Immer wieder hatte ich in den letzten Jahren versucht, ihn noch einmal zu fahren - leider vergebens. Aber wenigstens war 1999/2000 ein sehr guter Winter, als ich in Oberstdorf wohnte. Wegen der skifahrmäßig perfekten Arbeitszeit bin ich an meinen freien Nachmittagsstunden oft mit dem Bus zum Lift hinter. Man konnte ihn in jener Saison an vielen Tagen fahren – sogar bis ins Tal hinunter.
Die beiden roten Abfahrten rechts und links der Trasse auf natürlichem Gelände durch den Bergwald sind mir als Hochgenuss in Erinnerung. Da konnte man es mit den guten, alten Pommeslatten ideal krachen lassen und musste unten kaum anstehen. Ich war fast immer alleine unterwegs, da meine Arbeitskollegen allesamt ans Fellhorn fuhren und Schlepplifte hassten – nun damals gab es auch dort noch recht viele (Höflelift, Fellhornlift, Kuchenbachlift, See-Ecklift, Bierenwanglift) und lediglich der Wanklift war bereits gegen eine Sesselbahn getauscht worden (an der Kanzelwand nur die 3SB Zwerenalpbahn, die schon 1980 einen steilen Schlepper ersetzte).
Aktueller Pistenplan des kurioserweise durchmodernisierten Söllereckgebiets. Sogar der Talschlepper in Kornau oben soll ja noch einer Sesselbahn weichen und ggf. wird auf der Seite des Höllwieslifts noch eine KSB errichtet. Die letzte Entwicklung habe ich da nicht mehr verfolgt.
Was vielleicht kaum noch bekannt ist - von 1949-1967 gab es noch den Karatsbichellift nahe des nun mehr noch bestehenden Gasthauses. Der Lift hatte Holzmasten, die 1967 dem u.a. Artikel nach nicht mehr in gutem Zustand gewesen sein sollen. Außerdem soll eine Zufahrt nicht genehmigt worden sein und so hat man den Schlepper abgetragen und statt dessen am untersten Trassenhang einen Seillift aufgestellt, den es aber auch längst nicht mehr gibt. Schade irgendwie...
https://www.oberstdorf-lexikon.de/files ... t-1960.jpg
Plan von 1960, der sehr detailgetreu ist und gut die Trasse des Karatsbichellifts zeigt. Den Höllwieslift gab es damals nicht, der kam erst 1962...
https://www.oberstdorf-lexikon.de/files ... t-1962.jpg
1962 errichtete man den Höllwieslift als POMA-Stangenschlepper. Auf dem Plan sieht man auch noch rechts den Karatsbichellift eingezeichnet. Bis 1967 gabe es dann also auf dieser Seite des Bergs zwei Schlepplifte.
1975 wurde der jetzt noch vor sich hin dümpelnde Höllwieslift mit T-Masten auf gleicher Trasse anstelle des POMA-Vorgängers errichtet.
Foto vom Karatsbichellift:
https://www.oberstdorf-lexikon.de/files ... l-1950.jpg
https://www.verschoenerungsverein-obers ... ichte.html
Hier noch ein interessanter Artikel – u.a. über den Karatsbichellift.
https://www.oberstdorf-lexikon.de/karatsbichellift.html
Dto.
Im April 2021 wollte ich einerseits unbedingt wieder wandern gehen, nachdem die Skisaison leider ausgefallen war und andererseits dem Höllwieslift, den ich 21 Jahre zuvor noch so oft gefahren war, einen letzten Besuch abstatten. Wenn es schon nicht mit den Skiern sein durfte, dann wenigstens mit den Wanderschuhen. Auf dem Rückweg wollte ich dann noch nach Überresten des Karatsbichelliftes suchen, von dessen Trasse ich auf den üblichen Luftbildern jedoch nichts finden konnte. (Erst 2024...)
Den Titel „länger SL Deutschlands“ kann sich ja dann die Winkelmoosalm auf die Tafel schreiben, aber der Rossalmlift ist ja recht selten in Betrieb. Allerdings müssen sie sich das Schild teilen – der Buronlift in Wertach dürfte genauso lang sein. Mit dem ergab sich im Januar 2024 wenigstens auch mal endlich wieder eine Fahrt...
Nichts los am Parkplatz, der überhaupt nicht wie ein Zugang zu einem Skigebiet aussieht. Wenn man das mit Kaltenbach vergleicht.... aber vom Tal herauf im Schlepplift hochfahren ist ja auch nicht mehr so häufig anzutreffen bzw. war generell eher die Ausnahme.
Wenigstens war hier niemand und auch kein Bauernhof DIREKT nebenan, sonst hätte es nur wieder Geschrei gegeben á lá „was machst du Depp auf MEINEM Grund?!?“

Der Einstieg ist nicht hier an der Umlenkung, sondern ein Stück weiter vorne.
Blick auf die Trasse von der Umlenkung aus. Vorne direkt am Hang stieg man ein – die Umlenkung hat man auf der anderen Pistenseite postiert, damit sie den Skifahrern nicht im Weg steht.
Da hat sich im Vergleich zu 2000 und 2010 (mein letzter Besuch hier), glaube ich kaum was geändert.
Hier sieht man es, was ich vorhin beschrieben habe – die Umlenkung steht weiter weg, da hier die Piste kreuzt.
Da stieg man ein – danach 2 km Waldschneise bis auf drei, vier Lichtungen

Zoom in die Trasse. Hier unten wäre an jenem Tag Ende April 2021 kein Skibetrieb mehr möglich gewesen, aber oben an der Schrattenwangbahn und dem Ochsenhöflelift wäre es noch gegangen, wie sich herausstellen sollte.
Es wird steil...
1999/2000 war hier alles immer tief verschneit und auch bei meinem Besuch anno 2010...
Oben kommt dann der Zwischeneinstieg ins Blickfeld – so konnte man den Lift dann wenigstens noch in etwa zur Hälfte nutzen.
Blick zurück
Gleich am Zwischeneinstieg
Kurioserweise befinden sich die Nummerntafeln der Stützen auf deren bergwärts gewandten Rückseite.
Interessante Aufklebermotive.
Wieder der Blick nach unten
Der Zwischeneinstieg...
Danach begann zwar eine Schneedecke, aber gereicht für Skibetrieb hätte es nicht mehr.
Fundament vom POMA-Vorgänger?
Weiter oben wieder alles grün und schön im Wald gelegen.
Hier die große Lichtung mit den Hütten – daran konnte ich mich noch gut erinnern.
Zoom zum Ausstieg oben. Die Nähe täuscht aber...
Frühling am Söllereck. Das Hinauflaufen war sehr angenehm – man befand sich in der Natur, es herrschten beste Wetterbedingungen und vor allem war niemand sonst unterwegs. Erst oben auf der Hauptabfahrt bei der Söllereckbahn tummelten sich dann ein paar Leute im Schnee. Wegen Corona war aber bahnmäßig alles außer Betrieb.
Hier ragte ein Stück Eisen aus dem Boden – wohl vom Vorgängerlift?
Zoom nach unten
Ehe es wieder steiler wird und die Trasse in den Wald hinein führt. Gleich rechts vom Schlepper eine Berghütte, die manchmal schon recht eingeschneit war.
An die Vorbeifahrt hier kann ich mich noch gut erinnern.
Immer noch kein Ende in Sicht...
Blick zum Anfang...
Es geht noch immer weiter hinauf.
Fundament des alten Höllwieslifts (1962-1975).
Sollte nicht langsam mal der Ausstieg kommen? Ich hatte nicht mehr gewusst, dass sich die Trasse da oben doch noch ewig hinzieht.
Rückblick im Teleobjektiv
Da oben ist dann endlich der Ausstieg...
Geschafft...
Man sieht eine Stütze der neuen Söllereckbahn in der Spiegelung im Fenster...
Markante Stützenkombination...
Nr. 19 für Schlepper echt schon exotisch...
Und noch einmal gezoomt
An der Bergstation setzte ich mich dann erst einmal in die Sonne und ruhte mich aus.
1990 bei einer Sommerfahrt mit der 2KSB-Söllereckbahn sah ich im Nebel den Antrieb – mehr nicht. Aber beim Blick auf die Panoramakarte war ich beeindruckt, dass der Lift bis vom Tal herauf kommt.
Blick auf die Piste mit der neuen Söllereckbahn, welche die 6 EUB von 1997 ersetzt hat. Außerdem der Ochsenhöflelift. Zwei, drei Jungs fuhren hier mit den Snowboard hinunter und auch einzelne Spaziergänger waren zu sehen. Leider wegen Corona kein Bahnbetrieb, sonst hätte ich mir die neue Söllereckbahn ggf. noch gegeben.
Blick nach oben – der Schrattenwang-Kurvenlift ist ja leider weg. Auch die alten Gebäude an der Berg- und Talstation sind weg – die 6-EUB hatte jene der Sesselbahn ja weiterverwendet.
Abschied vom Höllwieslift – was für eine Anlage! Aber wenigstens oft gefahren... das verschaffte ein wenig Trost.
Baujahr 1975... da gab es den Poma hier ja nur 13 Jahre. Wie bei der ersten 4-EUB Planaibahn (1972-1985)...
Im Hintergrund der Grünten...
ENDE von Teil I – bald setze ich mit Teil II fort – die Suche nach Überbleibseln des alten Karatsbichellifts (1949-1967)... Deutschlands längster Schlepplift maß 2.000 Meter und dümpelt seit einiger Zeit als stillgelegte Ruine vor sich hin. Ich weiß gar nicht, ob er aktuell in 2024 überhaupt noch steht.