Skilifte im Odenwald - Expansionskurs in Beerfelden!
Verfasst: 13.03.2004 - 18:13
Skilifte im Odenwald
Der Odenwald ist das Grenzgebirge zwischen Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Alle genannten Bundesländer haben einen etwa gleich großen Anteil am Odenwald. Die höchste Erhebung ist der Katzenbuckel mit 626m ü. N.N. Geologisch und landschaftlich ist der Odenwald ähnlich wie der Schwarzwald aufgebaut. Er fällt zur Rheinebene steil ab und hat im Westen viele Kuppen aus Granitfelsen, die an vielen Stellen zu Tage treten. Im Osten überwiegt Sandstein mit langgezogenen Höhenrücken, die dann weiter nach Osten sanft abfallen.
Der Odenwald hat drei Wintersportzentren mit fest installierten Liften, die im folgenden beschrieben werden:
Beerfelden
Der Lift bei Beerfelden ist etwa 450 m lang, Höhe 450-540m NN. Die Abfahrt ist für Odenwald-Verhältnisse recht gut. Sie verläuft direkt am Lift, ist ca. 80m Breit und wird von oben nach unten immer steiler. Oben ist sie hellblau, unten "dunkelblau". Man kann gut schwingen und früher, als es noch keine Pistenwalze gab, hatte es unten sogar zeitweise Buckelpiste. Inzwischen hat es maschinelle Beschneiung, Pistenwalze und Flutlicht. Unter der Woche gibt es kaum Wartezeiten, es sind jedoch immer Skifahrer am Hang. An Wochenenden empfiehlt es sich, Samstags vormittags oder abends zu fahren, zu den übrigen Zeiten kann es Wartezeiten an den Liften geben.
Was schade ist: In den 80er Jahren wollte man Lift und Piste nach unten verlängern. Dann hätte man 800m Länge und 150m HD gehabt. Das wäre eine tolle Mittelgebirgspiste geworden. Aber dafür hätte man etwa 10 Bäume fällen müssen, deshalb hat’s der Naturschutz verhindert.
Der Lift (Doppelmayr, Schräg-T-Stützen, Bj. 1972) hat Kurzbügel, bis vor 5 Jahren waren sogar noch Holzbügel montiert. Über die Nachrüstung von Langbügeln wird zurzeit nachgedacht.
Hangausrichtung ist Nord-West, in den letzten Jahren hatte der Lift 40-60 Betriebstage.
Das besondere an Beerfelden: Hier wird investiert und expandiert! Damit ist Beerfelden eines der wenigen Mittelgebirgsgebiete mit einer „Vorwärts-Strategie“ (zusammen mit Mehliskopf, Winterberg und einigen anderen). Die Neuerungen der letzten Jahre:
- Neue (gebrauchte) Pistenwalze (Kässbohrer PB130)
- Beschneiungsanlage (Schneeerzeuger Lenko 730 und 940); Funpark für Snowboarder mit Schanze und Rail
- zusätzlicher 2. Lift (Kleinlift) im unteren, steileren Bereich
- Leistungsstarke Flutlichtanlage, erfüllt die Kriterien für Sportstättenbeleuchtung, tauglich für Sportaufnahmen
- Verlängerte Rennstrecke für Ski- und Snowboardrennen, zugelassen für Landesmeisterschaften
Ich hatte am 13.3.2004 (letzter Betriebstag dieser Saison) ein längeres Gespräch mit dem Liftbetreiber, Herrn Fey geführt. Eine Zusammenfassung in Form eines Interviews folgt am Ende des Berichts.
Neunkirchen
Der Skilift Neunkirchen ist nur 350m lang, Höhe 470-530m NN. Piste oben total flach, dann kurzes, einigermaßen steiles Stück. Piste sehr breit; Flutlicht. Das Gebiet war früher am Wochenende total überlaufen mit riesigen Wartezeiten; auch unter der Woche war immer Betrieb, einige Tage mit Flutlicht. Inzwischen sind auch am Wochenende die Wartezeiten erträglich. Dies ist jedoch fast besorgniserregend. Am Sonntag, 1. März war bei guter Schneelage nicht mal jeder Bügel besetzt. Der Lift läuft offenbar unter der Woche mangels Nachfrage nicht mehr regelmäßig. Am Freitag, 12.3.2004 war ich dort, der Lift lief, es fuhren aber nur wenige Skifahrer. Diese Unsicherheit bezüglich der Betriebszeiten schreckt wohl viele Gäste ab.
Die Piste ist ein reiner Nordhang, toller Blick auf Frankfurt, Taunus und Spessart, da dazwischen alle Hügel flacher sind. Bei Nebel sogar Obheiter-Erlebnisse!
Bis 1998 war zusätzlich ein 2. Lift (Rucksacklift) installiert; Länge etwa 300m. Dieser erschloss eine interessante Waldabfahrt. Beide Lifte und Pisten waren durch Verbindungswege verbunden. Von diesem 2. Lift existiert noch die Umlenkscheibe (zumindest die obere).
Betriebstage mangels Beschneiung weniger als 30.
Lift mit Kurzbügel und Liftomat2000. Schräg-T-Stützen, Baujahr 1963.
Tromm
Der Skilift Tromm in der Gemeinde Grasellenbach ist/war der längste und flachste Lift im Odenwald; Pistenlänge 600m Liftlänge 500m, Höhe 460-520m NN. Die Piste zu 80% sehr flach, es ist fast nur Schussfahrt möglich; die letzten 20% kann man sowohl den Ziehweg weiter fahren als auch in einen kurzen Steilhang einschwingen (max 5 Kurzschwünge). Die Piste ist reiner Nordhang. Früher war in der Woche wenig Betrieb, am Wochenende war es sehr voll (halb Mannheim war da). Letztes Jahr war am Wochenende wenig Betrieb und in der Woche fast keiner. Der Lift ist siedlungsfern und die Mannheimer fahren inzwischen lieber zum Mehliskopf oder nach Beerfelden. Zurzeit ist der Lift aufgrund eines Brandschadens außer Betrieb. Es ist noch nicht entschieden, ob der Lift instand gesetzt wird. Mehr dazu unter LSAP / Stillgelegte Lifte in Hessen.
Der Lift auf der Tromm war übrigens wohl einer der ersten Lifte überhaupt mit Langbügeln. Mitte der 70er hatte er schon Langbügel und ich weiß nicht ob er jemals kurze hatte. Ich kenne auch das Baujahr nicht. Der frühere Liftbesitzer hat eine Bügelrutsche aus Holz gebaut (Funktionsweise praktisch wie Liftomat 2000 für Kurzbügel), die auch Anfängern problemloses Einsteigen ermöglicht. Hersteller ist Doppelmayr, der Lift hat Stahlprofil-Portalstützen.
In den 80ern waren noch etwa 15 Rucksacklifte in Betrieb (damals gute Schneeverhältnisse). Von denen werden nur noch 3 regelmäßig aufgebaut. Einer (Kimbach) bietet sogar eine interessante Piste (400m lang und mittelschwer - die steilste im Odenwald). In Neunkirchen war bis vor 5 Jahren zusätzlich ein Rucksacklift fest installiert, der eine zusätzliche kurze aber interessante Piste erschloss. Ein Rucksacklift dient als Verstärkung des Skiliftes Beerfelden. Am 13.3.2004 war vom Skilift Kimbach jedoch nichts zu sehen. Entweder war er schon wegen Saisonende demontiert oder er ist LSAP.
Gespräch mit dem Betreiber des Skiliftes Beerfelden, Herrn Fey am 13.3.2004:
Alpinforum - Oliver Frank: Herr Fey, sind Sie mit der abgelaufenen Saison zufrieden?
Herr Fey: Jein. Die Anzahl der Betriebstage war mit mehr als 40 in Ordnung. Es waren jedoch nicht immer die richtigen Tage. Erstens waren die Betriebstage nicht zusammenhängend, zweitens war zum Beispiel in den Weihnachtsferien kein Betrieb möglich. Infolge dessen war die Zahl der Gäste nicht ganz so hoch wie erhofft.
AF-OF: War die Investition in die Schneeerzeuger der richtige Schritt? Kann die Investition langfristig lohnend sein?
Fey: Sehr langfristig gesehen ja. Ich rechne mit einer Amortisationszeit von gut 10 Jahren. Die Beschneiung birgt aber auch Risiken. So habe ich zu Beginn der Saison eine fünfstellige Summe auf die Piste geschneit, die letztendlich völlig umsonst war, da ein plötzlicher Wärmeeinbruch den Schnee komplett aufgezehrt hat ohne dass wir Betrieb machen konnten. Als Liftbetreiber hat man aber nur zwei Möglichkeiten: Entweder man senkt Kosten wo es geht und baut zurück oder man expandiert und investiert bis an die grenze des Möglichen. Ich habe mich für den 2. Weg entschieden. Ich bin überzeugt, dass die Gäste die Qualitätsoffensive honorieren und sich die Investitionen langfristig tragen. Aber: Das geht nur wenn man Liftbetrieb auch als Hobby sieht. Ansonsten sind andere Formen des Geldverdienens einfachen und weniger zeitintensiv. Mit dieser Tätigkeit bin ich weit mehr als die in anderen Berufen üblichen 8 Stunden gefordert; wenn die Beschneiung in Betrieb ist oft auch nachts.
AF-OF: Erfreulich zu hören, dass es Mittelgebirgs-Lifte gibt, die so offensiv vorgehen. Die Flutlichtanlage sieht ziemlich aufwändig aus, ist dies eine besondere Anlage?
Fey: Die Anlage war sehr teuer und ist für Snowboardwettkämpfe zugelassen. Sie macht es möglich, dass die Boarder springen könne, ohne dass störende Schatten auftreten. So besteht die Möglichkeit, Landesmeisterschaften durchzuführen. Außerdem ist das Lichtniveau fototauglich.
AF-OF: Wie sind Sie mit der Pistenwalze zufrieden?
Fey: Dies ist ein Kässbohrer PB130. Dieses relativ kleine Gerät war teurer als größere Maschinen auf dem Gebrauchtmarkt üblicherweise sind. Aber im Bereich der Talstation geht es relativ beengt zu, so dass eine große Maschine nur schwer zu handhaben wäre. Daher ist dies die ideale Walze für diesen Hang.
AF-OF: Wie oft walzen Sie?
Sofern es die Schneebeschaffenheit zulässt walze ich jeden Tag, egal ob eine hohe oder eine niedrige Gästefrequenz zu erwarten ist. Die Gäste merken, dass immer bestmögliche Verhältnisse geschaffen werden und das spricht sich rum.
AF-OF: Der parallele Kleinlift ist neu?
Fey: Ja, damit erschließen wir den steileren unteren Teil und entlasten den Hauptlift am Wochenende.
AF-OF: Ließen sich die Betriebskosten durch den Umbau auf Langbügel senken?
Fey: Diesbezüglich laufen zurzeit Überlegungen und Tests. Sehen Sie, ein Gehänge mit Langbügel lassen wir probeweise mitlaufen um die technischen Voraussetzungen zu testen. Zurzeit rechnen wir das ganze durch. Wir müssten an der Umlenkscheibe eine neue 4er-Rollenbatterie einbauen und einen Niederhalter aufstellen. Auch die Gehänge sind nicht ganz billig. Wir würden gebrauchte, aufgearbeitete Gehänge mit Öllagerung einsetzen. Für diese Investition kann ich ein paar Jahre lang einen Liftmitarbeiter beschäftigen. Aber die Entscheidung wird demnächst fallen.
AF-OF: Wie beurteilen Sie die Strategie Ihrer Liftbetreiber-Kollegen im Odenwald und wie sehen Sie die Konkurrenzsituation?
Fey: Meine Kollegen verfolgen keine offensive Strategie. Wie es mit dem Lift auf der Tromm weiter geht ist wohl noch offen. Der Wettbewerbsaspekt ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits wäre es für alle Lifte gut, wenn sämtliche Odenwald-Anlagen als schneesicher und qualitativ hochwertig bekannt wären. Dies würde insgesamt ein gutes Image für den Odenwald schaffen. Andererseits gehen meine Investitionen mit dem resultierenden steigenden Marktanteil klar zu Lasten der anderen Lifte. Dies ist zwar bedauerlich aber eine logische und zwangsläufige Konsequenz meiner Strategie. Und wie eingangs gesagt: Es gibt nur die 2 Möglichkeiten und ich habe mich für Expansion entschieden und die Gäste honorieren dies.
AF-OF: Aber Sie haben auch einen Wettbewerbsvorteil, da Sie mit Beerfelden eine Kleinstadt vor der „Haustür“ haben.
Fey: Kaum! Klar ist es in den ersten Betriebstagen des Jahres von Vorteil, dass die Beerfeldener sehen, dass der Lift läuft, und dann schnell mal zu Skifahren kommen. Aber die kommen selbstverständlich nicht jeden Tag und der Besuch der Einheimischen wird mit jedem Betriebstag geringer. Von Beerfelden alleine könnte ich nicht leben.
AF-OF: Wie groß ist Ihr Einzugsgebiet. Ich weiß, dass Leute aus dem Gersprenztal oft die 25 km zu Ihnen fahren obwohl Neunkirchen viel näher ist.
Fey: Mein Einzugsgebiet ist sehr groß. Viele meiner Gäste kommen aus einem Umkreis vom 50-100 km. Aus Mannheim kommt ein großer Teil der Skifahrer und selbst aus Kaiserslautern habe ich Stammgäste (Anm.: Kaiserslautern ist mehr als 100 km entfernt). Dies zeigt, dass sich das Qualitätsniveau und die Neureurungen herumsprechen.
AF-OF: Herr Fey, das Alpinforum dankt vielmals für das ausführliche Gespräch. Wir begrüßen Ihr überdurchschnittliche Engagement und Ihre mutige Strategie. Wir wünschen Ihrem Unternehmen weiterhin viel Erfolg.
Hier die Bilder:
Beerfelden am 13.3.2004 (letzter Betriebstag in 2003/04). Schade, dass die Bilder schneemäßig so unansehlich sind. Am Vortag war noch alles optimal.
^^ Skigelände Beerfelden vom Gegenhang aus. Am Vortag noch optimale Verhältnisse, jetzt geht der Schnee zur Neige. Unten sieht man den Rodelhang, der Lift sollte mal bis runter verlängert werden. Dann hätte man die Bäume unterhalt des Lifts fällen müssen. Leider wurde das nichts. Hätte eine Liftlänge von 800m gegeben.
^^ Skilift; im Vordergrund meine Tochter
^^ Skipiste
^^ Liftspur. ganz rechts ist die Spur des parallelen Kleinliftes zu erkennen
^^ Funpark mit Schnaze, Rail und groß dimensionierter Flutlichtanlage
^^ Walze PB130
^^ Umlenkscheibe des parallelen Kleinlifts. Die Talstation des Hauptliftes vergaß ich leider aufzunehmen
^^ Werbung auf dem Fahrzeug - macht einen professionellen Eindruck
^^ Auch ein Faltblatt ist vorhanden. Andere Gebiete machen keine Werbung. Die Odenwälder Gebiete waren früher im DSV-Skiatlas
Neunkirchen am 12.3.2004
^^ Unterer Liftabschnitt
^^ Mittlerer Liftabschnitt (steilstes Stück)
^^ Talstation mit Liftomat 2000; Es sind alle möglichen Gehänge montiert (s. andere Bilder)
^^ Lift und Piste, unterer Teil
^^ oberes Beoachtungsgebäude, bei schönem Wetter toller Blick auf Mainebene, Rheinebene, Frankfurt, Spessart und Taaunus
^^ obere Umlenkstation mit Motor
^^ Umlenkscheibe des ehemaligen zusätzlichen Rucksackliftes durch den Wald
^^ Engstelle der ehemaligen Waldabfahrt des stillgelegten Rucksackliftes
^^ Ausstiegsbereich des Hauptliftes
Tromm am 12.3.2004
^^ Unterer Liftabschnitt vom Gegenhang aus
^^ Unterer Pistenabschnitt; der blaue Container sollte offenbar nach dem Brand als provisorische Talstation dienen
^^ Blick durch Stütze 2 auf den relativ flachen oberen Teil bis zur Bergstation nach Stütze 5
^^ Untere Umlenkstation mit Antrieb und Bügelrutsche für die Langbügel
^^ Reste der abgebrannten talstation
^^ Verbrannte Gehänge
^^ Pistenwalze mit heruntergerutschter Kette
^^ Blick von oben auf Lift und Piste (linke Schneise). Hier hatte ich als Kind erstmals Ski unter den Füßen. Und der Lift hatte Langbügel. In den Alpen musste ich dann erstmal mit Kurzbüglern vorlieb nehmen.
^^ Trauriges Ensemble an der Bergstation: Ski-Doo, Adiv. Anhänger und Walze - alles ziemlich vergammelt. Die Anhänger dienten als Beobachtungsgebäude und Imbißstation
^^ Blick auf den Skihang in Kimbach. Der Rucksacklift war nicht aufgebaut.
Der Odenwald ist das Grenzgebirge zwischen Hessen, Baden-Württemberg und Bayern. Alle genannten Bundesländer haben einen etwa gleich großen Anteil am Odenwald. Die höchste Erhebung ist der Katzenbuckel mit 626m ü. N.N. Geologisch und landschaftlich ist der Odenwald ähnlich wie der Schwarzwald aufgebaut. Er fällt zur Rheinebene steil ab und hat im Westen viele Kuppen aus Granitfelsen, die an vielen Stellen zu Tage treten. Im Osten überwiegt Sandstein mit langgezogenen Höhenrücken, die dann weiter nach Osten sanft abfallen.
Der Odenwald hat drei Wintersportzentren mit fest installierten Liften, die im folgenden beschrieben werden:
Beerfelden
Der Lift bei Beerfelden ist etwa 450 m lang, Höhe 450-540m NN. Die Abfahrt ist für Odenwald-Verhältnisse recht gut. Sie verläuft direkt am Lift, ist ca. 80m Breit und wird von oben nach unten immer steiler. Oben ist sie hellblau, unten "dunkelblau". Man kann gut schwingen und früher, als es noch keine Pistenwalze gab, hatte es unten sogar zeitweise Buckelpiste. Inzwischen hat es maschinelle Beschneiung, Pistenwalze und Flutlicht. Unter der Woche gibt es kaum Wartezeiten, es sind jedoch immer Skifahrer am Hang. An Wochenenden empfiehlt es sich, Samstags vormittags oder abends zu fahren, zu den übrigen Zeiten kann es Wartezeiten an den Liften geben.
Was schade ist: In den 80er Jahren wollte man Lift und Piste nach unten verlängern. Dann hätte man 800m Länge und 150m HD gehabt. Das wäre eine tolle Mittelgebirgspiste geworden. Aber dafür hätte man etwa 10 Bäume fällen müssen, deshalb hat’s der Naturschutz verhindert.
Der Lift (Doppelmayr, Schräg-T-Stützen, Bj. 1972) hat Kurzbügel, bis vor 5 Jahren waren sogar noch Holzbügel montiert. Über die Nachrüstung von Langbügeln wird zurzeit nachgedacht.
Hangausrichtung ist Nord-West, in den letzten Jahren hatte der Lift 40-60 Betriebstage.
Das besondere an Beerfelden: Hier wird investiert und expandiert! Damit ist Beerfelden eines der wenigen Mittelgebirgsgebiete mit einer „Vorwärts-Strategie“ (zusammen mit Mehliskopf, Winterberg und einigen anderen). Die Neuerungen der letzten Jahre:
- Neue (gebrauchte) Pistenwalze (Kässbohrer PB130)
- Beschneiungsanlage (Schneeerzeuger Lenko 730 und 940); Funpark für Snowboarder mit Schanze und Rail
- zusätzlicher 2. Lift (Kleinlift) im unteren, steileren Bereich
- Leistungsstarke Flutlichtanlage, erfüllt die Kriterien für Sportstättenbeleuchtung, tauglich für Sportaufnahmen
- Verlängerte Rennstrecke für Ski- und Snowboardrennen, zugelassen für Landesmeisterschaften
Ich hatte am 13.3.2004 (letzter Betriebstag dieser Saison) ein längeres Gespräch mit dem Liftbetreiber, Herrn Fey geführt. Eine Zusammenfassung in Form eines Interviews folgt am Ende des Berichts.
Neunkirchen
Der Skilift Neunkirchen ist nur 350m lang, Höhe 470-530m NN. Piste oben total flach, dann kurzes, einigermaßen steiles Stück. Piste sehr breit; Flutlicht. Das Gebiet war früher am Wochenende total überlaufen mit riesigen Wartezeiten; auch unter der Woche war immer Betrieb, einige Tage mit Flutlicht. Inzwischen sind auch am Wochenende die Wartezeiten erträglich. Dies ist jedoch fast besorgniserregend. Am Sonntag, 1. März war bei guter Schneelage nicht mal jeder Bügel besetzt. Der Lift läuft offenbar unter der Woche mangels Nachfrage nicht mehr regelmäßig. Am Freitag, 12.3.2004 war ich dort, der Lift lief, es fuhren aber nur wenige Skifahrer. Diese Unsicherheit bezüglich der Betriebszeiten schreckt wohl viele Gäste ab.
Die Piste ist ein reiner Nordhang, toller Blick auf Frankfurt, Taunus und Spessart, da dazwischen alle Hügel flacher sind. Bei Nebel sogar Obheiter-Erlebnisse!
Bis 1998 war zusätzlich ein 2. Lift (Rucksacklift) installiert; Länge etwa 300m. Dieser erschloss eine interessante Waldabfahrt. Beide Lifte und Pisten waren durch Verbindungswege verbunden. Von diesem 2. Lift existiert noch die Umlenkscheibe (zumindest die obere).
Betriebstage mangels Beschneiung weniger als 30.
Lift mit Kurzbügel und Liftomat2000. Schräg-T-Stützen, Baujahr 1963.
Tromm
Der Skilift Tromm in der Gemeinde Grasellenbach ist/war der längste und flachste Lift im Odenwald; Pistenlänge 600m Liftlänge 500m, Höhe 460-520m NN. Die Piste zu 80% sehr flach, es ist fast nur Schussfahrt möglich; die letzten 20% kann man sowohl den Ziehweg weiter fahren als auch in einen kurzen Steilhang einschwingen (max 5 Kurzschwünge). Die Piste ist reiner Nordhang. Früher war in der Woche wenig Betrieb, am Wochenende war es sehr voll (halb Mannheim war da). Letztes Jahr war am Wochenende wenig Betrieb und in der Woche fast keiner. Der Lift ist siedlungsfern und die Mannheimer fahren inzwischen lieber zum Mehliskopf oder nach Beerfelden. Zurzeit ist der Lift aufgrund eines Brandschadens außer Betrieb. Es ist noch nicht entschieden, ob der Lift instand gesetzt wird. Mehr dazu unter LSAP / Stillgelegte Lifte in Hessen.
Der Lift auf der Tromm war übrigens wohl einer der ersten Lifte überhaupt mit Langbügeln. Mitte der 70er hatte er schon Langbügel und ich weiß nicht ob er jemals kurze hatte. Ich kenne auch das Baujahr nicht. Der frühere Liftbesitzer hat eine Bügelrutsche aus Holz gebaut (Funktionsweise praktisch wie Liftomat 2000 für Kurzbügel), die auch Anfängern problemloses Einsteigen ermöglicht. Hersteller ist Doppelmayr, der Lift hat Stahlprofil-Portalstützen.
In den 80ern waren noch etwa 15 Rucksacklifte in Betrieb (damals gute Schneeverhältnisse). Von denen werden nur noch 3 regelmäßig aufgebaut. Einer (Kimbach) bietet sogar eine interessante Piste (400m lang und mittelschwer - die steilste im Odenwald). In Neunkirchen war bis vor 5 Jahren zusätzlich ein Rucksacklift fest installiert, der eine zusätzliche kurze aber interessante Piste erschloss. Ein Rucksacklift dient als Verstärkung des Skiliftes Beerfelden. Am 13.3.2004 war vom Skilift Kimbach jedoch nichts zu sehen. Entweder war er schon wegen Saisonende demontiert oder er ist LSAP.
Gespräch mit dem Betreiber des Skiliftes Beerfelden, Herrn Fey am 13.3.2004:
Alpinforum - Oliver Frank: Herr Fey, sind Sie mit der abgelaufenen Saison zufrieden?
Herr Fey: Jein. Die Anzahl der Betriebstage war mit mehr als 40 in Ordnung. Es waren jedoch nicht immer die richtigen Tage. Erstens waren die Betriebstage nicht zusammenhängend, zweitens war zum Beispiel in den Weihnachtsferien kein Betrieb möglich. Infolge dessen war die Zahl der Gäste nicht ganz so hoch wie erhofft.
AF-OF: War die Investition in die Schneeerzeuger der richtige Schritt? Kann die Investition langfristig lohnend sein?
Fey: Sehr langfristig gesehen ja. Ich rechne mit einer Amortisationszeit von gut 10 Jahren. Die Beschneiung birgt aber auch Risiken. So habe ich zu Beginn der Saison eine fünfstellige Summe auf die Piste geschneit, die letztendlich völlig umsonst war, da ein plötzlicher Wärmeeinbruch den Schnee komplett aufgezehrt hat ohne dass wir Betrieb machen konnten. Als Liftbetreiber hat man aber nur zwei Möglichkeiten: Entweder man senkt Kosten wo es geht und baut zurück oder man expandiert und investiert bis an die grenze des Möglichen. Ich habe mich für den 2. Weg entschieden. Ich bin überzeugt, dass die Gäste die Qualitätsoffensive honorieren und sich die Investitionen langfristig tragen. Aber: Das geht nur wenn man Liftbetrieb auch als Hobby sieht. Ansonsten sind andere Formen des Geldverdienens einfachen und weniger zeitintensiv. Mit dieser Tätigkeit bin ich weit mehr als die in anderen Berufen üblichen 8 Stunden gefordert; wenn die Beschneiung in Betrieb ist oft auch nachts.
AF-OF: Erfreulich zu hören, dass es Mittelgebirgs-Lifte gibt, die so offensiv vorgehen. Die Flutlichtanlage sieht ziemlich aufwändig aus, ist dies eine besondere Anlage?
Fey: Die Anlage war sehr teuer und ist für Snowboardwettkämpfe zugelassen. Sie macht es möglich, dass die Boarder springen könne, ohne dass störende Schatten auftreten. So besteht die Möglichkeit, Landesmeisterschaften durchzuführen. Außerdem ist das Lichtniveau fototauglich.
AF-OF: Wie sind Sie mit der Pistenwalze zufrieden?
Fey: Dies ist ein Kässbohrer PB130. Dieses relativ kleine Gerät war teurer als größere Maschinen auf dem Gebrauchtmarkt üblicherweise sind. Aber im Bereich der Talstation geht es relativ beengt zu, so dass eine große Maschine nur schwer zu handhaben wäre. Daher ist dies die ideale Walze für diesen Hang.
AF-OF: Wie oft walzen Sie?
Sofern es die Schneebeschaffenheit zulässt walze ich jeden Tag, egal ob eine hohe oder eine niedrige Gästefrequenz zu erwarten ist. Die Gäste merken, dass immer bestmögliche Verhältnisse geschaffen werden und das spricht sich rum.
AF-OF: Der parallele Kleinlift ist neu?
Fey: Ja, damit erschließen wir den steileren unteren Teil und entlasten den Hauptlift am Wochenende.
AF-OF: Ließen sich die Betriebskosten durch den Umbau auf Langbügel senken?
Fey: Diesbezüglich laufen zurzeit Überlegungen und Tests. Sehen Sie, ein Gehänge mit Langbügel lassen wir probeweise mitlaufen um die technischen Voraussetzungen zu testen. Zurzeit rechnen wir das ganze durch. Wir müssten an der Umlenkscheibe eine neue 4er-Rollenbatterie einbauen und einen Niederhalter aufstellen. Auch die Gehänge sind nicht ganz billig. Wir würden gebrauchte, aufgearbeitete Gehänge mit Öllagerung einsetzen. Für diese Investition kann ich ein paar Jahre lang einen Liftmitarbeiter beschäftigen. Aber die Entscheidung wird demnächst fallen.
AF-OF: Wie beurteilen Sie die Strategie Ihrer Liftbetreiber-Kollegen im Odenwald und wie sehen Sie die Konkurrenzsituation?
Fey: Meine Kollegen verfolgen keine offensive Strategie. Wie es mit dem Lift auf der Tromm weiter geht ist wohl noch offen. Der Wettbewerbsaspekt ist ein zweischneidiges Schwert: Einerseits wäre es für alle Lifte gut, wenn sämtliche Odenwald-Anlagen als schneesicher und qualitativ hochwertig bekannt wären. Dies würde insgesamt ein gutes Image für den Odenwald schaffen. Andererseits gehen meine Investitionen mit dem resultierenden steigenden Marktanteil klar zu Lasten der anderen Lifte. Dies ist zwar bedauerlich aber eine logische und zwangsläufige Konsequenz meiner Strategie. Und wie eingangs gesagt: Es gibt nur die 2 Möglichkeiten und ich habe mich für Expansion entschieden und die Gäste honorieren dies.
AF-OF: Aber Sie haben auch einen Wettbewerbsvorteil, da Sie mit Beerfelden eine Kleinstadt vor der „Haustür“ haben.
Fey: Kaum! Klar ist es in den ersten Betriebstagen des Jahres von Vorteil, dass die Beerfeldener sehen, dass der Lift läuft, und dann schnell mal zu Skifahren kommen. Aber die kommen selbstverständlich nicht jeden Tag und der Besuch der Einheimischen wird mit jedem Betriebstag geringer. Von Beerfelden alleine könnte ich nicht leben.
AF-OF: Wie groß ist Ihr Einzugsgebiet. Ich weiß, dass Leute aus dem Gersprenztal oft die 25 km zu Ihnen fahren obwohl Neunkirchen viel näher ist.
Fey: Mein Einzugsgebiet ist sehr groß. Viele meiner Gäste kommen aus einem Umkreis vom 50-100 km. Aus Mannheim kommt ein großer Teil der Skifahrer und selbst aus Kaiserslautern habe ich Stammgäste (Anm.: Kaiserslautern ist mehr als 100 km entfernt). Dies zeigt, dass sich das Qualitätsniveau und die Neureurungen herumsprechen.
AF-OF: Herr Fey, das Alpinforum dankt vielmals für das ausführliche Gespräch. Wir begrüßen Ihr überdurchschnittliche Engagement und Ihre mutige Strategie. Wir wünschen Ihrem Unternehmen weiterhin viel Erfolg.
Hier die Bilder:
Beerfelden am 13.3.2004 (letzter Betriebstag in 2003/04). Schade, dass die Bilder schneemäßig so unansehlich sind. Am Vortag war noch alles optimal.
^^ Skigelände Beerfelden vom Gegenhang aus. Am Vortag noch optimale Verhältnisse, jetzt geht der Schnee zur Neige. Unten sieht man den Rodelhang, der Lift sollte mal bis runter verlängert werden. Dann hätte man die Bäume unterhalt des Lifts fällen müssen. Leider wurde das nichts. Hätte eine Liftlänge von 800m gegeben.
^^ Skilift; im Vordergrund meine Tochter
^^ Skipiste
^^ Liftspur. ganz rechts ist die Spur des parallelen Kleinliftes zu erkennen
^^ Funpark mit Schnaze, Rail und groß dimensionierter Flutlichtanlage
^^ Walze PB130
^^ Umlenkscheibe des parallelen Kleinlifts. Die Talstation des Hauptliftes vergaß ich leider aufzunehmen
^^ Werbung auf dem Fahrzeug - macht einen professionellen Eindruck
^^ Auch ein Faltblatt ist vorhanden. Andere Gebiete machen keine Werbung. Die Odenwälder Gebiete waren früher im DSV-Skiatlas
Neunkirchen am 12.3.2004
^^ Unterer Liftabschnitt
^^ Mittlerer Liftabschnitt (steilstes Stück)
^^ Talstation mit Liftomat 2000; Es sind alle möglichen Gehänge montiert (s. andere Bilder)
^^ Lift und Piste, unterer Teil
^^ oberes Beoachtungsgebäude, bei schönem Wetter toller Blick auf Mainebene, Rheinebene, Frankfurt, Spessart und Taaunus
^^ obere Umlenkstation mit Motor
^^ Umlenkscheibe des ehemaligen zusätzlichen Rucksackliftes durch den Wald
^^ Engstelle der ehemaligen Waldabfahrt des stillgelegten Rucksackliftes
^^ Ausstiegsbereich des Hauptliftes
Tromm am 12.3.2004
^^ Unterer Liftabschnitt vom Gegenhang aus
^^ Unterer Pistenabschnitt; der blaue Container sollte offenbar nach dem Brand als provisorische Talstation dienen
^^ Blick durch Stütze 2 auf den relativ flachen oberen Teil bis zur Bergstation nach Stütze 5
^^ Untere Umlenkstation mit Antrieb und Bügelrutsche für die Langbügel
^^ Reste der abgebrannten talstation
^^ Verbrannte Gehänge
^^ Pistenwalze mit heruntergerutschter Kette
^^ Blick von oben auf Lift und Piste (linke Schneise). Hier hatte ich als Kind erstmals Ski unter den Füßen. Und der Lift hatte Langbügel. In den Alpen musste ich dann erstmal mit Kurzbüglern vorlieb nehmen.
^^ Trauriges Ensemble an der Bergstation: Ski-Doo, Adiv. Anhänger und Walze - alles ziemlich vergammelt. Die Anhänger dienten als Beobachtungsgebäude und Imbißstation
^^ Blick auf den Skihang in Kimbach. Der Rucksacklift war nicht aufgebaut.