Seilbahn Burg am 23.09.2022 - Something Special!

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Latesn
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Seilbahn Burg am 23.09.2022 - Something Special!

Beitrag von Latesn »

Als kleiner Auszug aus unserem Expeditionsbericht nun ein etwas seriöseres Auftreten da dieses Highlight selbiges verdient hat.

Nach unseren morgendlichen Fahrten in Wuppertal ging es über Remscheid Richtung Burg - Genauer zum Schloss Burg und der ältesten noch erhaltenen Doppelsesselbahn Deutschlands!
Schloss Burg - Wir fahren aber Richtung Talstation weiter!
Schloss Burg - Wir fahren aber Richtung Talstation weiter!
Die Talstation dieses wunderschönen Liftes aus dem Hause Weigmann aus Oberstdorf liegt in der Hasencleverstrasse (Wiederum eine noch heute existierende Maschinenfabrik die in Düsseldorf residiert - Danke an ThomasZ für den Hinweis, dass es sich dabei um die Remscheider Hasenclevers handelt! Trotzdem werde ich der Verbindung der beiden noch auf den Grund gehen). Bezüglich der Verbindung der beiden Firmen (Herr Weigmann starb ja leider 1956) konnte ich bisher leider nichts in Erfahrung bringen werde es aber weiter versuchen.
Hier sind wir richtig!
Hier sind wir richtig!
Wir machten uns erst einmal rund um die Talstation auf den Weg um uns dieser 1952 erbauten Anlage die mit 91 Höhenmetern auf 250 Meter Länge sehr steil ist (vor allem wenn man die Flussquerung und das Flachstück am Ende herausnimmt) behutsam zu nähern.
Die wirklich schön gemachte Talstation
Die wirklich schön gemachte Talstation
Und ein Trassenblick - 3 Stützen davon 1 Niederhalter und eine 3-fach Stütze
Und ein Trassenblick - 3 Stützen davon 1 Niederhalter und eine 3-fach Stütze
Die durchaus resolute aber auch freundliche Dame an der Talstation gab uns erstmal eine Einweisung wie man so eine Sesselbahn zu benutzen hat (Rucksäcke vor etc.) was aber bei dem eigentlichen Zielpublikum kein Wunder ist!
Noch einmal ein leichter Zoom in die Trasse und dann ab in die durchaus gemütlichen Lattenrostsessel - Die etwas verunstaltende Werbung verzeihen wir durchaus!
Noch einmal ein leichter Zoom in die Trasse und dann ab in die durchaus gemütlichen Lattenrostsessel - Die etwas verunstaltende Werbung verzeihen wir durchaus!
Erst einmal schwebt man ganz gemütlich über die Wupper um dann mit dem Niederhalter in den steilen Anstieg zu starten
Alle Stützen verfügen über "Regenrinnen" - ich vermute mal um heruntertropfenden Gummiabrieb abzufangen
Alle Stützen verfügen über "Regenrinnen" - ich vermute mal um heruntertropfenden Gummiabrieb abzufangen
Die Fahrt ist trotz der Geschwindigkeit von 0.65m/s nicht besonders lang aber dafür sehr idyllisch
Steil geht es den Berg über die sauber ausgemähte Trasse entlang
Steil geht es den Berg über die sauber ausgemähte Trasse entlang
Hat es hier doch ein Flutlicht für Skibetrieb? :)
Hat es hier doch ein Flutlicht für Skibetrieb? :)
Langsam nähern wir uns der Bergstation - Quasi der ersten Tunnelstation Deutschlands?
Doch zuerst kommt die durchaus imposante 3er-Stütze vor der Bergstation ins Blickfeld. Man beachte auch die sehr massive Ausführung die sicher ein Mitgrund dafür ist, dass dieses Kleinod bis heute überleben konnte!
Doch zuerst kommt die durchaus imposante 3er-Stütze vor der Bergstation ins Blickfeld. Man beachte auch die sehr massive Ausführung die sicher ein Mitgrund dafür ist, dass dieses Kleinod bis heute überleben konnte!
Die klassische Station ist mitten in den Berg hineingebaut und verschliessbar ausgeführt. Davor ein wie die ganze Anlage sehr gepflegter Rasen.
Die klassische Station ist mitten in den Berg hineingebaut und verschliessbar ausgeführt. Davor ein wie die ganze Anlage sehr gepflegter Rasen.
Drinnen erwartete uns dann eine freudige Überraschung denn der Maschinist und Betriebsleiter in Personal der die Anlage zusammen mit seiner Frau (der Dame an der Talstation) betreut gab uns kaum das wir ihm erzählt hatten, dass wir Kollegen sind "freie Hand" in der Station herumzugehen und zu fotografieren. Ausserdem entspann sich ein sehr nettes Gespräch über die Besonderheiten der Anlage, dies und das und das Leben als Seilbahner. Gleichzeitig managte er die weniger seilbahnerfahrenen Gäste mit Bravour und hatte für jeden einen netten Spruch übrig!
Der Antriebsschlitten ein typischer Pohlig aus den 70ern
Der Antriebsschlitten ein typischer Pohlig aus den 70ern
Früher wurde die Anlage über einen "normalen" Ward-Leonard-Satz angetrieben. Heute hingegen verfügt sie über eine ganz spezielle technische Besonderheit! Links im Bild sehen wir einen Drehstrommotor der noch ganz klassisch über Widerstände geregelt werden kann. Dieser treibt in einen Gleichsstrommotor ein, der wiederum über eine Welle mit Bremsscheibe (und Backenbremse) ins Getriebe eintreibt.

Da der Drehstrommotor allerdings deutlich stärker ist als der Gleichstrommotor und dieser inzwischen über eine Thyristorensteuerung geregelt werden kann wird heutzutage nur noch der Gleichstrommotor betrieben und der Drehstrommotor als Teil dieses "umgedrehten" Ward-Leonard-Satzes wird leer mitgetrieben.

Sollte einmal der Notantrieb (links klein im Bild) nötig sein kann die Kappe am Drehstrommotor abgenommen und mittels Schnellkupplung eine Riemenscheibe + Keilriemen aufgelegt werden.

Durchaus ein sehr spannendes Konzept!
El Cheffe kümmert sich liebevoll um Bahn und Gäste
El Cheffe kümmert sich liebevoll um Bahn und Gäste
Wer übrigens anhand obigen Bildes denken mag, dass bei der Bahn alles im Eimer ist, ist völlig auf dem Holzweg! So werden einfach Sachen zwischen Tal- und Bergstation hin und her geschickt!
Hier sieht man nochmals die Umschaltmöglichkeit zwischen beiden Motoren und das übrige Steuerpult
Hier sieht man nochmals die Umschaltmöglichkeit zwischen beiden Motoren und das übrige Steuerpult
Auch die Sicherheitsbremse deren Hebelwerk man hier sieht ist typisch Pohlig. Beidseitig von aussen auf einen Bremskranz an der Scheibe greifend und manuell über ein Handrad zu schliessen.
Auch die Sicherheitsbremse deren Hebelwerk man hier sieht ist typisch Pohlig. Beidseitig von aussen auf einen Bremskranz an der Scheibe greifend und manuell über ein Handrad zu schliessen.
Bevor wir uns nun von der Bergstation aufmachten etwas zu essen zu suchen ging es noch einmal vor die Station
Schöner Ausblick auf die Sessel und die 3. und letzte Stütze
Schöner Ausblick auf die Sessel und die 3. und letzte Stütze
Der Essensstand befindet sich praktischerweise gleich oben auf der Station (es gibt noch mehr für alle kulinarischen Geschmäcker hier oben aber wir können das Essen uneingeschränkt empfehlen wie man gleich sehen wird)
So konnten wir in der kurzen Wartezeit auf unser Essen noch mal einen Blick von oben auf die Anlage werfen
So konnten wir in der kurzen Wartezeit auf unser Essen noch mal einen Blick von oben auf die Anlage werfen
Und dann gab es das ungelogen beste Schaschlik (und zwar ein echtes!) das ich jemals im deutschsprachigen Raum gegessen habe
Und dann gab es das ungelogen beste Schaschlik (und zwar ein echtes!) das ich jemals im deutschsprachigen Raum gegessen habe
Auch hier entspann sich noch einmal ein sehr nettes Gespräch mit dem Betreiber, daher nochmal ein Bild der "Frittenschmiede". Wenn ihr mal oben seid schaut vorbei!
Frittenschmiede auf der Bergstation
Frittenschmiede auf der Bergstation
Ein schöner Wegweiser zur Seilbahn - Wir beschlossen allerdings derart gestärkt noch eine kleine Runde zu drehen
Ein schöner Wegweiser zur Seilbahn - Wir beschlossen allerdings derart gestärkt noch eine kleine Runde zu drehen
Das eigentliche Schloss wird noch bis 2026 renoviert daher gingen wir nur ein wenig im kostenlosen Aussenbereich herum und beschlossen lieber nach Abschluss der Renovierung wiederzukommen wie uns auch geraten wurde.
Von aussen auf die imposanten Bauten geschaut
Von aussen auf die imposanten Bauten geschaut
Kurz vor Ende der kleinen Runde kamen wir dann auch noch einmal unter der Seilbahn vorbei
Das Schild mutet im ersten Moment recht kurios an, hat aber durchaus seine Berechtigung wie man gleich sehen wird.
Das Schild mutet im ersten Moment recht kurios an, hat aber durchaus seine Berechtigung wie man gleich sehen wird.
Denn unser schon aus dem Pawigl-Bericht allseits bekannter Seilbahntätschler konnte hier wieder einmal ungeniert zuschlagen. Einen Sessel bekommt man hier nicht an den Kopf aber große Leute sollten schon auf herunterhängende Füsse achten :-)
Denn unser schon aus dem Pawigl-Bericht allseits bekannter Seilbahntätschler konnte hier wieder einmal ungeniert zuschlagen. Einen Sessel bekommt man hier nicht an den Kopf aber große Leute sollten schon auf herunterhängende Füsse achten :-)
Dann aber wurde es aber nach der Verabschiedung am Berg Zeit ins Tal zu fahren, denn es standen noch weitere Ziele bevor!
Bergab macht die steile Trasse natürlich nochmal mehr her als bergauf!
Bergab macht die steile Trasse natürlich nochmal mehr her als bergauf!
Schon nähern wir uns dem Flachstück
Schon nähern wir uns dem Flachstück
Dann ging es noch einmal zurück über die Wupper und der Talstation zu!
Wupperquerung
Wupperquerung
Und ein letzter Blick auf das formschöne Portal an der Talstation, das gegen die anderen Stützen fast schon filigran wirkt
Und ein letzter Blick auf das formschöne Portal an der Talstation, das gegen die anderen Stützen fast schon filigran wirkt
Auch hier gab es noch einmal eine nette Verabschiedung und noch etwas lustiges zu sehen: Eine Gruppe (vermutlich) unbegleiteter Flüchtlinge trat zusammen mit einer Begleitperson zur vermutlich ersten Seilbahnfahrt ihres Lebens an - Die Angst stand so manchem ins Gesicht geschrieben. Die Begleiterin bat dann die Liftwartin ihnen zu erklären welche Regeln zu beachten sind und wie sie sicher am Berg ankommen was sie resolut aber gleichzeitig freundlich tat so, dass schlussendlich die ganze Gruppe einstieg und ohne Langsam- oder gar Abschaltung sicher am Berg ankam. Sicher ein besonderes Erlebnis.

Und auch für uns war es ein besonderes Erlebnis, da die Freundlichkeit aller Personen am Lift und in der Gastronomie derart auffallend war, dass wir diesen Besuch in bester Erinnerung behalten werden und vielen Kollegen in anderen Gebieten nur raten können sich einige Scheiben abzuschneiden.

Schlussendlich bleibt mir und auch (denke ich in derem Sinne) meinen Mitreisenden (die womöglich auch noch ein paar eigene Eindrücke beitragen werden) nur ein ganz herzliches Dankeschön an das überaus freundliche und kompetente Personal der Seilbahn Burg, deren Geschäftsführung (die spontan ans Telefon geholt wurde um uns vorzustellen) und den frittierenden Krankenpfleger mit dem perfekten Schaschlik!

Wir kommen wieder wieder!
Zuletzt geändert von Latesn am 23.09.2022 - 22:09, insgesamt 2-mal geändert.

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ThomasZ
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Re: Seilbahn Burg am 23.09.2022 - Something Special!

Beitrag von ThomasZ »

Da bin ich gestern auch noch vorbei gefahren :-)

Seit 1903 trägt die Straße den Namen der Remscheider Fabrikantenfamilie Hasenclever. Bis in die 70er Jahre noch mit dem Vornamen Moritz, Ehrenbürger der ehemals selbständigen Stadt Burg an der Wupper.
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Re: Seilbahn Burg am 23.09.2022 - Something Special!

Beitrag von markus »

Wieso hat die Bahn einen Polig Antrieb?
Übrigens wurden die Antriebsstationen von Polig schon in den 50ern so gebaut.
Die Walmbergbahn (ex) in Reit im Winkl hatte sogar eine Handkurbel als Notantrieb bei der 4 Mann kurbeln konnten wie Blöd.
Kurz vor dem Abbruch der Anlage wurde dann noch ein Elektrischer Notantrieb eingebaut...
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Re: Seilbahn Burg am 23.09.2022 - Something Special!

Beitrag von Latesn »

Der Hersteller Weigmann starb ja 56 - scheinbar hatte man mit dem originalen Ward-Leonard auch sehr viele Probleme so, dass man sich dann an einen renommierten Hersteller gewandt hat um dem Problem Herr zu werden - Die Pohlig-Station dürfte ja auch (durch deine Aussage zusätzlich untermauert) so eine Art frühe "Baukastenstation" gewesen sein die sehr zuverlässig lief.
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Re: Seilbahn Burg am 23.09.2022 - Something Special!

Beitrag von markus »

Ja die wurden so ja ewig gebaut.
Die Predigtstuhl, die auf dem Rauschberg, die ehemalige Steinbergbahn (Ruhpolding), Stadtbergbahn Reichenhall, die auf dem Wallberg..... hatten alle die komplett Identischen Antriebe. Einzige Unterschiede sind Abgespannt oder nicht und VW Industriemotor als Notantrieb oder nicht.
Aber eine der ältesten war denk ich die in Reit im Winkl, deren Bau 1953 begann und die 54 eingeweiht wurde und leider nicht mehr existiert...
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Re: Seilbahn Burg am 23.09.2022 - Something Special!

Beitrag von GIFWilli59 »

Wobei die Dürrnbachhorn im Wesentlichen auch den gleichen Stationsschlitten verwendet, oder?
Ein paar Details (Löcher auf der Vorderseite) sind anders.

Lt. Chronik auf der HP der Seilbahn Burg wurde die "neue" Antriebsstation von Pohlig bzw. PHB 1961 eingebaut.
Übersicht über meine Berichte
2020/21: 101 Tage
Skitouren (75): 18x Willingen, 15x Steinach, 12x Winterberg, 7x Gr. Inselsberg, 6x Ilmenau, 6x Ernstthal, 5x Schneekopf, je 1x Elkeringhausen, Döllberg/Suhl, Goldlauter, Jena, Kassel, Oberhof
Ski Alpin (14): 8x Willingen, 5x Winterberg, 1x Winterberg+Willingen
Resteski (12): 8x Winterberg, 2x Schneekopf, 2x Steinach
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Re: Seilbahn Burg am 23.09.2022 - Something Special!

Beitrag von markus »

Ein paar Details wurden da vermutlich immer etwas geändert. Die Dürrnachhornbahn ist auch relativ schwer weil sie so lang ist. Die hat auch ein ein brutales Abspanngewicht. Deswegen wurde da vermutlich auch mehr Stahl verwendet.
Interessant ist ja dass die Burg Anlage nachträglich einen neuen Antrieb bekommen hat.
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Re: Seilbahn Burg am 23.09.2022 - Something Special!

Beitrag von vovo »

Danke für die schönen Bilder - irgendwie ein Wink, diese alte Anlage endlich einmal zu fahren. Ich hoffe mal auf den Sommer 2023...
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