Im Rückblick muss ich dabei sagen, dass Samnaun eigentlich mehr als nur eine Verlegenheitslösung ist - es sind hier von Ost über Süd bis Südwest die relevanten sonnseitigen Expositionen vertreten in einem Höhenband von (bei meinen Varianten) 2300-2600 Meter. Die von mir im Gelände befahrenen Varianten boten dabei vor allem sanft kupierte Genussmulden und kurze Steilhänge, das ganze landschaftlich sehr nett eingebettet. Für den April also auch in normalen Jahren auf jeden Fall eine gute Wahl, zumal mit Ischgl auch Optionen im Westsektor geboten werden - man denke hier vor allem an die riesige (wenngleich wohl auch oft windgepresste) Flanke vom Piz Val Gronda hinab ins Fimbatal.
Wie diese Messdaten aus vergleichbarer Lage (2300m) für dieses Wochenende zeigen, herrschten durchweg gute bis sehr gute Strahlungs- und damit Firnverhältnisse vor (Quelle: LAWIS.at)
A: Die für Firnisten wohl interessanteste Kurve ist sicherlich die Oberflächentemperatur, hier die mittlere Linie in grau. Bei LAWIS leider nicht so sauber ablesbar wie etwa beim LWD Bayern. Als Faustregel sagt man, dass diese während der gesamten Nacht unter minus 5 Grad liegen sollte. Sobald sie Null grad erreicht, firnt es vereinfacht gesagt auf. Am 24.04 hatte es eine bombastische Strahlungsnacht mit unter -10 Grad, wodurch es auch erst relativ spät gegen 10:30h auffirnte. Am 25.04 war die Abstrahlung noch ausreichend, es firnte hier auch früher bereits gegen 9:30h auf. Der Einfluss der Lufttemperatur auf die Schneebeschaffenheit wird dabei durch breite Teile der Bevölkerung und auch viele Skifahrer massiv überschätzt - man erkennt ja, dass es kaum Luftfrost in der Nacht hatte.
B: Die Luftfeuchtigkeit war am 24.04 und vor allem in der Vornacht sehr niedrig; am 25.04 schon deutlich höher. Das erkennt man übrigens auch in der oberen Grafik an der Taupunktdifferenz (dem Abstand zwischen roter und blauer Linie), aber einfacher kann man die Luftfeuchte hier natürlich direkt ablesen. Gut erkennbar auch die Quellbewölkung am 25.04, die aber keinen wesentlichen negativen Einfluss hatte
C: An beiden Tagen war es v.a. vormittags relativ windig, am 25.04 noch etwas mehr als am Vortag. Das mag das Auffirnen etwas hinausgezögert haben, war ansonsten aber unproblematisch. Das könnte aber die teilweise kleinräumigen Unterschiede der Schneebeschaffenheit im Gelände erklären.
Tag 1: Samstag 24.04.2021
Gefahrene Anlagen:
180PB Twinliner: 1x
6KSB/B Muller: 9x
8KSB/B Visnitz: 6x
4KSB Grivalea: 6x
Prolog: Auffahrt und Einfahren #1 Start am Morgen in Samnaun-Compatsch, von hier sind es nur wenige Minuten zur PB in Ravaisch
#2 Die PB, die eine sehr exponierte und spektakuläre Trasse überquert. Später muss der Parkplatz wohl recht gut gefüllt gewesen sein. Wartezeiten an diesem Wochenende mal wenige Minuten an der Kassa und dann maximal eine PB. Vor April will ich hier in normalen Jahren nicht sein, vor allem wenn noch 35 Saufbusse eintreffen
#3 Oben ging es gleich auf die Sonnseite, wo es um 9:30h rum aber noch knallhart war. Hier in der Verbindung Visnitz-Muller
Teil 1: Muller (Ost, 2300-2450m, ca. 10:30-11:30)
#1 Übersicht über die Firnhänge und meine Varianten (dicke Linien: Pistenverläufe). Hinweis: Öffentlich frei zugängliche Quelle map.geo.admin.ch
Typisch sind hier Steilhänge in der Mitte, die nach unten zur Talstation sanft auslaufen. Im oberen Bereich gibt es NO-seitig nettes kupiertes Gelände, wo der Untergrund aber noch nicht wirklich zusammengefroren war.
#2 Blick von oben auf die Hänge, unten die Alp Bella
#3 Der Steilhang weiter draussen, neben der kleinen Rinne. Bereits guter Zischfirn hier!
#4 Über die äußeren Varianten kommt man in dieses nette kleine Tal
#5 Die obere NO-seitige Mulde, wie gesagt noch nicht richtig durchgefirnt, weshalb man etwas vorsichtig fahren musste
#6 Der direkte Steilhang unter dem Lift, war mir persönlich etwas zu zerfahren und dafür auch zu steil
#7 Nochmal in der äußeren Variante, teilweise toller Butterfirn.
Video hierzu (2:05min, 11:14 Uhr; edit: Ist irgendwie rückwärts - ich versuche es nochmal neu zu laden):
Direktlink
....
Teil 2: Visnitz-Diretissima (Süd, 2300-2500m, ca. 11:30h-12:30h)
#1 Übersicht - Heute fuhr ich die rot markierten Varianten im "Steilhang", am nächsten Tag -soviel sei schonmal verraten - die blau markierten Varianten in der Außenrum-Mulde. Die Querung von der Visnitz-Bergstation hinüber zum Steilhang erfolgte oben über die "Visnitz-Rinne". Der Hang hat maximal 30-35 Grad, läuft nach unten aber zunehmend sanft aus. Das letzte Stück geht es auf dem Ziehweg zurück.
#2 Seitenblick im Steilhang, hier zischt es ordentlich!
#3 ...und in die andere Richtung
#4 Zoom zum Glockturm, weiter rechts müssten Weißseespitze & Weißkugel sein
#5 Netter Pausenplatz im Steilhang, wenn es zu weich wird, sollte man hier natürlich nicht mehr fahren. War gegen 12 Uhr mittags rum aber perfekt.
#6 Blick hoch zum Steilhang - es zischt!
Video dazu (2:00min; 12:00 Uhr):
Direktlink
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Teil 3: Grivalea (Südwest, 2300-2600m, ca. 12:30-14:00)
#1 Übersicht: Der obere Teil oberhalb 2500m war schon zu weich und auch zu zerfahren, darunter in der Mulde ging es aber sehr nett. Schönes, sanft kupiertes Gelände. Dank SW-Ausrichtung relativ spät auch noch top zu fahren. Trotz Pistennähe fühlt es sich ziemlich abgelegen an, da von der Piste durch einen Bacheinschnitt abgetrennt.
#2 Rückblick im schönen unteren Butterfirn-Teil
#3 "White-Out" - sowohl meine recht gute Kompaktkamera als auch das Handy tun sich mit dem gleißenden Firnspiegel schwer. Ganz so hell war es in Realität nicht, aber Sonnenbrille und -creme waren auf jeden Fall erforderlich
#4 Liftfahrt unterhalb des Grübelekopfes
#5 Wieder in der schön kupierten Zisch-Mulde unten
#6 Heute waren auch einige andere im Gelände unterwegs, hier im oberen Bereich am Grivalea, der mir aber wie gesagt nicht so gut gefiel.
#7 Die Alp Bella war gut gefüllt. Kulinarische Highlights darf man in diesem Skigebiet aber wohl nicht erwarten.
Video dazu (2:25min; 13:28 Uhr):
Direktlink
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Epilog: Talabfahrt
#1 Die Talabfahrt ist landschaftlich nett, nachmittags natürlich schon ziemlich zerfahren und man muss nach etwas Fussmarsch mit dem Bus zurück zur PB-Talstation fahren.
#2 Rückblick ins Höhenskigebiet
#3 Das Ende der Talabfahrt in Samnaun-Compatsch
#4 Abendspaziergang in Samnanun-Compatsch
#5 Abendspaziergang in Samnanun-Compatsch
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Fortsetzung folgt... Nachdem bereits im letzten Frühjahr die Firnsaison bekanntermaßen weitgehend ins Wasser fiel - lediglich an diesem denkwürdigen 15.03.2020 konnte ich immerhin firnähnliche Verhältnisse in der Lüchlemulde genießen - ergab sich heuer die Möglichkeit, wenigstens ein (Offpiste-)Firnwochenende in der liberalen Schweiz zu nutzen.