Es gibt LSAP-Gebiete, die interessieren einen brennend und man möchte unbedingt mal hin und selbst herumsuchen – auch wenn schon andere bereits vor einem die stillgelegten Schihänge abgelaufen und fleißig nach Fundamenten gesucht haben. Das ehemalige Schigebiet am Gamsstein in der Nähe von Hollenstein an der Ybbs ist eines dieser besagten LSAPs, die mich schon vom ersten Klick im Forum an beschäftigten.
Das Außergewöhnlichste an diesem Gebiet ist sicherlich die Tatsache, dass man nach dem Bau der Lifte in 1979 diese bereits etwa drei Jahre später wieder abgetragen hat. Es gab dort eine Girak-DSB (mit Seitenschließbügeln) „Scheibenberg“ vom Tal herauf, eine parallele Doppelschleppliftanlage „Almkopf“ und noch einen flacheren Gitterportalmastenlift. Weitere Anlagen waren wohl in Planung und man hat anscheinend schon eine Trasse für eine weitere DSB ausgeholzt, ehe das LSAP-Virus mangels Rentabilität einschlug.
Hier geht es übrigens zu jenem Hochinteressanten Bericht, der 2005 mal ins Forum kam und der sogar mit alten, historischen Bildern aller drei Anlagen aufwarten kann. (HIER auch noch das Thema im LSAP-Forum. Dort gab es auch mal Fotos von einer LSAP-Besichtigung aus 1988 (!), die aber bei mir nicht mehr angezeigt werden.
Auch die Anlagen selbst – allen voran die steile Girak-DSB über eine Schlucht hinweg und über den Berg drüber – wären natürlichen sehr interessant gewesen. Dazu dann noch die Lage des Ganzen...
Das Gebiet befand sich irgendwo im Nirgendwo in einem abgelegenen Tal an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark, erreichbar über eine schmale Straße zwischen Hollenstein und Lassing. Dort findet sich außer einem einsamen Reiterhof keine menschliche Besiedlung und die Hänge jenseits der Straße sind dicht von Wäldern bewachsen. Nahe Hollenstein zeugen mehrere alte Schlote noch von der Zeit, als man hier Eisenindustrie betrieb, daher anscheinend auch der Name „Eisenwurzen“ für diesen Teil des Gebirges. (Als Ortsfremden verzeihe man mir bitte falsche Belehrungen und Bezeichnungen. Ich hab das nur mal auf die Schnelle bei Wikipedia überflogen....)
Jedenfalls kam es mir bei der Anfahrt irgendwie vor, ich befände ich außerhalb der Alpen, wie ich da so mit spannender Erwartung zur ehemaligen Talstation am „Sandgraben“ fuhr, wo heute noch ein Parkplatz in der Wanderkarte eingezeichnet ist.
Nun mal eine Übersicht von Googleearth, wo man deutlich die Trasse der ehemligen DSB Scheibenberg erkennen kann. Wahnsinn! Dabei stand die ja wohl nur so drei Jahre, ehe sie in Bad Kleinkirchheim wieder aufgestellt worden ist.
Das Gebiet selbst oben – die DSB kam die Schlucht und den Steilhang herauf, um oben über die Geländekante drüber und wieder ein Stück weit bergab zu führen. Oben befand sich lt. den alten Fotos sogar der Antrieb. (Komisch, dass man den nicht im Tal unten errichtet hat. Ich weiß bis heute nicht, nach welchen Kriterien man die Antriebe in die Berg- oder Talstation setzt. Bei so Dorfliften befinden sich die Motoren praktischerweise ja fast immer im Tal unten. Aber hier? Ist das nicht umständlich, das alles an den Berg hinauf zu verfrachten?)
ROT übrigens die Trasse des Doppelschleppers (Parallelanlage) „Almkopf“ und BLAU der hintere Portalmastenschlepper, der auf den Uraltaufnahmen noch im Hintergrund zu erkennen ist.
Doch nun der Reihe nach...
Ich war voller Vorfreude auf das ominöse Gamsstein-LSAP-Gebiet in Windischgarsten aufgebrochen, wo ich in der 80er-Jahre-Pension noch ein schreckliches Frühstück über mich ergehen lassen musste. Zwar war die Pensionswirtin, die ich ja zunächst nur vom Telefon kannte, freundlich, doch bei den beiden Semmeln, die mir zugestanden wurden, hatte man es mit der Retro-Sphäre des Hauses übertrieben. Sie waren derart vertrocknet, als seien sie aus dem gleichen Jahr wie das Interieur meines Zimmers. Aber wenigstens war der Kaffee in Ordnung und half mir beim Vertilgen der zu Bruno Kreiskys Regierungszeit gebackenen Semmeln.
Wenig später suchte ich noch in einem Dorf namens Rosenau am Hengstpass nach einem Lift, doch da war nur eine leere Wiese zu sehen, so dass ich sie unfotografiert (!

Kleiner Zwischenstopp irgendwo am oder hinterm Hengstpass – ich befand mich in einer für mich völlig fremden Gegend und fürchtete, nach endlosen Strecken durch einsame Täler, hinter Sarajewo wieder herauszukommen. Aber dort hätte es vermutlich immerhin etliche alte Lifte zu sehen gegeben...
An einer Baustellenampel stand ein tschechischer LKW vor mir und blieb beim Umschalten auf Grün stehen. Ich überholte ihn (die Ampel ging natürlich prompt wieder auf Rot) und stellte fest, dass der Fahrer schlafend überm Lenkrad hing...
Irgendwann kam ich schließlich in Hollenstein an der Ybbs an. Zuvor hatte ich in einem Kaff noch eine Tankstelle aufgesucht, um Wasser und etwas Proviant zu kaufen. Als ich in den Verkaufsraum trat, hingen die Männer vom Dorfe gerade am Tresen ab, tranken ihr morgendliches Bier und sahen mich neugierig an, als ob ich vom Mars käme...
Hier befand ich mich bereits dann am Parkplatz „Sandgraben“ im besagten Tal hinter Hollenstein, wo früher der Einstieg ins Gamsstein-Schigebiet war. So wie auf dem Foto sieht es im ganzen Tal dort hinten aus. Zum Teil kam es mir wie gesagt vor, als befände ich mich nicht mehr in den Alpen.
FORTSETZUNG FOLGT (jetzt geht es erst mal in den Biergarten bei dem schönen Wetter...)