Das Tote Gebirge erstreckt sich über 55 Kilometer zwischen Bad Ischl im Westen und dem Pyhrnpass im Osten und gilt als das flächenmäßig größte Kalkkarstgebiet Mitteleuropas. Der Name leitet sich von der Wasserlosigkeit durch das Fehlen von Quellen oder oberirdischen Gerinnen sowie dem weitgehenden Fehlen von Pflanzen in seinem Zentralplateau ab. Viele der Gipfel haben eine Seehöhe über 200m, die größte Erhebung ist der Große Priel mit 2515m. Trotz dieser vergleichsweise geringen Höhen zeichnet sich die Landschaft durch ihren ausgeprägten Hochgebirgscharakter aus, die Orientierung ist vor allem bei schlechter Sicht eine große Herausforderung, weswegen auch die Hauptrouten mit ziemlich eng gesteckten Wintermarkierungen gekennzeichnet sind.
Während nur an den Rändern des Toten Gebirges Skigebiete erschlossen wurden (Loser bei Altausse, Tauplitzalm, Hutterer Höss bei Hinterstoder, Wurzeralm bei Spital am Pyhrn), bleibt die Kernzone im Winter nur ausdauernden Skiwanderern überlassen, das ständige Auf und Ab bedingt häufiges An- und Abfellen, lange Abfahrten sind nur an den Rändern des Gebirgsstocks möglich.
Mein Lieblingsautor Hans Schwanda schreibt im Buch „Skiglück vom Wienerwald bis zum Dachstein“:
Wer die Weite, die Stille, die Einsamkeit liebt, der gehe einmal in den ungeheuren Raum des Toten Gebirges und ziehe seine Spur durch den unberührten Schnee. Das ist eine ganz andere Art des Skilaufs als auf den Pisten: strenger, ernster, auch etwas gefahrvoller. Der Ski wird vorwiegend als Mittel zum Zweck, als Fortbewegungsmittel verwendet, man ist auf ihn angewiesen. Eine Überschreitung des Toten Gebirges ist ein großes alpines Erlebnis.
Wir planen am 24.2.2022 aber keine Überschreitung, sondern nur einen kurzen Abstecher ins Tote Gebirge, unser Ziel ist das Große Tragl, das mit seinen Nachbarn Scheiblingtragl und Kleines Tragl sicher bereits im Blickfeld aller BesucherInnen der Tauplitzalm gewesen ist.
In der Bildmitte Scheiblingtragl, rechts davon Großes und Kleines Tragl
Wie auf der Tauplitzalm üblich, beginnen die Skitouren zunächst mit einer Langlaufpassage, dann folgt eine Abfahrt zu den Steirerseehütten.
Erst dort wird angefellt, und wir steigen nach Nordosten durch lichten Lärchenwald...
... und blicken hinunter auf den für die Hütten namensgebenden Steirersee.
Vor uns der Sturzhahn, an dem Heinrich Harrer, weltberühmt durch seinen Aufenthalt in Tibet im Umfeld des damals jungen Dalai Lamas, vor dieser Zeit als Hüttenwirt der Grazer Hütte einige Routen erstbegangen hat.
Ein prachtvoller Tag, der Schnee ist aber noch ziemlich hart gefroren. Eine junge Frau kommt uns auf einem Schi entgegen, ihr ist bei einer Spitzkehre die Bindung aufgegangen und der Schi dann trotz Steigfells irgendwo in Richtung des Steirersees verschwunden.
In der Talsohle kann man die Steirersee-Hütten erkennen, der sanfte Rücken rechts davon ist der Sommersitz, von wo man auch bei viel Neuschnee gefahrlos ca. 150 Höhenmeter nordseitige Abfahrt zum Steirersee zur Verfügung hat.
Der allgegenwärtige Dachstein.
Stetig geht es bergan.
Eine besondere Gefahr im Karst wie im Toten Gebirge oder am Dachstein stellen Dolinen dar. Vor allem am Dachstein ist es schon vorgekommen, dass Freerider in Dolinen verschwinden und dann oft erst Monate später wieder gefunden werden. Oben kann man übrigens eine Schneestange der Wintermarkierung in Richtung Pühringer Hütte erkennen.
Und nun eröffnet sich der Blick auf die kahlen und abgeblasenen Gipfelkuppen des Toten Gebirges.
Sabine und Kris bewundern die Szenerie.
Doris prüft hier, ob wir uns auch auf dem richtigen Weg befinden.
Bei Nebel kann man sich hier wirklich leicht verlaufen.
Der Aufstieg hat uns zunächst über einen Südhang geführt, dreht sich dann nach Westen und schließlich nach Norden auf den abgeblasenen und extrem eisigen Gipfelhang.
Und schließlich erreichen wir den Gipfel: Helmut, Kris, Doris, Sabine
Und wieder meinereiner anstelle von Sabine
Die unendlichen Weiten des Toten Gebirges
Blick nach Westen zum Dachstein
Dachstein im Zoom
Und noch ein Ausschnitt, auf dem man die jetzt nur mehr teilweise vorhandene Infrastruktur am Gletscher erkennen kann.
Blick nach Südwesten zum Alpenhauptkamm. Am Übergang vom linken zum mittleren Drittel kann man übrigens die vergletscherte Hochalmspitze erkennen und auch nachvollziehen, warum dort vor Jahrzehnten ein Gletscherschigebiet angedacht wurde.
Entgegen unserem ursprünglichen Plan, die Geisterwaldabfahrt (am ersten Bild dieses Berichts zwischen Scheiblingtragl und Großem Tragl) hinunter zur Ödernalm mit anschließendem Wiederaufstieg zum Großsee im Liftgebiet der Tauplitzalm entscheiden wir uns aber doch für die Abfahrt an der Aufstiegsroute, wo sich die Bedingungen trotz Südausrichtung und starker Sonneneinstrahlung noch als wirklich gut herausstellen, und zwar als so gut, dass es von der Abfahrt leider überhaupt keine Bilder gibt. Das nächste Mal habe ich die Kamera erst am Ende der Abfahrt, ganz unten am Steirersee ausgepackt.
Kris ist noch ganz beglückt von der schönen Abfahrt.
Und, wie auf der Tauplitzalm üblich, enden alle Schitouren mit einem Aufstieg, zunächst hinauf zu den Steirerseehütten,….
… bis wir wieder das Almplateau erreichen.
Aufstieg zum Großen Tragl, 24.2.2022: Hinein ins Tote Gebirge
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Aufstieg zum Großen Tragl, 24.2.2022: Hinein ins Tote Gebirge
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