Skitour Brauneck, Ostermontag, 5. April 2021

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Emilius3557
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Skitour Brauneck, Ostermontag, 5. April 2021

Beitrag von Emilius3557 »

Original-Bericht unter: http://www.sommerschi.com/forum/reporta ... t4850.html

Brauneck – Ostermontag 2021 auf Skiern

Dieser Ausflug hat eine kleine Vorgeschichte: Gut sechs Tage zuvor hatten wir eine kleine Wanderung auf die sog. Sunntrattn oberhalb von Gaißach im oberbayerischen Isarwinkel gemacht, ein recht steiler, praller Südhang, der immer zuletzt Schnee bekommt und als erstes wieder aper wird, so dass man dort fast ganzjährig wandern kann.

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Sunntrattn vom Brauneck im Zoom

Obwohl nur 380 Höhenmeter überwunden werden und die „Gipfel“-Höhe nur 1050 m beträgt, ist die Aussicht auf den Isarwinkel, die Benediktenwandgruppe, das Karwendel und den Alpenrand sehr eindrücklich.

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Aussicht von den Sunntrattn auf Isarwinkel, Benediktenwandgruppe und Karwendel

Von dort aus sah ich, dass die beiden beschneiten Talabfahrtsbereiche am Brauneck noch so aussahen, als könnte man bis ins Tal abfahren.

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Brauneck von den Sunntrattn gesehen – Garland-Bereich

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Garland-Hang im Zoom mit Brauneck-Gipfel und der 3-SB Trasse

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Talbereich ZUB und Skiclub-Gelände Lenggries

Diese Info samt Photo gab ich einem Freund weiter, der prompt am nächsten Tag die Garland-Abfahrt aufstieg und abfuhr und von weitgehend guten Verhältnissen berichtete. Dies gab den Ausschlag für mich es selbst zu versuchen und die nächsten Tage vergingen mit Wettervorhersage prüfen, Koordination der Osterfeierlichkeiten und Suche nach möglichen BegleiterInnen. Schließlich und endlich fiel die Wahl auf den Vormittag des Ostermontags, das Wetter sollte bis in den Nachmittag halten (was auch der Fall war), allerdings ging ich allein, was in Bezug auf eine Skitour auch eine Premiere war, allerdings ist das Gelände auf den Wegscheider Pisten ja ziemlich risikoarm.

Die Anfahrt am ruhigen, sehr sonnigen Ostermontag war sehr entspannend, A8 leer, man konnte sogar mal 160 fahren, dann meine Lieblingsstrecke am Warngauer Flughafen vorbei nach Tölz und in den Isarwinkel bis zum Parkplatz Draxlhang (5 Euro Parkgebühr).

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Dort angekommen sank allerdings mein Mut zunächst beträchtlich, denn die perfekten Skiwiesen von Wegscheid waren quasi komplett ausgeapert. Am Jaudenhang drüben sah ich etwas mehr Schneereste, aber ich wollte nicht wieder umparkieren oder hinüberlaufen.

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Ich sah jedoch auch, dass bereits unterhalb der Talstation der 6-KSB Milchhäusl durchgehende Schneereste am südlichen Pistenrand (schattig!) begannen und da es dort ja sehr flach ist, schien es mir vertretbar die Skier hinauf und nachher wieder hinunter zu tragen. Unprofessionell ausgerüstet wie ich bin, habe ich natürlich keinen Rucksack, an dem sich die Tourenskier befestigen lassen. Es gab auch keinen Anlass sich einen solchen zuzulegen, denn die heutige Tour war die erste seit der Rudolfshütte im März 2015!

Am Parkplatz pfiff der Wind recht stark und kühl, so dass ich mich eilig in die Skiklamotten umzog, etwas unroutiniert Rucksack und Ausrüstung packte, die Skier schulterte und losmarschierte (gegen 8.30 Uhr). Ich folgte dem Fahrweg parallel zur Draxlhang-Piste und querte rechtzeitig hinüber zu den Schneeresten (nur ca 10 Minuten Aufstieg bis dahin), bereits gut aufgewärmt, so dass ich beim Anschnallen meiner (alten) Tourenskier (Felle bereits abends aufgezogen) auch den Anorak ausziehen konnte. Die Skier freuten sich über den Schnee – zuletzt waren sie im Juli 2014 am Glacier de Pisaillas im Einsatz!

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Anschnallpunkt am untersten Schneerest


Das Tolle ist: wie Skifahren verlernt man auch Aufsteigen auf Fellen nicht. Sofort freute ich mich über das deutlich angenehmere Aufsteigen im Vergleich zu den geschulterten Skiern.

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Blick zurück auf den morgenglichen Draxl-Hang

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Blick hinüber auf die Draxl-Lifte und die Talstation 6-KSB Milchhäusl

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Blick zur bereits aperen Waxensteinabfahrt

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Hier ab durch die Mitte geht es für mich weiter

Im Aufstieg folgte ich dem Schnee an der Bergstation der Schlepplifte vorbei, bei der Murbachquerung musste ich kurz den geräumten Fahrweg queren, dann folgte die „Schlüsselstelle“ des Aufstiegs, der ganz schön steile, bucklige und morgens hartgefrorene Milchhäusl-Hang. Harscheisen hatte ich dabei, brauchte sie aber nicht.

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Milchhäusl-Steilhang von unten

Sobald der Steilhang überwunden war dreht die Exposition der Piste ja auf Ost, es wurde sofort weicher und flacher und somit angenehmer zu gehen. Allein war ich nicht, immer wieder wurde ich von schnelleren, meist älteren Tourengehern überholt, aber überlaufen konnte man den Aufstieg jetzt auch nicht nennen.

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Hier dreht die Talabfahrt vom Nord des Steilhangs wieder auf Ost. Schneelage auch unter 1000 m kein Problem dank Grundbeschneiung

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Blick zurück ins grüne Tal

Die Wegscheider Standardabfahrt ist überraschend vielfältig in ihren Neigungen, Steilstücke folgen auf flachere und vice versa.

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Hier wird es mal wieder steiler

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Und Blick von oben

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Wieder flacher

Bei der Verzweigung in „Stopselzieher“ und „Stockhang“ entschied ich mich für den steileren und direkteren Stockhang. In der ersten Stunde des Aufstiegs hatte ich etwas mehr als 420 Höhenmeter geschafft.

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Verzweigung: „Stopselzieher“ (links) und „Stockhang“ (rechts). Bei der Abfahrt wählte ich dann den flacheren und längeren Stopselzieher

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Im „Stockhang“

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Blick zurück

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„Stockhang“ oberer Abschnitt. Ich hielt mich möglichst im Schatten, die Sonne brennt doch ganz schön hinein und meinen weißen „Sommerskihut“ hatte ich leider daheim vergessen

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Hier trennen sich beide Pistenäste. Blick in den oberen Querabschnitt des „Stopselziehers“

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Blick hinunter in den „Stockhang“, den ich gerade hinaufgestiegen bin

Danach folgt ja das längere Flachstück in den Kotalmkessel, das man schnell überwindet.

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Hier geht’s zur Erholung flach in den Kotalmkessel

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Querung in den Kotalmkessel. Der Gipfel wirkt schon nah…

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Blick zurück. Bei der Abfahrt heißt es dann Laufenlassen bzw. schieben


Dort folgte ich einer Spur bergwärts gesehen links am Hang mit der Idee, dadurch insgesamt weniger steil aufzusteigen.

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Kotalmkessel mit Talstation 4-SB Ahorn

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Kotalmkessel mit Bergstation 6-KSB Milchhäusl, darüber die Trasse der 4-SB Ahorn. Ich hielt mich immer links am Hang, besser im Sinne von schneller wäre sicherlich die eigentliche Piste gewesen, nach dem Motto „All along the Schneilanzen“

An einem Felsen unterhalb einer Baumgruppe machte ich eine kleine Frühstückspause mit sehr schönem Ausblick in den Kotalmkessel und schon in Richtung Gipfel.

Die Spur führte mich dann direkt zum Hang in Richtung Florihang 1-Bergstation.

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Hier betrete ich gleich die Piste in Richtung Bergstation SL Florihang I

Das war insofern ungünstig, dass ich besser der direkten Abfahrt in Richtung Gipfel gefolgt wäre, das wäre sicherlich schneller gewesen – hier rächt sich ein bisschen zu unpräzise Ortskenntnis.

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Seitenblick zum Hauptast der Abfahrt und zur 4-SB Ahorn in Richtung Gipfel

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Seitenblick zum Hauptast der Abfahrt und zur Bergstation 6-KSB Milchhäusl

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Rückblick in den Kotalmkessel. Ganz rechts meine Spur

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Letzte Meter zum Kamm auf dem der SL Florihang I endet

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Rückblick. Auf den Pisten liegt auf jeden Fall noch genügend Schnee

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An der Flori 1-Bergstation öffnete sich dann erstmals das Panorama nach Süden ins geliebte Karwendel

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SL Flori 1-Bergstation

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Entscheidung: Links oder rechts? Ich entschied mich für links, den „Seufzer-Weg“

Von dort folgte ich dem Seufzer-Weg zur Bergstation Flori-Lift 2 (war ich jemals schon dort? Gefühlt war der Lift bei allen Brauneck-Besuchen immer geschlossen…).

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Bergstation SL Florilift II

Ab dort musste ich die Skier durch den Wald wieder ein Stück tragen, da keine brauchbare Spur vorhanden, teilweise kein Schnee und wenn, dann zu hart. Deswegen heißt der Weg als „Seufzer“…

Nach vielleicht fünf Minuten konnte ich aber wieder die Skier anschnallen und weiter ging es in Richtung Gipfel. Auch hier wäre ich besser direkt zur ZUB-Bergstation gestiegen und von dort die Treppen oder wie auch immer schneebedeckt diese wären direkt zum Gipfel.

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Weit kann es nicht mehr zum Gipfel sein… Die 4-SB Ahorn endet an der Bergstation der 4-ZUB bzw. leicht unterhalb

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Hier ging es nachher super zu fahren

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Blick zum Brauneck-Gipfelbereich: Brauneck-Haus, Bergstation 3-SB Garland, Bergstation 4-ZUB

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Wunderschöne Ausblicke… etwa in Richtung Latschenkopf und Idealhang

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Letzter Aufschwung zum Gipfelkamm

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Hinterer Isarwinkel, darüber Guffert und Rofangebirge vom Gipfelkamm

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Rückblick

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Endlich! Der Brauneck-Gipfel, 1555 m

Stattdessen querte ich ziemlich flach, aber sehr aussichtsreich in Richtung Tölzer Hütte-Querweg und stieg dann mit einer Serpentine zum Gipfelgrat des Brauneck und erreichte gegen 11 Uhr den 1555 m hohen Gipfel!

Dort blies der Föhn schon erheblich, ich zog mich so weit es ging um, aß meine Brotzeit und genoss das tolle Brauneck-Panorama mit Flachland, Seen, Vor- und Kalkalpen.

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Blick ins Flachland. Blomberg und Zwiesel auf ihren Südhängen bereits aper

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Karwendel

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Nördlicher Isarwinkel, Bad Tölz und Alpenvorland

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Blick den „Garland“ hinunter auf Speichersee und Lenggries

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Blick zur 4-ZUB Bergstation, auf südlichen Isarwinkel und nach Wegscheid zu den Parkplätzen

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Lenggries im Zoom vom Brauneck

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Zoom zum Parkplatz am Draxlhang

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Blick Richtung Westen auf Latschenkopf und Idealhang, in Bildmitte Wetterstein mit Zugspitze

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Brauneck Gipfelhaus mit Karwendel

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Brauneck Gipfel mit genügend Platz für alle

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Rofan-Nordabstürze vom Brauneck aus im Zoom

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Alpspitze im Wetterstein im Zoom, rechts Jubiläumsgrat zur Zugspitze

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Zugspitze im Zoom vom Brauneck

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Die höchsten Karwendelgipfel: Birkkar- (2749 m) und Ödkarspitzen (max. 2745 m), von links nach rechts. 1998 bzw 1999 bestiegen, lang ists her… Letztere sogar als Tagestour von Scharnitz aus, heute undenkbar

Um 11.45 Uhr begann ich mit der Abfahrt, im Gegensatz zum Aufstieg erst einmal zur Bergstation. Ein-zwei Mal musste ich noch abschnallen, dann konnte ich ab der Bergstation 4-SB Ahorn durchweg bis auf ca 800 m abfahren.

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Los geht’s mit der eigentlichen Abfahrt! Toller Firn hier und kaum verbuckelt

Es war durchweg gut aufgefirnt, in den flacheren Passagen genussvoll, in den steileren Bereichen sulzige Buckelpiste.

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Ab hier dann steiler. Der Blick ins grüne Tal hat schon etwas Sommerskiartiges…

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Blick zurück. Typisch fürs Brauneck, die vielen gemütlichen Hütten

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Abzüglich miese Kondition eigentlich toll zu fahren: Gedanklich versetze ich mich einfach zu „Plein Sud“ nach Val Tho…

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Rückblick auf kurze Querfahrt

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Kleiner Sprung in den sehr schön zu fahrenden „Stopselzieher“

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und Blick zurück

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Kurz vor dem Milchhäusl-Steilhang; schöner „Sommerski“-Blick nach Lenggries

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und Blick zurück

Also für die erste (und letzte?) Abfahrt der Skisaison durchaus anspruchsvoll. Aber gerade der steile Milchhäusl-Hang ging richtig gut.

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Viel zu schnell war ich dann aber unten am Ende der Schneereste, schnallte ab und trug die Skier wieder auf den Schultern zum Parkplatz.

Fazit: Ich bin sehr froh, dass ichs gemacht habe, es hat mir sehr sehr gut getan und ich frage mich, warum nicht schon viel früher eine solche Tour gemacht habe, denn die Schneelage hätte es sicherlich erlaubt. Es gibt doch wenig Schöneres als solche entspannten Frühjahrsskitage in den heimatlichen Bergen: Blauer Himmel, weißer Schnee und grüne Fichten, gführiger Firn, weite Blicke…
Besinnung auf die Kernkompetenzen - altbewährte Dummschwätzerei...

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