Im Rahmen meiner zweiten Allgäuer Schleppliftsafari am 03.06.2011 besuchte ich das aller erste Mal das Gebiet von Jungholz. Obwohl ich im Allgäu aufgewachen und bereits x-mal auf der B 310 daran vorbeigefahren war, hatte ich es in den letzten 31 Jahren nie geschafft, diese österreichische Exklave zu betreten.
Hauptgrund war nicht einmal das kleine Schigebiet dort selbst – es ist bereits etliche Male dokumentiert worden und auf meiner ellenlange Planungsliste weiter hinten. (Obwohl ja die Schlepper gar nicht mal so uninteressant zu sein scheinen.)
Mich bewegte eher ein einzelner Lift neben dem Campingplatz gleich an der Grenze, der sich als – nach meinem Kenntnisstand – einziges „LSAP“ in Jungholz erweisen sollte.
Doch erst mal wollte ich zum Hauptgebiet selbst fahren – hier ist die flache, kurze Adlersesselbahn (4SB) zu sehen, die irgendwann einmal einen Übungslift ersetzt hat. (Ich hab jetzt vergessen, vorher noch in Liftworld die Daten rauszusuchen.)
Jungholz wurde 1342 von einem Wertacher Bauern an einen Tiroler verkauft und seitdem verdankt das kleine Gebiet seine Zugehörigkeit zu Österreich. Seit 1868 gehört es allerdings zum Zollgebiet von Bayern bzw. Deutschland.
Früher – als es noch eine „richtige“ Grenze zu Österreich gab und man im Nachbarland mit Schillingen zahlen musste (die Jüngeren im Forum werden das gar nicht mehr so kennen) – herrschte hier bereits ein Zustand wie zu den jetzigen Schengenzeiten. Man hatte eine völlig offene, unkontrollierte Grenze ohne Schranken, Abfertigunghäusern (jaja, die Staus am Walserberg früher auf dem Weg in den Urlaub...) und dergleichen – zudem brauchte man kein Geld umzutauschen, da sowohl in Jungholz wie auch im kleinen Walsertal südlich von Oberstdorf die DM gesetzliches Zahlungsmittel war.
Die Banken in Jungholz und Riezlern waren früher auch äußerst interessant für deutsche Kunden – man konnte wohl recht ungestört sein Geld drüben anlegen und genoss das österreichische Bankgeheimnis. Dafür konnte man wegen in jenen Gebieten nicht billig tanken gehen. Keine Ahnung, wie das mit den Banken heutzutage in EU-Zeiten ist.
Zoom – oben wehte eine einzelne deutsche Fahne und das in Österreich!
Hier sieht man die lange, steile Trasse der 4SB.
Anhand der Internetadresse merkt man die Besonderheit des Jungeholz-Gebietes. Denn der österreichische Ort hat mitunter auch eine deutsche Postleitzahl (87491) und bis vor kurzem sogar noch eine deutsche Telefonvorwahl.
Die Hauptanlagen im Gebiet – die beiden Sorgschrofenlifte. Der rechte mit den Gittermasten ist wohl zuerst errichtet worden. (Länge: 1,4 km). Lt. Wikipedia wurde in Jungholz bereits 1948 der erste Lift gebaut.
Weiter recht geht die kurze Bischlagbahn hinauf, die mal einen Schlepper (auf gleicher Trasse?) ersetzte.
Talstation der Bischlagbahn.
Rechts der Bahn hat man noch gnädigerweise den steilen Steineberglift stehen gelassen, der sogar ein Stück weit durch den Wald geht. Weiter rechts gibt es eine verdächtige Schneise, aber da war, glaube ich, nichts.
Ich lief noch zur Talstation der Sorgschrofenlifte. Wenigstens bewachten hier keine Anwohner die Lifte, so dass ich völlig ungestört umherwandern konnte.
Sicherlich werden die mal durch eine 6KSB oder so ersetzt – also will ich diese Saison (kann man ja mit Wertach oder Unterjoch kombinieren) vielleicht mal hier Schi fahren. Vor allem der Steineberglift scheint ja auch ganz nett zu sein und weiter oben (den habe ich aber aus Zeitgründen ausgelassen) gibt es noch einen uralten, einzelnen Gittermastenlift.
Knapp 1,4 km geht es hier in Richtung Sorgschrofen hinauf, über dessen Gipfelkreuz der Gebiet Jungholz mit Österreich verbunden ist. Irgendwie kurios...
Talstationsinnenleben.
Ich fuhr zum Campingplatz an der Grenze und suchte nach dem ominösen Einzellift. Gefunden hab ich das:
Hier scheint er steil durch den Wald raufgegangen zu sein – das deckt sich auch mit den Angaben der Kompass-Wanderkarte.
Ich wanderte einen Forstweg hinauf und schlich mich über eine Almwiese zum Bergstationsbereich. Die Trasse wollte ich nicht hochlaufen – sie schien zu steil und zu zugewachsen zu sein. Außerdem ist so was manchmal dann auch nicht ganz ohne, wenn man sich so „durch den Dschungel“ schlagen muss. (So wie im September in Kitzbühel, als ich die Trasse des alten Ochsalmlifts runter bin, den man schon so 1985 rum stillgelegt hat....)
Außerdem war hier der Bereich um die ehemalige Talstation durch den Campingplatz recht gut bewacht und ein einsames Zelt mit Leuten hielt Stellung, um LSAP-Forscher abzuhalten

Aber es gab eh nichts zu sehen – der Lift wurde sehr gründlich entfernt.
Oben angekommen, schreckte ich diese beiden Rehe auf. Schnell griff ich zum Gewehr – der linke Kamerad mundete später vorzüglich

Hier kam mal der SL rauf, hier fuhren früher unzählige Leute nach oben und heute erinnert sich vmtl. keiner mehr dran und nie wieder passiert wahrscheinlich ein Mensch jene Schneise im Wald.
Entweder endete der Lift hier oder er verlief noch ein Stückerl weiter...
Die ehemalige Abfahrt. Unten sind einzelnze Häuser des Jungholzer Gebiets zu sehen.
Den nahm ich noch für den Nachtisch aufs Korn

Hier gab es leider nix mehr zu sehen – keine Fundamente und dergleichen...
Blick zurück.
Wer kann noch was zu diesem ominösen Lift sagen?