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Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 06.08.2014 - 04:03
von JB
Eigentlich wäre eine Reise durch die östliche Ukraine geplant gewesen, doch durch den bekannten Konflikt wurde nichts daraus und wir schauten uns nach Alternativen um. Da sowohl Georgien wie auch Armenien seit einigen Jahren Visumsfrei bereist werden können und Landschaftlich und Kulturell interessant sind habe wir dieses Reiseziel schnell ins Auge gefasst. Die passenden Flüge gab es mit Pegasus Airlines via Istanbul.

Tschiatura oder ein Wurm oder keiner...

seit 1877 wird in Tschiatura Manganerz abgebaut, dies wird bei der Herstellung von Stahl benötigt. Die Förderung wurde stetig ausgebaut und durch die Eingliederung von Georgien in die Sowjetunion und insbesondere durch Stahlin (selbst Georgier, geboren in Gori) gefördert. Ab 1954 wurde durch Giorgi Mumladze ein umfangreiches Seilbahnnetz installiert, zeitweise gab es 50 Seilbahnen für den Erz- und 26 für den Personentransport. Nach dem Zerfall der Sowjetunion wurde der Abbau von Manganerz durch die wirtschaftliche Situation aber auch weil die Vorkommen teilweise erschöpft waren zurück gefahren. Dies bedeutete auch der niedergang der Stadt und des Seilbahnnetzes, sechs Personenseilbahnen sind definitiv noch in Betrieb höchstwahrscheinlich sind es noch ein paar mehr, vor allem Talaufwärts Richtung Satchschere.

Wir sind von Kutaisi, Georgiens zweitgrösster Stadt, mit einer Marschrutka angereist. Es gäbe auch eine Bahnverbindung, ebenfalls von Kutaisi, aber die Abfahrtszeit ist mit 05.20 doch sehr früh. Wir sind um 11 Uhr angekommen und nahmen uns 4 Stunden Zeit die Stadt und die Seilbahnen anzuschauen, an dieser Stelle ein Dank an meine zwei Mitreisenden die mich begleitet haben obwohl sie mein Seilbahnfaible nicht unbedingt teilen...



eine Karte mit den mir bekannten Seilbahnen

rot: zweifach Station, wobei nur noch eine Seilbahn existiert, aus Zeitgründen nicht besucht
gelb: dreifach Station, die südliche Bahn ist zurzeit ausserbetrieb
orange: diese Seilbahn erschliesst einen Komplex oberhalb Tschiatura
blau: Friedensbahn, erschliesst ein Manganbergwerk
braun: Seilbahn Nr. 25, erschliesst eine Plattenbausiedlung
schwarz: Erztransportbahn


das wohl bekannteste Motiv in Tschiatura die Dreifachstation in der Nähe des Bahnhofs (gelb markiert auf der Karte)
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mit allen drei Seilbahnen, die Bahn im Vordergrund ist momentan nicht in Betrieb
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die Marschrutka im Detail, solche älteren Modelle sind selten normalerweise werden Fahrzeuge von VW oder Mercedes eingesetzt
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die südliche Seilbahn welche wir gefahren sind
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die nördliche Bahn welche deutlich kleiner ist
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diese führt zu diesem Blockhaus, die Bahnen werden abwechslungsweise bedient
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die westliche Bahn, ausserbetrieb
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führt über zwei Masten zu einem Weltkriegsdenkmal an der Strasse nach Sestaponi
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Strecke der südlichen Bahn, leider im Gegenlicht
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der Bahnhof von Tschiatura, während der Bergfahrt
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Bergstation
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an der Bergstation mit der Kabinenführerinn
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Tschiatura von der Bergstation
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am Gegenhang befindet sich die Friedensbahn
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Strecke/Blick zum Stadtzentrum
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die Friedensseilbahn, woher sie diesen Namen hat ist mir leider unbekannt (auf der Karte blau)
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die spartanische Talstation, das Gebäude daneben ist die Talstation von Seilbahn Nr. 25 (braun auf der Karte)
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die Friedensseilbahn ist mit 48° die Steilste in Tschiatura
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Blick durch die "Bullaugen" ausser uns wurde noch eine 2.5l Bierflasche für die Arbeiter des Manganbergwerks transportiert...
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die Talstation von Seilbahn Nr. 25
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Bergstation
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Aussicht, leider darf man das Bergwerk nicht mehr besichtigen, bis vor einiger Zeit war dies wohl noch möglich, jedoch wird man jetzt von Sicherheitsleuten weggeschickt
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Seilbahn Nr. 25, mit Baujahr 1954 die älteste Bahn in Tschiatura, der Wind blies relativ stark Talaufwärts und die Kabinenführerinn hat uns gedeutet, als die Kabine die Stütze ganz langsam zu passieren begann, wir sollen alle auf die gleiche Seite stehen...
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Talstation
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der Kabinenboden, naja...
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und das Laufwerk
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Bergstation
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auf der Gegenseite, links die blaue Friedensseilbahn und Bergwerk mit der Materialseilbahn
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Tschiature hatte mal um 50'000 Einwohner jetzt sind es noch knapp 16'000
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die Gebäude sind noch bewohnt man beachte den Kontrast zur relativ neuen Schaukel
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diese recht kurze und zentral gelegene Bahn (orange in der Karte) bin ich leider nicht gefahren, da wir nicht genau wussten wann die letzte Verbindung zurück nach Kutaisi sein würde...
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eindrücklicher Masten
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das wars - in rasanter Fahrt aber heile ging es retour nach Kutaisi

Re: Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 06.08.2014 - 07:01
von philippe ch
Einfach grossartig dein Bericht. Die Stationsarchitektur ist ja genial. Danke für diese Reportage.

Re: Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 06.08.2014 - 07:25
von B-S-G
Sehr vertrauenserweckend sehen die Bahnen alle nicht aus. Nach Georgien wäre ich, glaube ich, nicht gefahren, um Seilbahnen zu besichtigen. Vielen Dank für den Bericht und die Bilder.

Re: Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 06.08.2014 - 07:36
von Roymarcoi
Auch von mir ein herzliches Dankeschön für einen beindruckenden Bericht aus einer Gegend in die es mich wohl niemals verschlagen wird.

Re: Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 06.08.2014 - 10:36
von münchner
Sehr interessant, vielen Dank für den Bericht. Wie muss man sich das Reisen in Georgien im Allgemeinen vorstellen? Konnte jemand aus eurer Gruppe Georgisch sprechen oder wir habt ihr euch verständigt?

Anscheinend wurden einige Kabinen neu lackiert (vgl. Stalin's Rope Roads). Was kostet denn eine Fahrt umgerechnet?

Re: Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 06.08.2014 - 12:11
von ATV
Toll! Schon länger im Fokus. Gab ja schon diverse Zeitungsarktikel.

http://www.liftpics.ch/images/Sommer%2014/ist das da unten eine Ae8/14: Tschiatura/Aussicht%20S%fcd%20II.jpg
;-)

Glaub muss mir das auch mal geben bevor das Ganze gemarktführert wird. Glaub momentan sind die Chancen grösser bei der Reise über der Ukraine von einer SAM abgeschossen zu werden als mit so einer Rostlaube abzustürzen.

Re: Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 06.08.2014 - 16:07
von JB
Sehr interessant, vielen Dank für den Bericht. Wie muss man sich das Reisen in Georgien im Allgemeinen vorstellen? Konnte jemand aus eurer Gruppe Georgisch sprechen oder wir habt ihr euch verständigt?
die Georgier wie auch die Armenier sind sehr hilfsbereit, wir waren zu dritt als Backpacker unterwegs und unser georgisch beschränkt sich auf Prost/Hallo/Danke und Bier. Jedoch sprechen ca. 90% der Bevölkerung fliessend russisch, leider ist mein Wortschatz zurzeit nicht grösser als 20 Wörter. Englisch wird kaum gesprochen, natürlich in den Hostels/Hotels und teilweise in besseren Restaurants. Aber geholfen wird einem immer, Kommunikation mit Händen und Füssen oder via Handy war uns sehr gebräuchlich. Die Sicherheitslage ist abgesehen von Südossetien und Abchasien gut und die Kriminalität und Korruption seit Sakaaschwili sehr gering. Für mich war es sehr entspanntes Reisen auch weil im Gegensatz zu anderen Ostländer weder die Taxifahrer noch fliegende Händler oder Tourischlepper so penetrant sind.

Anscheinend wurden einige Kabinen neu lackiert (vgl. Stalin's Rope Roads). Was kostet denn eine Fahrt umgerechnet?
die Fahrt mit der Bahn beim Dreifachturm hat retour 50 Tetris gekostet (ca. 0.20 €) die restlichen waren gratis. Allgemein ist der ÖV extrem günstig, für 4h Zug fahren von Batumi nach Kutaisi haben wir 2 Lari bezahlt (ca. 0.90€)

Toll! Schon länger im Fokus. Gab ja schon diverse Zeitungsarktikel.

http://www.liftpics.ch/images/Sommer%2014/ist das da unten eine Ae8/14: Tschiatura/Aussicht%20S%fcd%20II.jpg
;-)
:D gerade gestern hat eine Mitarbeiter gemeint die sieht doch aus wie die Landilok...

Re: Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 06.08.2014 - 16:19
von Latemar
Da werde ich wohl nie hinfahren ...
Um so spannender Deinem Bericht zu folgen. Exotisch, aber sehr beeindruckend. Hat mir gefallen.
Danke Dir!


Gruß!
der Joe

Re: Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 06.08.2014 - 19:16
von münchner
JB hat geschrieben:Die Sicherheitslage ist abgesehen von Südossetien und Abchasien gut und die Kriminalität und Korruption seit Sakaaschwili sehr gering. Für mich war es sehr entspanntes Reisen auch weil im Gegensatz zu anderen Ostländer weder die Taxifahrer noch fliegende Händler oder Tourischlepper so penetrant sind.
Vielleicht sollte man doch mal über eine AF-Gruppenreise nachdenken, Interesse bestünde sicher bei vielen. :)

Sind denn von den restlichen Bahnen, die mittlerweile LSAP sind, noch Überreste zu sehen?

Re: Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 07.08.2014 - 12:25
von starli
Geil, geil.
Eigentlich wäre eine Reise durch die östliche Ukraine geplant gewesen
Willkommen im Club. Hätten die nicht ein Jahr warten können mit ihrem Konflikt.. :(
münchner hat geschrieben:Vielleicht sollte man doch mal über eine AF-Gruppenreise nachdenken, Interesse bestünde sicher bei vielen. :)
Ich wär dabei. Evtl. gäb's ja anderswo in Georgien auch noch ein paar interessante Seilbahnen oder Lifte - hat da schon mal jemand im Web rumgeschaut?

Was die Reise in Georgien m.E. noch verkompliziert, dass die auch noch 'ne eigene (recht komplizierte) Schrift haben. Und die Sprache dürfte wohl auch sehr komplex sein, wenn ich den Wikipedia-Artikel so überflieg. Ne, das muss man für ein paar Tage Georgien nicht lernen...

Re: Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 07.08.2014 - 13:00
von Kaliningrad
Toller Bericht, danke!

@starli: russisch wird überall verstanden und gesprochen. Nebenbei gemerkt, eine Georgien-Reise ließe sich mit einer Türkei-Reise gut kombinieren ;)

Re: Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 08.08.2014 - 12:40
von starli
Kaliningrad hat geschrieben:Nebenbei gemerkt, eine Georgien-Reise ließe sich mit einer Türkei-Reise gut kombinieren ;)
Ja, das ist mir gestern auch noch aufgefallen, dass das ein Klacks wäre, von den Skigebieten im Osten der Türkei einen kurzen Abstecher nach Georgien zu machen, jedenfalls im Vergleich zur Gesamtstrecke von Innsbruck aus :-)

Ma schaun, vielleicht nächsten Winter. Wird dann aber wohl eine 3-Wochen-Tour, 2 Wochen mit 2-3 Tagen wie bisher meine Touren wird doch etwas knapp. Muss ich mir im Herbst mal die Skigebiete in Georgien und Armenien näher im Netz anschauen ;)

Re: Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 08.08.2014 - 23:09
von JB
münchner hat geschrieben:Sind denn von den restlichen Bahnen, die mittlerweile LSAP sind, noch Überreste zu sehen?
nein hab ich keine gesehen, aber ich denke die meisten anderen Bahnen sind nicht im Zentrum von Tschiatura sondern weiter oben/unten im Tal. Ich denke auch dass dort noch einige in Betrieb sind (Google Bildersuche). Die einzige Bahn von welcher ich weiss das sie teilweise abgebaut ist, ist die Doppelstaion ganz links auf der Karte:

http://images.fotocommunity.de/bilder/m ... 78e767.jpg

starli hat geschrieben:Willkommen im Club. Hätten die nicht ein Jahr warten können mit ihrem Konflikt.. :(
war jetzt der dritte Anlauf, ist immer irgendwas dazwischen gekommen...

starli hat geschrieben:Ich wär dabei. Evtl. gäb's ja anderswo in Georgien auch noch ein paar interessante Seilbahnen oder Lifte - hat da schon mal jemand im Web rumgeschaut?

Was die Reise in Georgien m.E. noch verkompliziert, dass die auch noch 'ne eigene (recht komplizierte) Schrift haben. Und die Sprache dürfte wohl auch sehr komplex sein, wenn ich den Wikipedia-Artikel so überflieg. Ne, das muss man für ein paar Tage Georgien nicht lernen...
In Batumi und Tblisi gibts zwei moderne Gondelbahnen, in Kutaisi eine ältere Pendelbahn. In Tblisi gabs früher wohl eine ganze Reihe älterer Pendelbahnen leider ist keine mehr in Betrieb.

Skigebiete gibts auch, das bekannteste Gudauri, recht modern wohl nicht so Interessant für dich.
http://www.gudauri.info/

Goderzi: neues Skigebiet im kleinen Kaukasus: http://www.goderdzi.ge/

Bakuriani: Dorf im kleienen Kaukasus erschlossen durch eine Schmalspurbahn ab Borjomi, dort hat es wohl mehrer Skigebiete, eines mit neuer Gondelbahn und kuppelbarer Sesselbahn, auf Google Earth ist auch ein langer Einerssessellift zu erkennen, fraglich ob der noch in Betrieb ist. http://www.bakuriani.ge

Direktlink


hat noch ein paar Dorfllifte, unteranderem diesen (aus dem Mindesthöhen zu Skipiste Topic)

Direktlink


in Armenien gibts auch eins:
Tsaghkadzor, relativ modern und flach: http://www.tsakhkadzor.am

Re: Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 09.08.2014 - 11:13
von Zottel
Die Stützenüberfahrten beim letzten Video scheinen wohl nicht ganz so angenehm zu sein :wink: Sehr spannende Gegend dort!

Re: Tschiatura ჭიათურა, Georgien, Juli 2014

Verfasst: 17.11.2014 - 14:54
von JB
Auch in Kutaissi gibt es eine ältere Seilbahn, im Gegensatz zu Tschiature dient diese nicht dem öffentlichen Verkehr sondern erschliesst einen kleinen Vergnügunspark auf einem Hügel oberhalb der Stadt. Die Bahn ist nicht sonderlich lang und führt über den Fluss Rioni, die Bergstation wurde vor kurzem mordernisiert/neu aufgebaut.

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die Talstation befindet sich neben einem wichtigen Knotenpunkt der Marschrutkas

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im Wald befindet sich der kleine Vergnügunspark

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besitzt eine gelbe und eine Rote Kabine

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Laufwerk im Detail

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wie auch schon in Tschiatura darf die Schutzpatronin nicht fehlen

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Blick zurück mit Fluss Rioni

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die neue Bergstation