Am Ende des Tages kam dann das hier raus
Nachdem das Einfach-für-Retour Billet inkl. Velo gekauft war (10 Euro), blieb noch ein wenig Zeit, um in das Treiben des Wochenmarktes in Laveno einzutauchen:
Schiffe fahren in etwa alle 20 bis 30 Minuten, eine Art Halbtaktfahrplan. Ausfahrt aus Laveno. Hier gab es um 1850 einen österreichischen Kriegshafen, denn gegenüber sitzt der Gegner Piemont. Einige Befestigungsanlagen sind noch vorhanden.
Intra in Sichtweite. Es geht dann in die Berge rechts im Hintergrund. Seehöhe ist hier 190 Meter.
Erst mal durch die Altstadt radeln. Welche sich mit dieser Piazza zum Lago hin eröffnet.
Nachdem das tiefe schattige Intragna Tal soweit durchradelt ist, geht es sonnig hinauf nach Aurano, einem kleinen Ort auf 700Meter Höhe.
In Aurano. Hier gäbe es Mittagessen. Was zu gut sein kann. Zum Glück ist das Ristorante geschlossen.
Blick mit Palme in den Süden. So mag ich das. Sicht auf den Mottarone. Möglich, dass es dort sogar Skibetrieb hat heute, jedenfalls schaut es ein wenig weiß aus. Es gibt zahlreiche auf die Bergflanken gebaute Dörfer, die durch ein dichtes Wegenetz verbunden sind.
Zu Zeiten des italienischen Wirtschaftswunders, Ende 60er - Anfang 70er Jahre, entstanden in der Region einige kleine Skigebiete in oft schönen Panoramalagen, zwischen 1000 und 1400 Meter über dem Meer, wie beispielsweise die Anlagen am Mottarone, in Premeno oder am Sasso del Ferro. Oberhalb von Aurano gab Piancavallo, mit zwei Schleppliften. Die Lifte sind von hier nicht mehr weit, wie diese Villette andeuten.
Die Lage des längeren Schleppliftes von Piancavallo ist so einfach nicht auszumachen, wachsen die Wälder hier doch um einiges schneller, als im kälteren Norden. Ehemals waren die Wälder zudem weit weniger dicht gehalten, da es noch an weiten Weideflächen für die heute nahezu vollständig wegglobalisierte Schafwirtschaft bedurfte.
Um die Talstation des Liftes zu erreichen, verlasse ich die Teerstraße, und stocherte erst ,weg-auf, weg-ab, im Wald herum.
Hilfreich sind zur LSAP Suche die älteren IGM Militärkarten. Auf der Karte reicht der Lift von etwa 1150m (rechts vom runden Kreis) bis hinauf auf 1307m (unten rechts), es war ein richtig steiles Exemplar. Die N-W Exposition der Hänge garantierte guten Schnee. Abfahrten sind in der Karte punktiert eingefasst, wobei es wohl ehemals querfeldein überall zu fahren war.
Obwohl ich laut Karte fast davor stehe, kann ich von Pisten oder Liften nichts erkennen....
Und yep, da steht es: Etwas Diesel nachfüllen, starten und los gehts. Der Lift ist erstaunlich gut erhalten. Baujahr 1969, 60 Pferdestärken hatten hier ihren Stall Tatsächlich befindet sich die Talstation im Garten eines kleinen Wochenendhauses. Eine eigentliche Zufahrtsstraße gibt es nicht, außer über die ehemalige Skiabfahrt von oben kommend.
Genug der LSAP-Archeologie, es geht über die Skipiste weiter hinauf, wieder die Teerstraße erreichend. Rechts im Bild lugt das Monte Rosa Massiv hervor, links unten das Ossola Tal nach Domodossola.
Ab jetzt ändert sich das Längsprofil. Statt den langen Anstiegen folgt das eigentliche Ziel des Tages: Der große Balkon. Über etwa 20 Kilometer erstreckt sich dieser alte Militärweg der Zeit 1915-1918. So ganz gratis ist dieser aber doch nicht, es geht kontinuierlich ein wenig bergauf und bergab.
Blick auf die Grashänge von Pian di Sole oberhalb Premeno, auf etwa 1000m Höhe. Die zwei Leitner Schlepper dort wurden kürzlich abgebaut, sie liefen selten noch bis vor wenigen Jahren, aber der fehlende Schnee. Nochmal Mottarone dahinter
Nach einigen Balkonkilometern erreiche ich die Lago Maggiore Seite. Dort, über 1000 Meter oberhalb des Sees, steht auf einmal eine ... eine Klinik. Irgendwie kaum vorzustellen, dass derartiges hier hingestellt wurde. Im Instituto Auxologico werden Wachstumsstörungen erforscht.
Nebst der Klinik ist der Ort als Piancavallo bekannt, die eigentliche Einstiegsstelle in das Skigebiet. Im Luftbild die kürzere der zwei Anlagen:
Der Schlepplift aus dem Luftbild, eine interessante Konstruktion der Firma Rosnati. Die Gehänge an den Seilklemmen erforderten, dass diese bei Stützenüberfahrt beidseitig zwangsgeführt werden mussten. Hierzu gab es an jeder Rollenbatterie Abweiser aus luftigem Rohgestänge.
Finde es schön, auf lebendige bunte Zeitzeugen zu stoßen, wie diese Baita. In genau jenem Flair, der ehemals allgegenwärtig in Italiens Kleinskigebieten war. Diese boten der lokalen Bevölkerung viel Raum für Betätigungen, es wurde viel selbst gemacht statt fertig zugekauft. Verflixt ist Dienstag chiuso, und es war logischerweise Dienstag. Allzu gerne hätte ich gute Speisen genossen. All das, was die Leute auch heute noch aus Wald und Tier hervorzaubern. Und mit den Locals über die große Zeit Piancavallos getratscht.
Nach weiteren etwa 15 Kilometern Balkonien erreiche ich am Passo Folungo den höchsten Punkt, etwa 1350 Meter.
Während der Balkon bisher Blicke nach Süden und Osten in die hohen Berge bot, wechsele ich hier auf die Nord- und Ostseite des Gebirgskamms, wo der Balkon in einer großen Lassoschleife wieder retour führt
Irgendwann ist auch Schluss mit Balkonien, und vor allem, der Tag rinnt schnell dahin, es ist doch noch Winter. So geht es über endlose wie auch gemütliche Single-Trails (viel S2, wenig S3) wieder hinab nach Intra.
Appetit diktiert zunehmend die kurzfristige Zielwahl. Hier das Menu. Preise verraten: Ich bin nicht in Sankt Ulrich. Und in Innsbruck schon gar nicht. Gut gestärkt, geht es mit dem Traghetto zurück nach Laveno: Was ein Tag

Es gab 64Kilometer und 1633 Höhenmeter. Der Akku hatte 20% Restkapazität.
Eigentlich lockt diese Tage noch nach Alagna. Die kommenden Tage wird es erst mal schneien.
Schauma mal.