieser Anlagen wohl tatsächlich machbar ist.
Nur frage ich mich, ob Winterberg damit nur eine Ausnahme darstellt? Die Bedingungen hierfür sind dort auf jeden Fall gegeben: ein riesiges Einzugsgebiet, welches selbst bei schlechten Bedingungen ausreichend Gäste zieht, sowie kurze, relativ leichte Hänge, die sich "relativ schnell" beeisen lassen. Ich denke, hier werden wir in der nächsten Saison noch mehr SFs sehen.

Aber lässt sich die dort vorherrschende Situation auch auf andere deutsche Mittelgebirgsregionen spiegeln? Welche Gebiete könnten hier noch nachziehen?
Der Harz hat sicherlich ausreichend Gäste hierfür, jedoch wären die Pisten am Wurmberg recht lang, um sie vollständig mit Scherbeneis zu versorgen.
Würden im Erzgebirge die Gäste auch bei miserablen Wetter reichen reichen? Auch hier sind die akutellen Liftanlagen erlativ lang und somit viel Schnee notwendig.
Könnte der Schwarzwald über solche Alternativen nachdenken oder stehen sie dort schon zu stark in Konkurrenz zu den Alpen?

Auch für uns im Thüringer Wald bzw. in der Skiarena Silbersattel haben wir diese Möglichkeit schon geprüft. Der diesjährige Winter hat uns jedoch darin bestätigt, dass es für uns keine Lösung ist.
Eine temperaturunabhängie Beschneiung wäre mit einer SF1000 nur auf dem Fellbergplateau realistisch, da die anderen Pisten zu lang, bzw, zu steil wären. Dann bräuchte es 2-3Snowfactorys.
Ohne genaue Zahlen zu nennen, kann pro SF1000 ca. 1Mio. an Anschaffungskosten veranschlagt werden.
Nun hatten wir in dieser Saison den Fall, dass wir auch mit konventioneller Beschneiung über Weihnachten das Fellbergpleateu öffnen konnten und ab dem Jahreswechsel bis zur Mittelstation öffnen konnten.
Bisher haben wir alle geplanten Betirebstage erfüllt. Dennoch konnten wir nicht einmal 50% unserer Gästezahlen erreichen, da wir zu 80% von Tagesgästen leben. Und diese kommen nun mal nicht, wenn das allgemeine Wintersetup nicht passt bzw. bei 2-stelligen Plusgraden im Flachland komplett ausbleibt. Unser Einzugsgebiet ist hierfür einfach nicht groß genug und bietet nicht das entsprechende Clientel, um nur auf weißen Bändern herumzurutschen.
Wir brauchen den richtigen Winter (zumindest die Kälte und die weiße Optik), somit für den Thüringer Wald keine Option....

Ich bin gespannt auf die Meinungen bzw. Erfahrungen aus den anderen Mittelgebirgen.
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Re: temperaturunabhängige Schneeerzeugung - eine wirtschaftliche Alternative für die Mittelgebirge?

Beitrag von Pancho »

Wie ist denn so eine bei Plusgraden von einer Snowfactory erzeugte Piste von der Qualität her? Stell ich mir auf Dauer jetzt eher weniger spaßig vor... :naja:
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Re: temperaturunabhängige Schneeerzeugung - eine wirtschaftliche Alternative für die Mittelgebirge?

Beitrag von Spezialwidde »

Winterberg hat ja für die Bobbahn eine riesig dimensionierte Kälteanlage welche auch Kälte für die Schneeproduktion bereitstellen kann. Dazu wird die Abwärme auch noch genutzt. In sofern stellt Winterberg einen Spezialfall dar. Das ist technisch gesehen was ganz anderes als die klassischen Schneeerzeuger die mit Vakuumverdampfung arbeiten. Der "Schnee" der dort erzeugt wird ist eher sowas wie Scherbeneis. In sofern hat man am Standort Winterberg die tolle Vorraussetzung das so machen zu können. Ob sich die Errichtung neuer Anlagen langfristig rentiert wage ich stark zu bezweifeln. Das sagt einem schon die Physik...
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Re: temperaturunabhängige Schneeerzeugung - eine wirtschaftliche Alternative für die Mittelgebirge?

Beitrag von GIFWilli59 »

Die Scherbeneis-Anlagen an den Skipisten haben nichts mit der Bobbahn zu tun.
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Re: temperaturunabhängige Schneeerzeugung - eine wirtschaftliche Alternative für die Mittelgebirge?

Beitrag von albe-fr »

basti.ethal hat geschrieben: 24.02.2020 - 10:03 Winterberg hat mit den SnowFactory Pisten in den letzten Wochen bewiesen, dass ein wirtschaftlicher Betrieb dieser Anlagen wohl tatsächlich machbar ist.
Woher weisst Du das?

Ich vermute ja eher, dass man versucht hat mit einem blauen Auge durch den Winter zu kommen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich die derzeitigen Tageskartenpreise halten lassen, wenn Winter wie diese Saison zum Normalfall werden.
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GIFWilli59
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Re: temperaturunabhängige Schneeerzeugung - eine wirtschaftliche Alternative für die Mittelgebirge?

Beitrag von GIFWilli59 »

basti.ethal hat geschrieben: 24.02.2020 - 10:03 Winterberg hat mit den SnowFactory Pisten in den letzten Wochen bewiesen, dass ein wirtschaftlicher Betrieb dieser Anlagen wohl tatsächlich machbar ist.
Nur frage ich mich, ob Winterberg damit nur eine Ausnahme darstellt? Die Bedingungen hierfür sind dort auf jeden Fall gegeben: ein riesiges Einzugsgebiet, welches selbst bei schlechten Bedingungen ausreichend Gäste zieht, sowie kurze, relativ leichte Hänge, die sich "relativ schnell" beeisen lassen. Ich denke, hier werden wir in der nächsten Saison noch mehr SFs sehen.
Auch im Sauerland kann man beobachten, dass der richtige "Run", also viele Tagesgäste aus dem dt. Einzugsgebiet dieses Jahr nahezu ausgeblieben ist, da es in den Städten im Ruhrgebiet oder auch in Kassel/Marburg nie wirklich winterlich war. Außerdem konnte man beobachten, dass ein weißes Band (egal aus welcher Schneeart) weit weniger Gäste lockt, als wenn wenigstens ein paar Zentimeter Schnee die Landschaft winterlich wirken lassen.

Ferner bezweifle ich auch, dass sich die treuen niederländische Gäste dauerhaft mit solchen Verhältnissen zufrieden geben würden. Meist ist die Schneelage in den Krokusferien doch signifikant besser. Wenn ich als Gast dieses Jahr in Winterberg bin, würde ich mich sicher schon fragen, ob es nächstes Mal nicht lohnenswerter ist, in die Alpen zu fahren. Wie aber der diesbezügliche "Break-even-Point" hinsichtlich Anfahrt/Preis vs. Urlaubs-/Skivergnügen aussieht, kann ich nicht beurteilen.

Zur Wirtschaftlichkeit: Ich bin mir nicht so sicher, ob diesen Winter dann tatsächlich am Ende eine schwarze Zahl herauskommt, aber man dürfte zumindest gezeigt haben, dass man auch bei widrigsten Bedingungen ein kleines Angebot schaffen und aufrechterhalten konnte. Das erhöht m. M. n. die Chancen, dass die Skigäste wiederkommen, beträchtlich.

Es gab ja mal einen Fernsehbeitrag, in dem sich auch andere Betreiber in Winterberg offen für die SFs zeigten, mal sehen, was daraus wird. Eine SF100 zur Ergänzung hätte dem Brembergkopf 1 schon geholfen oder auch an der Kappe, die ja anfangs nur auf den ersten 50 m keinen Schnee hatten.

Und ansonsten wäre es finanziell nur der Ettelsberg-Seilbahn zuzutrauen, die hat aber nicht die passenden Pisten dafür (jede der beiden länger als das, was am Poppenberg per SF beschneit wird und viel zu ausgesetzt. Auch finanziell derzeit undenkbar, da man mit der neuen K1-8KSB erst gut 50 Ski-Betriebstage hatte (in zwei Wintern) und der Sommerbetrieb (noch) nicht sonderlich ertragreich ist. Oft fährt die Bahn nahezu leer, anders als in Winterberg.
Aber lässt sich die dort vorherrschende Situation auch auf andere deutsche Mittelgebirgsregionen spiegeln? Welche Gebiete könnten hier noch nachziehen?
Der Harz hat sicherlich ausreichend Gäste hierfür, jedoch wären die Pisten am Wurmberg recht lang, um sie vollständig mit Scherbeneis zu versorgen.
Schwer zu sagen, rein infrastrukturell (konventionelle Beschneiung + Bahnen) ist Winterberg den meisten anderen Mittelgebirgsdestinationen ja auch weit voraus, also warum sollten die nun ausgerechnet eine SF anschaffen?

Genug Gäste ja, aber vorstellbar wäre es nur bei den größeren Gebieten Bocksberg, Matthias-Schmidt-Berg und Wurmberg. Erstere bekommen aber nicht mal die konventionelle Beschneiung hin und am Wurmberg wird auch sehr vorsichtig investiert. Da könnte man damit auch nur den Hexenritt-SL oder Nordhang belegen. Ein Zwischenausstieg an der 4SB wäre vermutlich das Sinnvollste, aber ich traue dem Betreiber beim besten Willen nicht zu, so viel Geld in die Hand zu nehmen.


Edit:
Pancho hat geschrieben: 24.02.2020 - 10:53 Wie ist denn so eine bei Plusgraden von einer Snowfactory erzeugte Piste von der Qualität her? Stell ich mir auf Dauer jetzt eher weniger spaßig vor... :naja:
Aus der SF kommen ja zunächst Eisplättchen (ca. 4 mm x 7 mm x 0,5 mm). Das ist dann der bisweilen erwähnte "Treibsand", der sich weder gut verarbeiten noch fahren lässt. Wichtig ist, dass die Plättchen erstmal antauen und dann per Fräse zerkleinert und vermischt werden, im Idealfall friert es auch nochmal zusammen. So kann dann nach geschätzt 4-7 Tagen eine Piste entstehen, die an die Sulzqualität im Frühjahr heran kommt. Bei neu produziertem Eis hat man dann natürlich wieder das Treibsand-Problem, ganz los wird man das also leider nicht.
Übersicht über meine Berichte
2020/21: 101 Tage
Skitouren (75): 18x Willingen, 15x Steinach, 12x Winterberg, 7x Gr. Inselsberg, 6x Ilmenau, 6x Ernstthal, 5x Schneekopf, je 1x Elkeringhausen, Döllberg/Suhl, Goldlauter, Jena, Kassel, Oberhof
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