Es ist unser Erstbesuch in Obersaxen-Mundaun. Wir verbrachten dort 2 Tage, aber ich weiß noch nicht, was ich von diesem Gebiet halten soll. Die beiden Tage waren irgendwie wie ein Wechselbad der Gefühle. Von "Himmelhoch jauchzend" bis "zu Tode betrübt" war fast alles dabei. Mit zunehmender Zeit, die wir uns im Gebiet aufhielten überwiegten aber die positiven Eindrücke.
Der erste Eindruck vom Gebiet kann schon einmal überzeugen. Bei der Anfahrt waren wir ganz alleine. Die Orte sind schön gelegen und die Atmosphäre war sehr entspannt. Spontan kaufte ich deshalb einen 2-Tagespass für meine Freundin und mich. Damit war der eigentliche Plan, morgen nach Andermatt zu fahren, verworfen. Ich war ohnehin unsicher, ob es dort nicht zu voll sein würde. Also entschloss ich mich für 2 ruhige Tage hier anstatt eines potentiellen Reinfalls in der Ski-Arena. Nur wusste ich halt zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass der Schein trügte.
Tag 1 - Samstag - Gebietserkundung mit all seinen Facetten
Bis Liftbeginn wurde die Schlange an der 4 KSB Meierhof immer länger. Das stresste noch nicht, denn bei dem späten Start um 9:00 kommen halt schon viele gleich zu Beginn (dachten wir).
Der einzige sinnvolle Weg führt zur neuen 6 KSB/B Stein.
Von dort aus wollten wir gleich weiter zum Piz Sezner, denn der Bereich wirkt auf dem Pistenplan ganz nett. Die Piste dort runter war aber zum Vergessen. Alles komplett vereist und schlecht präpariert. Scheinbar war es gestern so warm, dass hier alles auffirnte.
Die erste Abfahrt an der 6 KSB lässt aber dann die Herzen höher schlagen - alles pulvrig und auch ordentlich präpariert - bis auf die Variante 17, die gar nicht gewalzt wurde.
Blick nach oben. So stelle ich mir das vor

Im Prinzip sehen hier alle Varianten so aus: Leer und pulvrig. Ich werde leicht euphorisch.
Alle Pisten durchprobieren machte hier richtig Spaß.
Nach ein paar Wiederholungsfahrten bot sich uns aber dieses Bild an der Talstation. Die 6 Pistenvarianten vertragen diese Massen schon und ich stehe auch gerne für gute Pisten an, aber jedesmal länger als 5 Minuten warten nervt dann doch ziemlich.
Aber die Schlange wurde immer länger und länger. Die Flucht war angesagt. Dazu nehmen wir die blaue 47.
Eine Piste, die tatsächlich so lang ist wie der Pistenplan vermuten lässt. Sie ist zwar sehr flach, fährt sich aber flüssig und man hat Zeit für Seitenblicke.
Denn wie DiggaTwigga in seinem Bericht bereits erwähnte, ist die Landschaft hier eine absolute Augenweide

Unten raus wurde es dann schon etwas weich, aber angenehm zu fahren.
Vella.
Eine Sesselfahrt später aber die nächste Ernüchterung. An der 2. Sektion waren erstmal 7 Minuten Wartezeit angesagt.
Endlich im Sessel genießen wir wieder das Panorama.
Blick zum Stein. Sieht recht leer und einladend aus.
Der Schein trügt aber wahrscheinlich, da der obere Bereich am Hitzeggen noch total eisig vom Nachtfrost war. Es macht also keinen Sinn, auf die nördlich exponierten Pisten zu wechseln.
Gut haben wir ohnehin schon festgestellt, dass die Sulzpisten vorne runter sehr ansprechend ausschauten. Also auf geht's. Genießen wir den schönen Buttersulz auf der Piste 42, denn danach dürfen wir wieder in der Liftschlange stehen.
Diese war aber dann kürzer als beim vorigen Mal und nach noch einer Fahrt praktisch verschwunden. Damit können wir die ganz netten beiden Sulzvarianten noch etwas genießen.
Schließlich soll es aber dann doch Mal weiter gehen Richtung Piz Mundaun. Der obere Abschnitt fährt sich gut.
Darum biegen wir gleich in die schwarze 21 ein und hatten Angst um unsere Ski. Die Piste hat ja viel zu wenig Schnee. Wirklich sehr schade, denn die sie wäre ansonsten super zu fahren gewesen und an der Bahn (welch Überraschung) keine Wartezeit.
Weil wir das Glück noch keinen Stein erwischt zu haben nicht überstrapazieren wollten, verzichteten wir auf eine weitere Fahrt und nahmen lieber die 44, um wieder zurück zum Hitzeggen zu kommen. Ironischer Weise war die von der Schneeauflage her noch viel dünner und mit Steinen durchsetzt. Dieses Foto stammt noch nicht einmal vom schlimmsten Stück. Liebe Verantwortliche: Ihr könnt doch nicht eine Piste, welche von keinem Ort einsehbar ist, in einem derartigen Zustand offen lassen! Das ist ein NoGo! Präpariert wurde daher ja auch seit Tagen nicht mehr.
Wir wechseln schließlich doch noch zu den Pisten am Stein. Davon abgesehen, dass sie etwas glatt sind, ist es hier ganz gut zu fahren. Die Frequentierung hält sich auch in Grenzen.
Aber bei der Wartezeit vergeht einem das Lachen.
Eine coole Anlage ist das hier aber trotzdem.
Wir wollten uns aber nicht noch einmal anstellen und nahmen daher wieder den schlampigst präparierten Acker in Richtung Piz Sezner, wo wir dann genau so lange an der Bahn warten müssen. Da hätten wir nach SFL auch fahren können. Da sind die Wartezeiten auch nicht länger (im Gegenteil, dort wäre heute Bettenwechsel) und dort hättens die Pisten wenigstens gescheid hergerichtet. Dieses Gebiet scheint der erste Reinfall unserer bisherigen Schweizbesuche zu sein. Und ich Depp kauf auch noch einen 2-Tagespass

So, wo sollen wir noch hin? Weiter unten auf den Nordhängen ist es noch ziemlich eisig, damit fallen die zugegeben leeren Talabfahrten (und ebenso - so vermuteten wir - der Sasolas SL) weg. Etwas gefrustet machen wir dann erst einmal Mittagspause (wenigstens ist das Essen hier für schweizer Verhältnisse erstaunlich günstig). Danach wollten wir wohin, wo es ruhig ist. Spontan entscheiden wir uns für die rote 48 nach Vignogn, um dann mit dem Skibus zurückzufahren.
Diese Piste hebt aber die Stimmung wieder merklich. Sie folgt ohne Modellierung dieser genialen Landschaft und wir sind absolut alleine hier.
Dito. Es hatte aber einen Grund, warum außer uns hier niemand runter ist. Es fährt nämlich nicht so schnell wieder ein Bus. Es war 14:20 un der nächste würde um 15:47 kommen, da an einem Samstag der planmäßige 14:47er nicht fährt. Ok, wir sind ohnehin ins Blaue hier runter ohne uns zu informieren. Aber das kann es doch nicht sein! Nirgends wird auf die miserablen Abfahrtszeiten hingewiesen. Was spräche denn gegen einen Busplan oben an der Pistenabzweigung? In AT oder IT übrigens fahren solche Busse schlechtestenfalls alle 30 Minuten. Das hier ist eine Frechheit! Warum werden 2 so derart tolle Pisten präpariert, wenn der Bus so selten fährt. Das ergibt doch keinen Sinn. Zum Glück fand sich ein netter Einheimischer, der uns anbot, dass er uns nach Vella zurückfährt. Zum Glück, denn sonst wären wir gar nicht mehr rechtzeitig vor Liftschluss zu unserem Auto gekommen.
Nach einer 5 minütigen Autofahrt (ne, gehen hätten wir das nicht können) folgten noch ein paar Fahrten mit der 4 KSB Hitzeggen, der Bahn des Tages für uns.
Schließlich wagen wir uns noch einmal zum Steinbereich.
Eine gute Entscheidung, denn die Wartezeit an der Bahn war um 15:30 endlich unter 2 Minuten und die Pisten wurden pulvriger. Dieses Phänomen habe ich während eines Skitages auch noch nicht erlebt.
Schade, dass gleich zugesperrt wird, denn langsam taugt es mir hier.
Piste 3 zu Betriebsschluss.
Diese mündet in die schwarze 2, die zwar auf dem Foto furchtbar aussieht, tatsächlich aber traumhaft genial zu fahren war. Das und die fast verhängnisvolle Piste nach Vignogn waren heute die Pisten des Tages.
Es geht ins Tal, wurde aber ab hier wieder glatter. Darum nehmen wir die letzte halbe Stunde, die mit der Meierhofbahn noch möglich wäre, nicht mehr mit.
Gleich sind wir unten. Es waren ja heute wirklich einige Höhepunkte dabei. Für morgen müssen wir uns halt ein paar Gedanken machen und noch einen Plan zurecht legen, dass wir den kritischen Liftschlangen entkommen und noch einen guten Abschluss hinkriegen. Was uns sicher dabei helfen wird: Ein Großteil der Pisten, welche heute morgen noch vom Vortagessulz gefroren war, firnte heute nicht auf und wurde sogar während des Tages griffiger - Morgen wird es also besser!
Tag 2 - Sonntag - Aus den Fehlern gelernt
So, wir sind wieder in Meierhof - gleiches Wetter, gleiche Ruhe vor dem Sturm, aber: Wir sind ja lernfähige System und nehmen gleich einmal die etwas abgeschiedene Variante der roten 3 nach Untermatt. Diese ist traumhaft zu fahren. Auch vom Schnee her viel pulvriger als gestern.
Eine Wiederholungsfahrt am Stein musste drin sein. Wir nahmen dazu die Schwarze 4.
Die Vermutung von gestern war goldrichtig. Heute ist es hier überall herrlich griffig. Das war gestern einfach Pech.
Sogar die einen Tag zuvor so miserable Piste 11 war gut zu fahren (aber immer noch mäßig präpariert).
Auch am Sezner war es wieder gut, nein eigentlich muss ich schreiben wäre es gut, denn bereits bei der 2. Bergfahrt mussten wir 5 Minuten warten. Somit ging sich leider keine weitere Wiederholungsfahrt aus.
Denn wir mussten auf die Uhr schauen. Um den 10:39 Bus möglichst optimal zu erwischen nehmen wir jetzt gleich die Piste 49 nach Lumbrein.
Diese Piste ist fast so gut wie die benachbarte 48, die wir gestern nahmen. Aber nur fast: Irgendwie gefiel die Topographie der Nachbarin besser.
Da jammer ich aber auf hohem Niveau. Eines steht jedenfalls fest: Der gewählte Zeitpunkt war ganz passend, da wir so dem größten Ansturm im Hauptgebiet ausgewichen sind.
Das nenne ich eine unmodellierte Piste

Diese beiden Pisten 48 und 49 (aber eigentlich auch noch die 47) sind schon ganz besonders und werten das Skigebiet enorm auf.
In Lumbrein angekommen, müssen wir einen halben km durch den schönen Ort marschieren, um zur Haltestelle zu gelangen. Wir hatten noch ein paar Minuten Luft, also konnten wir den Spaziergang ruhig angehen. Die anschließende Busfahrt dauert gute 10 Minuten.
Wieder im Skigebiet. Natürlich warten wir wieder 5 Minuten an der Hitzeggen-Bahn. Dieses Mal wollen wir aber gleich an den östlichen Rand. Beim Vorbeifahren bemerken wir, dass die 44 heute dann tatsächlich geschlossen ist. Das ist überfällig.
Am Piz Mundaun herrscht kaum Trubel. Wir wollen aber gleich noch weiter rüber.
Und zwar zum Sasolas-Schlepper. Ich nahm einfach mal an, dass es hier leer sein könnte und da es heute pulvriger war, sollte auch der Schnee gut sein.
Beides bewahrheitete sich. Piste 31 super!

Lift leer. Wobei wir bei den langen Gehängeabständen gut 1 Minute warten mussten.
Schlepplifttrasse.
Rote 33. Genau so muss eine Piste dem Gelände folgen. Heute macht es wirklich Spaß!
Und so geht sie weiter. Schlicht perfekt

Wir wechseln wieder zurück ins Hauptgebiet, da wir erstens Pause machen wollten und zweitens die Wartezeit schon wieder 3 Minuten betrag (Tendenz steigend). Diesen Schlepplift erwischten wir zwischen 11:15 und 11:45 genau zur richtigen Zeit.
Ausblick von der Cuolm-Hütte auf die beiden schwarzen Pisten am Piz Mundaun, die so einladend aussehen (Ach, wenn sie doch eine bessere Schneelage hätten oder beschneibar wären).
Nach einer Stärkung setze ich mich aber durch und wir fahren einmal die 22. Perfekter Schnee, nur leider zu wenig davon, v.a. im unteren Teil. Schade, schade.
Nun gut, dann wechseln wir wieder nach Westen ins Hauptgebiet.
Bisher war der Tag ja ein sehr guter und es sieht fast danach aus, als sei die Schlange vor der 6 KSB nicht sehr lang.
Schön gesehen. Wir sind nur 2 Minuten an der neuen KSB angestanden.
Die Piste super!
Dito. Man sieht es am Lächeln meiner Freundin.
Danach wurde die Schlange mal kürzer, mal länger. Darum weichen wir je nach Lage kurz auf die Talabfahrt nach Misanenga aus. Diese Piste war ganz toll zu fahren. Gestern wagten wir uns nicht hier runter, da sie möglicherweise sehr glatt gewesen sein könnte.
Und ein Blick nach oben. Hier waren wir ziemlich alleine (diesmal auch an der Bahn).
Auch die andere Talabfahrt mit der Nr. 10 nach Meierhof wollte noch gefahren werden. Was mir an Obersaxen mittlerweile sehr gut gefällt sind diese unglaublich vielen Pistenvarianten pro Bahn.
Auch wenn die 10 in den langen Ziehweg Nr. 12 mündet.
Nach der 4 KSB geht es nun wieder zum neuen 6er.
Und dort trauten wir unseren Augen kaum: 14:45 und die Schlange ist so gut wie weg

Es folgen noch ein paar Fahrten über die Pisten 2 und 3. Der schlecht aussehende Steilhang ist auch heute wieder ein Genuss.

Schade, dass dieser Nachmittag so schnell vorbei war. Heute nutzten wir ihn bis zum Liftschluss um 16:30 an der Meierhofbahn aus.
Und im Anschluss gab es noch den obligatorischen Absacker an einem ruhigen Fleckchen neben der Piste.
Das waren 2 ziemlich unterschiedliche Tage. Am Samstag hatten wir noch viel erwartet und wurden enttäuscht und am Sonntag war die Erwartung niedriger und sie wurde weit übertroffen. In Summe gebe ich für das WE mal











Es gibt eine Reihe an Dingen, die mir hier wirklich gut gefallen:
- Topographie des Skigebiets mit Pisten in alle Himmelsrichtungen
- Geringe Modellierung der Pisten
- Eine Vielzahl an Pistenvarianten pro Bahn (Die neue 6 KSB am Stein erschließt sogar 10 veschiedene Möglichkeiten)
- Die beiden Talabfahrten mit Busrückbringer
- Entspannte Atmosphäre und ein gemütliches Ortsbild (auch wenn fast alles Zweitwohnsitze sind).
- Für die Schweiz und ein Skigebiet dieser Größe ein niedriges Preisniveau
Dem gegenüber stehen aber auch einige Kritikpunkte:
- Stellenweise schlechte Präparierung bzw. manche Pisten werden gar nicht gewalzt
- Fast ganztags lange Wartezeiten an den beiden Haupt-Bahnen Stein und Sezner
- Geringe Schneeauflage trotz des guten Winters. Was ist hier in schlechteren Jahren los?
Was ich einfach schade finde ist die Tatsache, dass man extra eine weite Anreise in die Schweiz unternimmt, um dem Österreich-Trubel zu entkommen und dann muss man dennoch den ganzen Tag über antizyklisch fahren. Dasselbe schaffe ich auch in SFL, St. Anton oder in der Z-Arena. Der einzige Unterschied zu den letzt-genannten ist, dass die Pisten hier einfach noch naturbelassener wirken und die ganze Atmosphäre entspannter wirkt. Wie schon im Titel erwähnt, ist dieses WE sehr schwer einzuordnen. Auf der einen Seite hat das Gebiet genau das, was ich liebe; auf der anderen eben auch das, was ich überhaupt nicht mag.
Meiner Freundin geht es auch so, wobei für sie nach dem Laax-Tag am darauffolgenden Montag feststeht, dass Obersaxen im Vergleich deutlich verloren hat. Ich selber bin mir da gar nicht so sicher (Denn in Laax war Montag).
Ich glaube, dass wir einfach noch einmal herkommen müssen, um das genauer zu beurteilen - Dann aber unter der Woche und bei tendenziell mehr Schnee (wenn das die nächsten Jahre überhaupt möglich ist).