Nordkorea, Paektusan, September 2014
Verfasst: 05.03.2017 - 21:37
Diese Reise ist zwar schon etwas länger her, aber ich denke mal es besteht trotzdem Interesse an einem Bericht aus Nordkorea mit Seilbahnen aber ohne Skigebiet.
Hauptteil des Berichts ist, passend zum Forum, der Tagestrip zum Peaktusan. Dies ist ein großer aktiver Vulkan direkt auf der Grenze zu China, der von nordkoreanischer Seite mit einer Standseilbahn "Marke Eigenbau" erschlossen ist. Zum Kratersee hinunter (wahrscheinlich der tiefste der Welt) führt noch eine GUB, die vermutlich aus irgendwelchen Second-Hand-Teilen zusammengebastelt wurde. Der Vulkan selbst ist wegen seiner Lage sehr schlecht erforscht - er ist aber für eine der stärksten Eruptionen der letzten 2000 Jahre verantwortlich.
Der Ausflug zum Paektusan war Teil einer einwöchigen Luftfahrtreise, bei der es vornehmlich darum ging, mit alten russischen Flugzeugen zu fliegen. Dazu kommt natürlich das übliche Sightseeingprogramm inklusive Pjöngjang, Kaesong und einige andere Orte.
Die Ankunft in Pjöngjang war etwas verspätet, aber auch im Dunkeln wacht der große Führer gut beleuchtet über einen
Am nächsten Tag ging es nach Kaesong. Die Stadt ist hierzulande eher für die mal geöffnete, mal geschlossene Sonderwirtschaftszone mit dem Süden bekannt. Viel interessanter für Touristen ist aber der Fakt, dass Kaesong als ehemalige Hauptstadt des Königreichs Korea als einzige größere Stadt im Koreakrieg wegen seiner historischen Altstadt nicht zerbombt wurde. Neben den historischen Gebäuden gibt es natürlich die üblichen Prachtbauten in Form überdimensionaler Straßen ohne Verkehr und genauso überdimensionaler Statuen einer gewissen Persönlichkeit. Dazu etwas traditionelle koreanische Küche.
Ebenfalls eine gewisse Bekanntheit haben die blauen Baracken genau auf der Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea und der einzige Ort, an dem man diese Grenze zumindest ein paar Meter überschreiten kann. Wenn einem das eigene Leben lieb ist sollte man nur nicht zur Tür auf der anderen Seite der Baracke hinausgehen versuchen. Ansonsten wurden an diesem Ort allerlei Verhandlungen geführt, 1-2 km entfernt ist zudem der Ort, an dem das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet wurde und ausgestellt ist.
Am Nachmittag sind wir dann noch zu einer interessanten Grabstätte gefahren, die mitten im Nirgendwo lag. Dementsprechend hat man auch etwas mehr vom ländlichen Leben gesehen und natürlich die Armut. Auffällig ist, dass Mais (statt Reis, was ich erwartet hätte) das Hauptprodukt der dortigen Landwirtschaft darstellt. Freunde uralter Technik konnten sich hier und an anderen Orten auch über LKWs mit Holzvergasern freuen (daher der weiße Dampf/Rauch auf dem letzten Bild).
Für den den nächsten Tag war der erste große Flughighlight vorgesehen: Mit einer Il-18 ganz in den Norden fliegen und von dort aus zum Paektusan. Die Il-18 war das zivile Mittel- und Langstrecken der UDSSR der 60er Jahre und ein sehr robustes und zuverlässiges Flugzeug. Die Zeiten dieses Typs sind aber lange vorbei und die letzte Passagierversion befindet sich in Nordkorea im Einsatz. Es waren noch 3 weitere Touristengruppen dort unterwegs, die aber allesamt deutlich weniger stylisch mit jeweils einer An-24 geflogen sind und dort in einem Hotel übernachtet haben.
Vom Flugplatz aus wurden wir mit dem Bus bis an die Talstation der SSB auf den Paektusan gefahren. Normalerweise würde ich sagen, dass 30+ km Schotterpiste mit einem schweren Reisebus jetzt nicht unbedingt toll sind. Aber nach einigen Stunden Autobahnfahrt am Tag zuvor weiß ich, dass das aufgrund des miesen Straßenzustandes und der gigantischen Schlaglöcher deutlich belastender für den Anschlag der Stoßdämpfer ist, als so eine popelige Schotterpiste
Die SSB selber sieht nach Italotrash aus mit viel bröselnden Beton, rostigen Stahl und morschen Holz. Das besondere Highlight waren die Türen der Wagen, die man gefühlt von der nächsten Hütte ausgebaut hat und die entweder offen oder komplett verrammelt waren. Außer uns wurden hier nur Soldaten rauf und runter befördert.
Oben hat man einen wunderbaren Blick auf den Kratersee, dessen gegenüberliegendes Ufer in China liegt. Das hieß auch chinesisches Handynetz und so war jeder erstmal damit beschäftigt ein paar Nachrichten nach Hause zu schicken, was man aus Nordkorea sonst nicht wirklich kann.
Von der Bergstation der SSB führt direkt die GUB hinunter zum Krater. Da wir ziemlich stark hinter dem Zeitplan waren ging sich eine Fahrt hinunter nicht mehr aus, wobei ich besagte Bahn auch nicht sehr vertrauenserweckend fand.
Kurz vor 2 sollten wir wieder an der der Station für die Talfahrt sein. Mit deutscher Pünktlichkeit war es jedenfalls nichts und so begann die Talfahrt erst 5 nach 2...
... und endete auf halber Strecke um 10 nach 2. Das wars mit dem Strom für heute (wovon natürlich nur unsere Guides wussten aber nicht gesagt haben, warum wir so pünktlich sein sollen) und zur Strafe mussten wir den Rest laufen. Dabei konnte ich einmal mehr Begutachten, wie wenig vertrauenswürdig der Weg neben den Schienen auf den Brücken aussieht.
Unten angekommen und wieder weit hinter dem Zeitplan ging es zurück gen Flugplatz, allerdings auf einem anderen Weg, der zu Beginn einem Tal folgt, durch das die Grenze nach China verläuft. Der war aber genauso 25+ km Schotterpiste zum so schnell wie möglich drüberheizen ohne dabei Gas zu geben - geht ja bergab und der Fahrer muss Diesel sparen. Gekoppelt mit der miesen Treibstoffqualität hat der Bus dann auch irgendwo mit Überhitzung vom Kühler schlappgemacht, weil sich vermutlich irgendein FIlter zugesetzt hat. Da es aber eine Chinakarre ist und kein empfindlicher deutscher Bus hat der Fahrer das schwere Werkzeug geholt und mit viel Gewaltanwendung für 10 min am Motor rumgewerkelt. Dann gings weiter. Business as usual.
Picknickstop an einem idyllischen Wasserfall. Gibt im Umkreis von 50 km wohl keine Gastronomie.
Rückflug nach Pjöngjang und ein kurzer Blick in das "moderne" Cockpit. Nett fand ich den alten gelben Bus, den es auch als Obus-Variante gab.
Im weiteren Verlauf der Reise sind wir noch mit verschiedenen anderen Flugzeugen geflogen, unter anderem Il-62, Il-76, Tu-154, Tu-134 und An-24. Die Kabine mancher Flugzeuge erinnerte mich eher an 70er jahre Wohnzimmer als an Flugzeug. Auf dem Flughafen selbst hatten wir viele Freiheiten und konnten uns die verschiedenen Flieger genau anschauen, während sie unter freiem Himmel gewartet wurden.
Abseits der Flugzeuge kam recht kurzfristig noch ein einstündiger Helikopterflug in die Berge nahe Pjöngjang dazu. Man sagt, dass der gute Kim Angst vor Helis hat und deswegen seine Sofaschaukeln nur verstauben. Also können sie auch Touristen damit rumfliegen. Da es zwei Helis waren, konnte man auch im Flug den jeweils anderen fotografieren.
So viel zum erstmal zum Thema Nordkorea. Falls Interesse besteht kann ich auch noch eine Auswahl meiner restlichen Bilder posten, die dann eher das Land zeigen.
Hauptteil des Berichts ist, passend zum Forum, der Tagestrip zum Peaktusan. Dies ist ein großer aktiver Vulkan direkt auf der Grenze zu China, der von nordkoreanischer Seite mit einer Standseilbahn "Marke Eigenbau" erschlossen ist. Zum Kratersee hinunter (wahrscheinlich der tiefste der Welt) führt noch eine GUB, die vermutlich aus irgendwelchen Second-Hand-Teilen zusammengebastelt wurde. Der Vulkan selbst ist wegen seiner Lage sehr schlecht erforscht - er ist aber für eine der stärksten Eruptionen der letzten 2000 Jahre verantwortlich.
Der Ausflug zum Paektusan war Teil einer einwöchigen Luftfahrtreise, bei der es vornehmlich darum ging, mit alten russischen Flugzeugen zu fliegen. Dazu kommt natürlich das übliche Sightseeingprogramm inklusive Pjöngjang, Kaesong und einige andere Orte.
Die Ankunft in Pjöngjang war etwas verspätet, aber auch im Dunkeln wacht der große Führer gut beleuchtet über einen
Am nächsten Tag ging es nach Kaesong. Die Stadt ist hierzulande eher für die mal geöffnete, mal geschlossene Sonderwirtschaftszone mit dem Süden bekannt. Viel interessanter für Touristen ist aber der Fakt, dass Kaesong als ehemalige Hauptstadt des Königreichs Korea als einzige größere Stadt im Koreakrieg wegen seiner historischen Altstadt nicht zerbombt wurde. Neben den historischen Gebäuden gibt es natürlich die üblichen Prachtbauten in Form überdimensionaler Straßen ohne Verkehr und genauso überdimensionaler Statuen einer gewissen Persönlichkeit. Dazu etwas traditionelle koreanische Küche.
Ebenfalls eine gewisse Bekanntheit haben die blauen Baracken genau auf der Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea und der einzige Ort, an dem man diese Grenze zumindest ein paar Meter überschreiten kann. Wenn einem das eigene Leben lieb ist sollte man nur nicht zur Tür auf der anderen Seite der Baracke hinausgehen versuchen. Ansonsten wurden an diesem Ort allerlei Verhandlungen geführt, 1-2 km entfernt ist zudem der Ort, an dem das Waffenstillstandsabkommen unterzeichnet wurde und ausgestellt ist.
Am Nachmittag sind wir dann noch zu einer interessanten Grabstätte gefahren, die mitten im Nirgendwo lag. Dementsprechend hat man auch etwas mehr vom ländlichen Leben gesehen und natürlich die Armut. Auffällig ist, dass Mais (statt Reis, was ich erwartet hätte) das Hauptprodukt der dortigen Landwirtschaft darstellt. Freunde uralter Technik konnten sich hier und an anderen Orten auch über LKWs mit Holzvergasern freuen (daher der weiße Dampf/Rauch auf dem letzten Bild).
Für den den nächsten Tag war der erste große Flughighlight vorgesehen: Mit einer Il-18 ganz in den Norden fliegen und von dort aus zum Paektusan. Die Il-18 war das zivile Mittel- und Langstrecken der UDSSR der 60er Jahre und ein sehr robustes und zuverlässiges Flugzeug. Die Zeiten dieses Typs sind aber lange vorbei und die letzte Passagierversion befindet sich in Nordkorea im Einsatz. Es waren noch 3 weitere Touristengruppen dort unterwegs, die aber allesamt deutlich weniger stylisch mit jeweils einer An-24 geflogen sind und dort in einem Hotel übernachtet haben.
Vom Flugplatz aus wurden wir mit dem Bus bis an die Talstation der SSB auf den Paektusan gefahren. Normalerweise würde ich sagen, dass 30+ km Schotterpiste mit einem schweren Reisebus jetzt nicht unbedingt toll sind. Aber nach einigen Stunden Autobahnfahrt am Tag zuvor weiß ich, dass das aufgrund des miesen Straßenzustandes und der gigantischen Schlaglöcher deutlich belastender für den Anschlag der Stoßdämpfer ist, als so eine popelige Schotterpiste
Die SSB selber sieht nach Italotrash aus mit viel bröselnden Beton, rostigen Stahl und morschen Holz. Das besondere Highlight waren die Türen der Wagen, die man gefühlt von der nächsten Hütte ausgebaut hat und die entweder offen oder komplett verrammelt waren. Außer uns wurden hier nur Soldaten rauf und runter befördert.
Oben hat man einen wunderbaren Blick auf den Kratersee, dessen gegenüberliegendes Ufer in China liegt. Das hieß auch chinesisches Handynetz und so war jeder erstmal damit beschäftigt ein paar Nachrichten nach Hause zu schicken, was man aus Nordkorea sonst nicht wirklich kann.
Von der Bergstation der SSB führt direkt die GUB hinunter zum Krater. Da wir ziemlich stark hinter dem Zeitplan waren ging sich eine Fahrt hinunter nicht mehr aus, wobei ich besagte Bahn auch nicht sehr vertrauenserweckend fand.
Kurz vor 2 sollten wir wieder an der der Station für die Talfahrt sein. Mit deutscher Pünktlichkeit war es jedenfalls nichts und so begann die Talfahrt erst 5 nach 2...
... und endete auf halber Strecke um 10 nach 2. Das wars mit dem Strom für heute (wovon natürlich nur unsere Guides wussten aber nicht gesagt haben, warum wir so pünktlich sein sollen) und zur Strafe mussten wir den Rest laufen. Dabei konnte ich einmal mehr Begutachten, wie wenig vertrauenswürdig der Weg neben den Schienen auf den Brücken aussieht.
Unten angekommen und wieder weit hinter dem Zeitplan ging es zurück gen Flugplatz, allerdings auf einem anderen Weg, der zu Beginn einem Tal folgt, durch das die Grenze nach China verläuft. Der war aber genauso 25+ km Schotterpiste zum so schnell wie möglich drüberheizen ohne dabei Gas zu geben - geht ja bergab und der Fahrer muss Diesel sparen. Gekoppelt mit der miesen Treibstoffqualität hat der Bus dann auch irgendwo mit Überhitzung vom Kühler schlappgemacht, weil sich vermutlich irgendein FIlter zugesetzt hat. Da es aber eine Chinakarre ist und kein empfindlicher deutscher Bus hat der Fahrer das schwere Werkzeug geholt und mit viel Gewaltanwendung für 10 min am Motor rumgewerkelt. Dann gings weiter. Business as usual.
Picknickstop an einem idyllischen Wasserfall. Gibt im Umkreis von 50 km wohl keine Gastronomie.
Rückflug nach Pjöngjang und ein kurzer Blick in das "moderne" Cockpit. Nett fand ich den alten gelben Bus, den es auch als Obus-Variante gab.
Im weiteren Verlauf der Reise sind wir noch mit verschiedenen anderen Flugzeugen geflogen, unter anderem Il-62, Il-76, Tu-154, Tu-134 und An-24. Die Kabine mancher Flugzeuge erinnerte mich eher an 70er jahre Wohnzimmer als an Flugzeug. Auf dem Flughafen selbst hatten wir viele Freiheiten und konnten uns die verschiedenen Flieger genau anschauen, während sie unter freiem Himmel gewartet wurden.
Abseits der Flugzeuge kam recht kurzfristig noch ein einstündiger Helikopterflug in die Berge nahe Pjöngjang dazu. Man sagt, dass der gute Kim Angst vor Helis hat und deswegen seine Sofaschaukeln nur verstauben. Also können sie auch Touristen damit rumfliegen. Da es zwei Helis waren, konnte man auch im Flug den jeweils anderen fotografieren.
So viel zum erstmal zum Thema Nordkorea. Falls Interesse besteht kann ich auch noch eine Auswahl meiner restlichen Bilder posten, die dann eher das Land zeigen.