Einen Tag bevor ich im Kleinwalsertal die Höferspitze bestiegen habe, machte ich mich ebenfalls von Nesselwang aus auf, in die entgegengesetzte Richtung gen Osten, um einen schönen Skitourenklassiker zu gehen: Die Umrundung des Grünsteins von Biberwier bis Ehrwald. Gönnt man sich an der Marienbergbahn das Tourengeher-Ticket für die Auffahrt, bleibt danach eine mit ca. 1000 Höhenmetern Anstieg mittelmäßig sportliche Tour, die in ein paar Stunden gut zu machen ist. Man überschreitet dabei drei Jöcher, fellt entsprechend auch drei Mal an und ab, und kann sich unterwegs neben schönen Ausblicken auch über nette Abfahrten im Gelände erfreuen.
Nachdem ich mich im Tal missmutig durch die Herde einer niederländischen Skischule zur Kasse und in den Lift geschoben habe - viel zu viele Menschen hier - starte ich von der Bergstation des Jochliftes hinein ins Gelände.
Durch gemäßigte latschenkieferbewachsene Hänge geht es an der Südflanke des Grünstein entlang hinauf zum ersten Joch, dem Hölltörl.
Frühjahrstypisch ist der Schnee im Moment noch pickelhart gefroren und man holpert im Aufstieg so vor sich hin durch die alten Spuren.
Besser kann das Wetter eigentlich nicht sein.
Blick ins Inntal gen Westen.
Das Hölltörl kommt in Sicht. Hier oben an den optimal zur Sonne geneigten Südhängen mit ihrem dunklen Boden hat die Sonne der letzten Wochen ganze Arbeit geleistet.
In der Luft liegt ein Hauch von Frühling.
Und tatsächlich muss man hier auf gut 2100m dann kurz gehen. Aber man muss ja eh Abschnallen um die Steigfelle abzuziehen.
Könnte auch ein Foto aus dem Frühsommer an anderer Stelle sein.
Die Abfahrt hinunter ins Lehntal ist wunderschön, wenn auch im oberen Teil noch etwas hart.
Von dort unten aus dem Talboden führt der nächste Anstieg später hinauf zur Grünsteinscharte.
Die Tour ist ein Klassiker und entsprechend am Wochenende regelmäßig frequentiert. Die Landschaft erinnert ein wenig an die Dolomiten und ihre berühmten Scharten.
Blick zurück, im Hintergrund der Simmering, dahinter das Inntal.
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Oben am Joch ist die Stimmung wie üblich an solchen Stellen gut. Der Abstieg beginnt eisig und schmal. Man versucht möglichst wenig Höhe zu verlieren und direkt am Hang entlang zu traversieren, der nachfolgende Aufstieg zum Hinteren Tajatörl (hinten halb links in Bildmitte zu erkennen) ist um so kürzer.
Rückblick zur Grünsteinscharte und ihrem engen Abstieg.
Kurzer Aufstieg zum Hinteren Tajatörl.
Von nun an geht es fast nur noch abwärts. Fast. Es hat außer in den schattigen Ecken wundervoll aufgefirnt, die Abfahrt ist ein Traum.
Das Zugspitzmassiv und davor die Hänge der Ehrwalder Alm kommen in das Blickfeld. Und man hört sie bereits - bzw. ihre "Musik". Aber jedem das seine.
Immer weiter hinunter bis zur Baumgrenze und der Schneise nach.
Blick zurück auf die letzte Felsstufe, kann man sowohl rechts als auch links umfahren.
Dann stößt man auf einen breit gewalzten Winterwanderweg, der ins Skigebiet der Ehrwalder Alm führt. Vorhin schrieb ich ja es geht nur noch bergab - fast. Genau, fast. Zwischendurch muss man nochmal kurz spazieren. Ich habe keinen Tourengeher gesehen der hier nochmal aufgefellt hat, alle sind das flache Stück gewandert bis man schlussendlich nahe der Talstation der Issenkopfbahn aus dem Wald kommt und sich ein bisschen wie ein Fremdkörper fühlt, wenn man durch das Gewusel über die Piste das letzte Stück talwärts fährt. Der Bereich ist mehr als hinlänglich dokumentiert, ich spare mit das Fotomachen.
Mit dem Bus geht es unkompliziert zurück zum Auto nach Biberwier. Schöner Tag, kann man machen!
Disclaimer: Skitourengehen erfordert entsprechende Ausrüstung und Erfahrung und geht immer mit alpinen Gefahren einher. Solo-Touren wie ich sie häufiger mache, stellen stets ein zusätzliches Risiko dar!