19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

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ATV
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19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von ATV »

1903 gegründet und bis 1907 Fertig gestellt die Schmalspurbahn Bellinzona-Mesocco. Die 31km lange Strecke führte von Bellinzona über Castione, Lumino, San Vittore, Roveredo, Grono, Cama, Lostallo bis Mesocco. Geplant war es die Bahn weiter über den San bernardino bis Thusis zu verlängern und an die RhB anzuschliesssen. In selbigen Jahren entstanden viele Tessiner Schmalspurbahnen, von denen bestehen heute nur noch 3. 1942 übernahm die RhB die serbelnde Bahn. 1955 wurde der Güterverkehr mit Rollschemel für die Moesawerke in San Vittore eingeführt.
In den 60er Jahren kam die Autolobby zum Zug. Anstelle der Bahn soll eine Autobahn durchs Misox führen. Ab 1966 wurden die Vorderungen für eine Stilllegung laut. 1972 war es vollbracht der Personenverkehr wurde wie 1965 schon im Maggiatal und 1967 die Lugano–Tesserete-Bahn durch einen Busbetrieb ersetzt. Die Strecke Bellinzona-Castione umgehend abgebrochen. Gleiches Schicksal ereilte ein Jahr später die Eisenbahn Biasca-Acquarossa. 1978 wurde die Trasse bei bei Lostallo. Die Bahn wurde bis Cama abgebrochen. Als Depot errichtete man in einer stillgelegten Industierhalle in Grono Notdürftig eine Werkstatt für die Triebwagen. Mit dem Ende der Bahn ging es auch Wirtschaftlich abwärts. Der Güterverkehr wurde immer spärlicher. Zum Schluss waren noch der RhB Triebwagen ABDe 4/4 sowie 2 Eingemietete alte ABe 4/4 Fahrzeuge der Appenzellerbahn im Einsatz. 1995 schlossen die Von Roll/Moesa Weke. Damit war Schicksal auch für den spärlichen Güterverkehr besiegelt. Und doch, 1995 kamen ein paar Enthusiasten die Idee auf den letzten verbleibenden 13 Kilometer zwischen Castione und Cama an Wochenende touristische Züge zu führen.
Seither fahren an schönen Sommerwochenenden Triebwagen für Bahnfans auf der Landschaftlich sehr Reizvollen Strecke im Bündnerischen Misox. 2003 konnte die Strecke und die Fahrzeuge von der RhB übernommen werden. Unter dem Namen SEFT ist die FM wieder auferstanden. Im Fronarbeit werden die Anlagen und Fahrzeuge Mehr oder weniger gut gewartet. Für 14 Franken gibt es eine Hin und Rückfahrt zwischen Castione und Cama, für 18 Franken der ganze Tag. Fahrt dauert ca 30min. Grund genug mal bei dieser Nostalgiebahn vorbeizuschauen.

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Verwachsene Trasse. Unkrautvertilger gibt es hier nicht.

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Zwischen Lumino und San Vittore wird die Kantonsgrenze überfahren. Zwischen Rebbergen und Kastanienwälder geht es an den stillgelegten Val-Moesa Werke vorbei. Immer wieder muss der Zug anhalten weil eine Schrakne nicht runtergeht.

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Bei San Vittore gab es mal eine grosse Rollschemelanlage. Heute rostet sie in einem Wäldchen vor sich hin, auch der Militärflugplatz ist Zweckentfremdet.

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1500VDC. Schon immer Elektrisch Betrieben und damit im Zeichen der Zeit.

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San Vittore Bahnhof, Halt auf Verlangen. Der Triebwagen stammt von den Appenzellerbahnen BJ 1933.

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Schönes Gerümpelbähnli. Hier durch die Industrie bei Grono.

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Einer der Highlights, die Brücke über die Moesa bei Roveredo. Bei meinem letzten Besuch stand kurz dahinter ein Betonmischer auf der Bahn. Der Zug musste stoppe. Der Lokführer musste den Fehlbaren besitzer suchen. Dieser war aber gerade beim Mittagessen und dachte nicht daran sein Gefährt wegzustellen bevor er nicht seine Polenta zuende gegessen habe. Daraufhin gab es 30min lang Zwangspause mit Fotoanfahrten an dieser Brücke. :lol:

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Bahnhof Castione. Ziemlich Nackte Sache, Die SBB hat ganze Arbeit geleistet und ihn gleich abgerissen da sowieso nicht mehr gehaltet wird. Damit entfallen auch die Nostalgiezüge ab Valmorena die man Anbot zusammen mit der FM. :( Scheiss Bonimentalität.

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Moderner wurde der zweite Zug an diesem Tag geführt RhB ABDe 4/4. Neben den Originalfahrzeugen besitzt die FM noch einen Triebwagen der ehem Biasca Acquarossabahn.

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Einheitsbahnhof. Die Meisten Bahnhöfe auf der Strecke wurde nach dem gleichen Muster gebaut. Viele sind noch erhalten aber teilweise in erbärmlichem Zustand.

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Mit dem Ende der Bahn gings auch mit dem ganzen Tal und seiner Wirtschaft abwärts. Trotzt toller Landschaft das Armenhaus der Schweiz.

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Nach 13 Kilometer und unzähligen Schienenstössen erreichen wir Cama. Endstation. Weder Prellbock noch ein hinweis auf ein Ende der Bahn einfach fertig Punk.

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Ende eines Traumes. Per Schmalspur von Bellinzona nach Zermatt....... Hier ist der Rest. :(

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Fazit: Kultige Klotterbahn durchs schöne Misox. Sehenswert!

Video 10min mit Musik aus der Zeit als die Bahn ihren Todesstoss bekam.
Direktlink

Das gleiche Video nur mit schlagenden Schienenstössen und Quitschenden Radkränzen:
Direktlink



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Migi
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von Migi »

Das ist wirklich eine schöne Bahn. Nur zwei Dinge finde ich schade: Dass der oberste, für mich landschaftlich schönere, Abschnitt nach Mesossco nicht mehr befahren werden kann und dass sich die sympathische Museumsbahn etwas arg wenig um den Unterhalt kümmert. Wenn ich mir die Streckengleise so anschaue, sowohl auf deinen Bildern wie auch als ich diesen Sommer dort vorbeigefahren bin, so sieht das schon so aus, als wäre etwas mehr Streckenunterhalt nicht verkehrt.

Wichtig ist aber hauptsächlich, dass die Bahn fährt. Das tut sie und ist damit auf jeden Fall ein Highlight unter den Schweizer Museumsbahnen.
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von ATV »

Naja ein Leichtes Erbe hat min sich nicht gerade aufgeburtet, Erstens fehlen die Mittel an allen Ecken und Enden. Die Hobbybähnler machen alles in Fronarbeit und am Wochenende, zudem hat die Museumsbahn nicht ein so grosser Zulauf wie zum Beispiel eine DFB. Zum anderen ist die RhB daran nicht unschuldig, der grösste Teil der versäumten Unterhalt geht auf deren Konto. Die haben zwischen 1972 und 1995 genau gar nichts gemacht an der Bahn, und davon nur die Hälfte. :( Mittlerweile hat man zum Glück die FART als Partner gewinnen können. Allerdings weis ich nicht wie weit diese Partnerschaft geht, bzw muss das ja auch irgend wie bezahlt werden. Vom Kanton wird es kaum Unterstützung geben, Das Autoverlievte Tessin ist die Bahn egal da die Bahn Mehrheitlich in Graubünden steht und dem Bündnerland ist das Italienischsprechende Misox sowieso Schnuppe. Daher ist es auch das Armenhaus der Schweiz. :(
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von Relax »

Herzlichen Dank für deinen Bericht ATV! Bin den oberen Teil der Strecke vor Jahren mit dem Bike abgefahren.
Unter http://www.eingestellte-bahnen.ch/615/19343.html gibt s noch weitere Infos zu der gesamten Bahngeschichte und Fotos (auch von vielen anderen eingestellten Bahnabschnitten der Schweiz).
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Kris
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von Kris »

Interessante und engagierte Doku, Merci! Es ist immer eine Freude diese anzuschauen!
Einige dutzend Km südlich in Chiavenna schaut es auch so aus, als ob das (normalspurige) Trassé ursprünglich weitergeführt werden sollte, denn der Bhf der Stadt liegt für einen Endbahnhof unnötigerweise viel zu hoch an der Bergflanke....

Diese nie vollendeten Bahnachsen lassen einen schon ein bisschen im "was wäre wenn es weitergebaut gewesen wäre" - Modus schmökern..
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Dachstein
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von Dachstein »

Muss ich mal hin, steht ab sofort auf der To Do Liste in Sachen Schmalspurbahn. Sag, hast du zufälligerweise auch Bilder vom jetzigen Zustand der Rollschemelanlage? Würde mich schwer interessieren. Wie lange ist es eigentlich her, dass die Bahn rückgebaut wurde? Liegen ja noch einige Überreste herum. Da kommt halt der irreale Traum auf, die Bahn wieder zu erreichten...

MFG Dachstein
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Migi
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von Migi »

Wie ATV geschrieben hat, wurde der Betrieb im oberen Abschnitt 1978 stillgelegt (nach Unwetterschäden). Einen effektiven Abbruch hat es ja nicht gegeben. Es wurden nur teilweise die Gleise entfernt. Im Bahnhof Mesocco liegen sie beispielsweise noch. Ich vermute, dass die Gleise wenig später nach der Stillegung entfernt wurden. Genaue Angaben dazu habe ich aber auch nicht.
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von ATV »

Schienen wurden, da wo man konnte alle entfernt. Trasse ist aber noch Komplett vorhanden. An einigen Orten sind die Schienen in der Strasse, Da hat man sie einfach gelassen. Ansonsten hat man sie erst kürzlich alle Rausgenommen als der Stahlpreis so hoch war.
Rollschemel hab ich nichts schlaues. Rosten noch 2 vor sich hin.

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Sinnbild für die Lage im Misox. :lol:

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Erst neulich entfernt oberhalb Cama.

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Heute ist hier wenigstens eine Schwelle als Abschluss. 2006 war nur wirklich einfach amputiert. :cry: Hätte auch irgend wo am Eisernen Vorhang sein können.
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Kris
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von Kris »

Das ist doch als kunstwerk angelegt und auch so gemeint, oder? Genial jedenfalls :-)

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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von ATV »

Das Foto ist Todernst. Ich stehe dazu auf einer 90° dazu Verlaufenden Industriestrasse in San Vittore.
Für mit ist das Foto Sinnbild für den Todesstoss für das Tal durch den Bau dieser Halbeselautobahn die keiner brauch.

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Der Hügel rechts ist ein alter Flugzeugbunker des ehem. Militärflugplatzes San Vittore.

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Mittlerweile wohl der Notdürftige Gemeindewerkhof von San Vittore. Trostlose Gegend dieses ehem. Industriegelände.

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This is the end my only friend. Die Hänge im Hintergrund, Unwegsam bis zum Gipfel mit dichtestem Urwald bewachsen, keine Strasse keine Wege, keine Häuser. Good morning vietnam.
Hier währe eine Strassebahn angebracht. :lol:

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Irgendwo in Papua Neguinea. 8) In der all zu Aufgeräumten Schweiz würde man es nicht vermuten. Kinder spielen auf dem Bahngeleise, wie Fahrlässig!!! :lol:
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von 3303 »

Ich nähme dem Straßenende, stände es in anderem Kontext, auch ab, dass es eine Skulptur ist.
Eine Skulptur beispielsweise mit dem Hintergrund, der von ATV beschrieben wird.
Die beiden Tonnen sind annähernd perfekt positioniert.
Gestalterisch abgerundet durch den wohl absurdesten, beschilderten Zebrastreifen, den ich je gesehen habe.
Könnte glatt ein Projekt für die Skulpturausstellung alle 10 Jahre in Münster http://www.skulptur-projekte.de/ sein. Da passte sowas durchaus rein.
Allerdings versteht den Hintergrund dann kaum einer, wie so oft wenn die "verrückten" Künstler alle 10 Jahre in der doch recht konservativen Stadt ausstellen.
philippe ch
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von philippe ch »

@dachstein, Dies ist ein Originaler BM Triebwagen aus dem Jahr 1909 aus der 2.Lieferserie. Erbauer Ringhoffer/Rieter/MFO
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ATV
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von ATV »

Immernoch besser als Ohne, wenn das Dach fehlt gänzlich. Der Wagen war beschädigt, wird momentan renoviert. Vorher stand er in San Vittore ohne Dach und wartete auf Kleingeld. :(
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Migi
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von Migi »

Wird der Triebwagen jetzt echt renoviert? Das wäre an und für sich sehr erfreulich. Noch vor nicht allzulanger Zeit sprach man darüber, dass daraus wohl aus Kostengründen nichts mehr wird.
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GMD
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von GMD »

Der Kasten war soviel ich weiss, aus Holz, wurde aber nach der Übernahme durch die RhB (1942) modernisiert. Ob er dabei nur verblecht oder komplett neu gebaut wurde, kann ich leider nicht sagen.
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philippe ch
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von philippe ch »

Die Triebwagen wurden zwischen 43 und 47 einer Hauptrevision unterzogen. Sie bekamen einen Scherenstromabnehmer und die Wiedersandpakete kamen aufs Dach. Dabei bekamen sie auch die neuen Nummern (statt 1-5 neu 451-455). Die ursprüngliche Farbe grün/creme konnten sie noch eine Weile behalten. Dabei verloren sie auch das Logo BM und wurden rätherisiert (RhB). 451-453 bekamen einen neuen MFO Direktkontroller. 454-455 behielten den indirekte Siemens Kontroller. 454 ist der letzte mit dem Siemenskontroller.
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ATV
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von ATV »

Die "Neue" BM hat einen schweren Stand, es mangelt an allen Ecken und Enden, Geld, Material, Platz, Leute, uvm. Desweiteren erhält man vom Kanton nur Steine die einem in den Weg gelegt werden. Zum Beispiel muss in Castione die Abstellgeleise für die Bahn geräumt werden da die SBB den Bahnhof vergrössern will. Das unter Heimatschutzstehende Bahnhofsgebäude hat man schon geschliffen. Auch die RhB war mehr als Froh dieses Laster los zu sein. Unterstützung von da gibt es nicht.
Ein Richtiges Depot gibt es nicht, bzw es ist abgeschnitten in Mesocco. Das Provisorim in Grono ist nicht mehr als eine Industriehalle mit provisorischem Gleisanschluss.
Der 454 stand immer in San Vittore, jetzt ist er nirgends mehr dafür steht der RhB Triebwagen der AB vor dem Depot. Daher nehme ich an, der Treibwagen steht jetzt zusammen mit dem BA Triebwagen in der Halle. Reinsehen kann man nicht da die Scheiben durch Pavadex ersetzt wurden weil kaputt.
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Der Wagen währe eine Rarität. :( Was genau mit dem Dach geschehen ist weis ich nicht. Fehlt jedenfalls Brand??

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Aussen sicher Blech, innen Holz. Teilweise hat das Blech Rostlöcher, irreparabel schaut der Wagen aber nicht aus, wenn man bedenkt, was für andere Rostlauben schon renoviert wurden Stuchwort DFB.

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Werkstatt Grono, der Einzige Unterstand für die Fahrzeuge bis auf ein paar Brücken. :( In Castione sind sie Sprayern Schutzlos ausgeliefert.
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von piano »

ATV hat geschrieben:Für mit ist das Foto Sinnbild für den Todesstoss für das Tal durch den Bau dieser Halbeselautobahn die keiner brauch.
Ich bin eher der Meinung dass bereits die Eröffnung der Gotthard-Strecke einen grossen Teil der Abwanderung verschuldet hatte. Dadurch wurde das Transportgewerbe bedeutungslos.
Ansonsten konnte ich dieselben Beobachtungen nicht nur im Misox, sondern auch in den Orten Hinterrhein, Nufenen und Medels machen. Habe selten derart ausgestorbene Gemeinden (ja, das sind alle noch eigenständige Gemeinden...) gesehen.
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von Dachstein »

Also irreparabel ist nicht mal das größte Wrack. Es kommt immer auf die Leute an, die an ihm arbeiten und immer auch auf das liebe Geld. Wenn ich beispielsweise an den BVZ Triebwagen denke, der in den HW Landquart restauriert (faktisch neu aufgebaut wurde), dann sieht man, was mit Fachkräften und entsprechendem Kapitaleinsatz alles möglich ist.

Was mir bei diesem Fahrzeug ad hoc einfiele: ab in eine Halle, den Rostschäden nach zumindest mal nachschaun, wie der Holzkasten ausschaut - könnte durchaus sein, dass der etwas angeschlagen ist (ich weis, Museumsbahner sind die Weltmeister im Zerlegen), die Stellen ausbessern, Das Blech wieder drauf, polypern und grundieren, kitten, schleifen, kitten, usw., danach spritzen, fertig wäre der Kasten. Nur diese drei Zeilen spiegeln pro Zeile meist ein Jahr Arbeit. Und ja, ich weis wovon ich rede. ;)

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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von Kris »

Das Misox ist insgesamt -auch mit seinen Seitentälern- eine geniale gegend. In jeder hinsicht, wohl auch zum leben angenehmer als die leventina oder gar das menndrisiotto...
Ist doch angenehm, dass die bahn nicht restlos rückgebaut wurde wie dies auf der alpennordseite der fall gewesen wäre, oder komplett von vandalen zerstört würde wenns in italien gewesen wäre....
Die alte landstrasse hat auch was, denn die jetzt zahlreichen meist geschlossenen tourismusbetriebe, werkstätten, kioske...die die strasse säumen, sind interessante stille zeugen der epoche zwischen 1967 und 1980. In dieser zeit wälzte sich der gesamte nord-süd verkehr im winter durch die dörfer im misox! (Der San Bernadino Tunnel öffnete 1967, der Gotthard erst 1980). Der besondere mehrwert dieser betriebe damals war, dass sie auf der warmen alpensüdseite lagen, wo man nach einer mühsamen fahrt durch oft verregneten norden (so viel autobahn gabs in den 60/70ern in gebirgigen regionen noch nicht..) gerne halt machte.

Durch den 1980 eröffneten Gotthadtunnel fiel mit einem schlag ein grosser teil des durchzugverkehrs weg. Mit der phasenweisen eröffnung der schnellstrasse im misox in den 1980er jahren blieb dann für die lokalen restaurants, werkstätten und hotels endgültig nichts mehr übrig...

Muss mir das mal mit der kamera anschauen beim nächsten mal...

Ähnlich wie in Thusis, aber dort hat man sich ja sehr lange erfolgreich gegen eine umfahrung gestemmt, um sich nicht den einzigen teppich unter den füßen wegzuziehen...
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von piano »

Kris hat geschrieben:(Der San Bernadino Tunnel öffnete 1967, der Gotthard erst 1980).
Ich dachte vorhin an die Eröffnung der Gotthard-Eisenbahn-Strecke. Habe nun einen Blick in die Bevölkerungsstatistik des Bezirkes Moesa geworfen - da zeigt sich doch ganz deutlich, wie zuerst die Gotthard-Bahn und ein Jahrhundert später die San-Benardino-Schnellstrasse zu einem Bevölkerungsrückgang führten:
1870: 6664 E
1880: 6125 E
1970: 7319 E
1980: 6806 E
Heute sinds wieder fast 8000.
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Re: 19.9.2009 Ferrovia Mesolcinese "31 Kilometer Nordwärts"

Beitrag von ATV »

Schlimmer find ich die Stillegung der grossen Von Roll Stahlwerke im Tessin und Misox.

Bodio: 1980 1477E
Bodio: heute 993E

Trotzt NEAT Grossbaustelle

Mich würden mal die Entwicklungen in Ambri, Lavogo oder Biasca interessieren.

Die Gegend ist Landschaftlich Wunderschön, wild aber schon sehr Arm. :(
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