Inzwischen ist unser AlpenCross schon fast ein Jahr her. Ursprünglich hatte ich vor, in jedem Fall einen Bericht zu schreiben. Irgendwie hat mich nach der Tour die Motivation verlassen. Außerdem hatte ich für meine „WhatsApp-Freunde“ jeweils bebilderte Tagesberichte erstellt. Warum also noch einmal einen Bericht für das Alpinforum schreiben?
In den letzten Monaten habe ich immer mal wieder mein WhatsApp-Tagebuch durchgeschaut. Es geht mir so, wie mit einigen meiner Berichte im Alpinforum. Diese Berichte sind ein Stück Erinnerung geworden. Und mein Gefühl sagt mir, dass es die Berichte im Alpinforum länger geben wird, als diese WhatsApp-Gruppe.
Also – mache ich mich nun an die Arbeit und bereite für mich und meine AlpenCross-Truppe eine kleine Erinnerung auf. Und für Euch einen kleinen Bilderbericht. Und für Nils (Kaldini) ein kleines Dankeschön. Denn Nils war derjenige, der mich mit seinen Berichten über diverse Alpenüberquerungen mit dem Bike motiviert hat, es ihm gleich zu tun. Außerdem hat er mit im Vorfeld den einen oder anderen Tipp gegeben.
Ein paar Worte zu den Überlegungen und Planungen, welche Tour es werden sollte:
Bei den Touren von Kaldini habe ich bei der einen oder anderen Schiebe- und Tragepassage mitgelitten. Das konnte ich mir irgendwie nicht vorstellen. Das Bike über Stunden den Berg rauf zu schieben oder auf den Schultern zu tragen. Bei all meinen Recherchen im Internet habe ich alternativ aber nur ganz leichte Touren gefunden. Das wollte ich auch nicht. Es sollte sportlich anspruchsvoll, aber möglichst ohne Schiebe-/Tragestück sein. Bei Andreas Albrecht, der Guru unter den AlpenCrossern, bin ich dann fündig geworden. Er hat die Tiroler-Jöchl-Transalp (http://www.transalp.info/mtb/tiroler-joechl-transalp) beschrieben. Zunächst fand ich den Gedanken, vorwiegend rechts und links der Brennerautobahn zu fahren, eher abstoßend. Wenn man sich damit beschäftigt, dann hat diese Route auch Vorteile. Es vereinfacht die Begleitung durch unser Transportfahrzeug (denn wir haben bewusst dagegen entschieden, alles Gepäck selbst zu tragen). Und wir können jederzeit und ohne großen Aufwand den Rückweg antreten. Denn wir wussten ja nicht, ob wir das wirklich schaffen.
Die Vorbereitung:
Ostern 2017 habe ich mit der Vorbereitung begonnen. Ich hatte mir fest vorgenommen, bis zum Start im September 2017 möglichst 2.000 km und 20.000 Höhenmeter zu fahren. 2 bis 3x in der Woche hieß es also rauf auf den Sattel und ne Runde drehen. In unserer Region (Teutoburger Wald und Weserbergland) reichen die Berge auf knapp 500m hinauf. Die Anstiege ermöglichen also max. einen Höhenunterschied von 300m am Stück. Bei meinen Vorbereitungstouren kam ich auf max. 1.200 Höhenmeter und ich war sicher, dass das reichen wird. Später stellte sicher heraus, dass keine Tagestour und kein Anstieg hier mit dem zu vergleichen war, was wir vor Ort erleben durften.
Anfang August habe ich mir dann noch einen Muskelfaserriss im Oberschenkel (kurz vor dem Knie) zugezogen. Ich habe also quasi 6 Wochen vor der Tour meine Vorbereitung abbrechen müssen. 1.200 km und 16.000 Höhenmeter standen in meiner Excel-Tabelle, die mich während meiner Vorbereitung begleitet hat.
Die Truppe:
Wir sind dann mit 6 Leuten unterwegs gewesen. Frank, Jörg, Valerij, Josef und ich auf dem Bike. Und Thomas war unser Servicemann, der unser Gepäck von Ort zu Ort gefahren hat. Die Jungs sind alle ungefähr in meinem Alter, sportlich, mit ner Portion Willen ausgestattet und trinken auch gern mal ein Bier. Super Truppe also …
1.Etappe: Montag, 11. September 2017
Start: Mittenwald
Ziel: Fulpmes im Stubaital
68 km
1.100 Höhenmeter
Am Anreisetag sind wir in Ostwestfalen-Lippe um 4 Uhr gestartet und kommen um 11 Uhr in Mittenwald an. Jörg und Josef haben ihre Dienstwagen zur Verfügung gestellt und jeweils mit einem Fahrradträger versehen. Umziehen auf dem Parkplatz in Mittenwald. Alle Taschen in Jörgs Passat umgeladen, Thomas fährt den Pasi in Richtung Stubaital und wir starten gut gelaunt ebenfalls durch.
Frank hält mir, als keine Motivationsspritze, schon mal das Finischer-Shirt unter die Nase. Nur gucken – nicht anfassen. Wird erst in Torbole angezogen. Ich bin nicht sicher, ob mein Oberschenkel hält. Bin ja seit 6 Wochen nicht mehr gefahren.
Auf geht´s … (v.r.n.l.: Josef, Jörg, Valerij, Frank und Oli)
Das erste Stück von Mittenwald bis Seefeld ist wirklich „easy going“. Immer an der Isar entlang und ohne große Steigung. Erst kurz vor Seefeld gilt es die ersten 200 Höhenmeter zu überwinden.
Der Wetterbericht für unsere erste Etappe sah „hin und wieder mal einen Schauer“ voraus. Den ersten (und einzigen) Regenguß bekamen wir gleich am Ortsausgang von Seefeld ab. Jörg macht also erstmals die Erfahrung mit dem An-und Ausziehen der Regenklamotten.
Von Seefeld geht es recht steil bergab und wenige Minuten später sind wir fast schon am Talboden des Inntals angelangt. Die Sonne kommt raus. Also … Klamotten wieder ausziehen.
Wir überqueren den Inn.
In Kematen machen wir eine kleine Mittagspause und biegen in Völs in Richtung Birgitz ab. Ein schöner Blick über das Hochplateau ins Sellrain.
Ein Stück weiter bei Mutters blicken wir in Richtung Patscherkofel. Man sieht die Regenfront aus dem östlichen Inntal auf uns zukommen. Ich bin mir sicher, wir werden nass. Aber es bleibt trocken.
Jörg kämpft sich von Mutters in Richtung Kreith. Es geht stetig bergan und das nicht zu knapp. Bei der Planung glaubte ich, die erste Etappe sei zum Einrollen. Aber auch diese 1.200 Höhenmeter wollen erst mal bewältigt werden.
Mit der Europabrücke auf Augenhöhe…
Über die Telfser Wiesen kommen wir ins Stubaital und sehen auf der anderen Seite Mieders. Hier geht es morgen hinauf in Richtung Kloster Maria Waldrast. Wir übernachten in einem Gasthof mitten in Fulpmes. Diese Unterkunft hatte ich bereits im Vorfeld gebucht. Ich war mir sicher – bis hierher würde ich es schaffen. Die nächsten Unterkünfte buchen wir immer am Abend vorher über booking.com. Hat super funktioniert. Am nächsten Tag geht es nach Sterzing.
2.Etappe: Dienstag, 12. September 2017
Start: Fulpmes im Stubaital
Ziel: Sterzing
60 km
1.700 Höhenmeter
Der Kumpel hatte gute Laune …
Bei uns hielt sich die Vorfreude in Grenzen. Denn wenn das Wasser aus der Regenrinne fließt, dann ist das ein eindeutiges Zeichen … es regnet.
Es heißt also wieder … Regenklamotten anziehen und dann geht es los.
Im strömenden Regen strampeln wir von Fulpmes über Mieders den Waldweg in Richtung Kloster Maria Waldrast. Mit jedem Höhenmeter wird es kühler. Trotzdem – die Stimmung ist gut.
Einige Höhenmeter weiter kommt auch noch Nebel hinzu. Auch wenn man es hier nicht erkennen kann … es ist ordentlich steil. Insgesamt sind es ca 800 Höhenmeter, die wir quasi durchgängig im ersten Gang fahren.
Wir überwinden die Kuppe bei ca. 1800m. Hier mischen sich erste Schneeflocken unter die Regentropfen und wir erreichen klatschnass und bibbernd vor Kälte das Kloster und nutzen die Gaststätte zum Aufwärmen.
Der Wirt überlässt uns seinen Heizungskeller. Wir hängen die nassen Sachen auf, nutzen trockene Wäsche aus dem Rucksack und trinken einen warmen Tee. Hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt.
Ein kleiner zeitlicher Sprung. Die Abfahrt vom Kloster zur Brennerstraße war noch total verregnet. Unten angekommen müssen wir ca. 15km mehr oder weniger an der Brennerstraße fahren. Oft geht es aber durch kleine Straßen in Steinach und Umgebung. Die Brennerautobahn sehen wir selten und nur von unten. Hier sind wir bereits in Vianders. An der Kirche beginnt die Steigung zur Sattelbergalm.
Es geht wieder steil bergan. Zwischendurch erhaschen wir einen Blick auf die Brennerautobahn. Jetzt wieder von oben.
Gewaltig …
Wir erreichen die Sattelbergalm. Super nette Wirtsleute und die besten Hirtenmaccaroni auf dem Weg zum Gardasee.
Es ist inzwischen Nachmittag geworden. Eigentlich steht jetzt noch der Brennergrenzkamm an. Darauf hatte ich mich besonders gefreut. Und eigentlich wäre es das Highlight der gesamten Tour geworden. Man sieht es aber auf dem Bild – der Niederschlag der vergangenen Nacht ist oberhalb von 2000m in Schnee übergegangen. Die Wirtsleute hatten uns abgeraten: „Zu viel Schnee dort oben!“
Wir nutzen die nächste Gelegenheit und fahren runter … leider!
Der Weg spuckt uns direkt an der Passhöhe der Brennerautobahn raus.
Wir nutzen die „Radautobahn“ auf der ehemaligen Bahntrasse und fliegen Sterzing entgegen. Im Hintergrund sieht man, wie weit runter es geschneit hatte.
Gossensaß und die Brennerautobahn. Im Hintergrund (ganz oben) sieht man den Brennergrenzkamm im Schnee. Schade …
Am Vorabend im Stubaital hatten wir ein Hotel in Thuins ausgesucht. Thuins liegt oberhalb von Sterzing, sodass wir am Nachmittag noch mal 200 Höhemeter hinauf radeln mussten. Egal … wir beschließend den Tag mit einem leckeren Bier auf der Terrasse. In der Sonne! (Fast) vergessen ist der morgendliche Start im Dauerregen und der nicht gesehene Brennergrenzkamm.
Hotel Lahnerhof in Thuins. Tolle Unterkunft mit Sauna und Wäscheservice. Übernachtung mit Frühstück für 46,00 Euro.
3.Etappe: Mittwoch, 13. September 2017
Start: Sterzing
Ziel: Latzfons
67 km
1.940 Höhenmeter
Wir werden am frühen morgen mit Nebelfeldern im Tal und blauem Himmel darüber empfang. Endlich ein Tag, wie wir ihn uns gewünscht haben.
Frank hat sich für ein wärmendes Beinkleid entschieden. Sieht lustig aus – hilft aber.
Wir rollen fix runter nach Sterzing. Jörg hat noch die Handschuhe an. Es ist noch richtig frisch.
Sterzing – ein wirklich netter Ort. Könnte man auch mal nen Cappu trinken. Aber wir haben keine Zeit und heute noch ne Menge vor.
Wir fahre ein kleines Stück am Brennero entlang. Über Stilfs nach Mals. Hier beginnt der Aufstieg in Richtung Valler Joch. Hier gewinnen wir schnell an Höhe und genießen den Ausblick in Richtung Stubaier Alpen.
In Richtung Valler Jöchl liegt noch Schnee. Mit jeder Minute gewinnt die Kraft der Sonne die Oberhand und der Schnee schmilzt wie Butter.
Eine Baustelle versperrt uns (kurzzeitig) den Weg.
Trinkpausen müssen sein. Wir finden, jeder für sich, so langsam unseren Rhythmus. Wir fahren immer ca. 20 Minuten bergan und warten dann, bis alle wieder zusammen sind.
Wir gewinnen immer weiter an Höhe…
Noch 50 Minuten (Wandererzeit) bis zum Valler Jöchl….
Die letzten Meter muss dann geschoben werden. Das einzige Schiebestück auf der gesamten Tour. Sind ca. 15 Minuten und nicht mal 100 Höhenmeter.
Die ersten 1000 Höhenmeter für heute sind geschafft. Aber das war´s noch nicht…
Im Skigebiet Jochtal machen wir erst mal eine Mittagspause. Es gibt wieder Hirtenmaccaroni.
Mit dem Bike ist die Transalp nicht zu schaffen. Ach ja … eines der wenigen Bilder die beweisen, dass ich auch mit dabei war …
Es folgt eine rasante Abfahrt in Richtung Brixen. Hier wird der Blick in den Talkessen von Brixen frei.
Hier haben wir ganz kurz einen netten Trail gefunden. Leider nicht fahrbar. War aber wirklich nur ein kurzes Stück.
Der Rest ging dann wieder.
Komischer Wald in der Nähe von Brixen.
Wir rollen durch Brixen. Auch ein sehr nettes Städtchen. Aber auch hier reicht die Zeit nicht für einen Cappucino.
Es geht unter der Brennerautobahn hindurch und auf der rechten Seite (von Norden guckend) geht es noch einmal gut 800 Höhenmeter hinauf. Hier sehen wir die Geisslerspitzen.
Oben in Latzfons angekommen steht die Sonne schon sehr tief. Die Terrasse vom Gasthaus Weißes Kreuz liegt schon im Schatten. Wir nehmen uns einfach die Stühle, stellen sie auf die Straße und genießen dort unser Abschlussbier. Heute haben wir es uns richtig verdient. Für mich war es körperlich grenzwertig. Viel mehr geht nicht. Gut, dass das Wetter so schön war.
4.Etappe: Donnerstag, 14. September 2017
Start: Latzfons
Ziel: Bozen
50 km
1.495 Höhenmeter
Wenn man sich die Daten des heutigen Tages anschaut, dann sieht das eher unterdurchschnittlich aus. Aber diese Etappe wird uns in Erinnerung bleiben. Gleich "zum Frühstück" galt es knapp 1.000 Höhenmeter zu überwinden. Auf einer Strecke von ca 7 km bedeutet das, dass wir permanent im ersten Gang und immer am Limit gefahren sind. 2 1/2 Stunden keine Pause für die Oberschenkel. Je weiter wir nach oben kamen, umso nebeliger wurde es. An der höchsten Stelle der gesamten Tour (auf 2.157 m) hatten wir keine 20 m Sicht und eine Temperatur um den Gefrierpunkt. Sehr, sehr schade.
Was hätte man hier oben für einen tollen Blick in die Dolomiten gehabt. Wir sehen … nichts.
Weitere Bilder aus dem Nebel gibt es nicht. Hier sind wir schon kurz vor Oberbozen. Tolle Wege hier.
Wir schauen über Oberbozen und entdecken hinten den Schlern.
Der Weg nach Bozen führt uns unter der Bahn Bozen-Oberbozen hindurch.
Zwischen den Weinbergen ergibt sich eine schöne Aussicht auf Bozen. In Bozen selbst haben wir ein richtig gutes Hotel in der Innenstadt gewählt. Das einzige Mal zahlen wir mehr als 50,00 Euro für Übernachtung mit Frühstück. Dafür haben wir auch einen tollen Wellnessbereich dabei. Aufwärmen ist angesagt.
5.Etappe: Freitag, 15. September 2017
Start: Bozen
Ziel: Torra im Nonstal
52 km
1.736 Höhenmeter
Der 5. Tag begrüßt wieder mit Sonnenschein. Das haben wir uns auch irgendwie verdient. Wir starten vor unserem Hotel.
Zunächst geht es durch die Apfelplantagen unterhalb der Burg Sigmundskron…
…dann geht es weiter auf einem alten Bahndamm in Richtung Kaltern.
Wir schauen in Richtung Meran…
… und passieren ein wenig später schon Kaltern.
Sehr schön gelegenes Hochplateau zwischen Mendelpass und Kalterersee.
Eben dieser ist hier zu sehen.
Wir gewinnen langsam wieder an Höhe. Die Grafik zu Beginn des Tages zeigt es … auf gut 37 km geht es nur bergan. Bis Graun ist es aber erträglich.
An dieser Stelle ein DANKE-SCHÖN an Detlef und Silke von der Fahrrad-Scheune. Hier haben wir Ersatzmaterial bekommen. Allerdings haben wir auf der ganzen Strecke nichts gebraucht. Keinen Reifen, keinen Schlauch … nicht mal ein Loch hatte jemand.
In Graun machen wir Mittagspause und stärken uns noch mal für den Anstieg zum Grauner Joch. Das wird heftig.
Auch, wenn es hier nicht steil aussieht … Valle mag nicht mehr … und schiebt. Er ist aber nicht viel langsamer als die, die weiter kurbeln.
In regelmäßigen Abständen halten wir an, trinken was, warten bis alle zusammen gekommen sind … und dann geht’s wieder weiter. Immer dem Ziel entgegen.
Nach ca. 2 ½ Stunden haben wir es geschafft. Das Grauner Joch liegt hinter uns.
Dann werden wir mit diesem Ausblick belohnt. Ganz tief unten liegt das Etschtal. Alles sieht ein wenig aus, wie bei einer Modelleisenbahn. Auch der Brennero mit den zahlreichen LKW.
Und dann ist es doch passiert. Auf dieser Abfahrt stürzt Valle und zieht sich eine tiefe, blutende Wunde am Knie zu. Eigentlich ein klarer Fall für Nadel und Faden. Aber Vallerij beißt die Zähne zusammen und fährt weiter … bis zum Gardasee.
Wir kommen ins Nonstal. Hinten sieht man mal wieder den Weg, der uns am nächsten Tag bevor steht. Es geht über Spormaggiore in Richtung Lago di Molveno. Aber zunächst übernachten wir in Torra….
Die Cousine einer Kollegin (Roberta) wohnt im Nonstal. Hier ist im Vorfeld unserer Tour ein Kontakt entstanden. Ich hatte Roberta beschrieben, was wir ungefähr suchen und Roberta hat uns in Torra einer super geniale Unterkunft besorgt. Hier stehen wir im Garten und genießen den tollen Blick ins Nonstal. Leider inzwischen wieder wolkenverhangen.
Eine kleine Geschichte aus dem Kuriositätenkabinett … Wir kommen in der Pension an. Die Wirtin spricht kein Wort Deutsch und nur Bruchstücke Englisch. Ein Bier können wir trotzdem bestellen. Und dann … wir bekommen unser Bier in Herforder Gläsern. 1000 km von der Heimat entfernt bekommen wir das Bier im heimischen Glas serviert. Unglaublich – geschmeckt hats aber.
6.Etappe: Samstag, 16. September 2017
Start: Nonstal
Ziel: Torbole am Gardasee
78 km
1.376 Höhenmeter
Der Morgen in Torra ist wieder grau in grau. Und nicht nur das. Es schüttet wieder einmal. Wir entschließen uns, die Abfahrt zunächst zu verschieben. Im Regen los zu fahren ist schon blöd. Gegen 10 Uhr wird der Regen weniger, das Regenradar sieht auch gut aus. Wir starten. 5 Minuten später schüttet es wieder und nach wenigen Metern steht uns das Wasser in den Schuhen. Die Stimmung ist, gelinde gesagt, „nicht so gut“.
Wir überqueren kurz vor Mezzolomardo die SS421 (Nonstalschnellstraße). Bei Maso Milano beginnt der Anstieg in Richtung Spormaggiore. Und … es kommt die Sonne hervor. Also heißt es … Regensachen wieder einmal, und zwar zum letzten Mal, ausziehen.
Wir fahren nur noch durch Apfelplantagen. Viele Kilometer lang … immer bergan.
Es wird immer italienischer. Frank passiert eine Ortsdurchfahrt.
Es wird immer sonniger … juhu!
Von Spormaggiore nach Molveno geht es wieder mächtig steil bergan. Oft an der Grenze des fahrbaren. Unglaublich, was die Oberschenkel leisten können. Hier sind wir ganz nah an der Brenta. Immer wieder lesen wir Schilder mit der Warnung vor dem Bären.
Zurück in Richtung Spormaggiore.
Am Lago di Molveno angekommen. Eigentlich wollten wir hier hoch über dem See entlang fahren. Mitten durch das Skigebiet von Molveno. Weil wir aber am Morgen so viel Zeit liegen lassen haben und weil die Wolken dort oben eine gute Sicht verhindert hätten, haben wir uns für den Weg „unten rum“ entschieden, sodass es heute nur ca. 1.500 Höhenmeter geworden sind.
Ich habe bei der Tour übrigens mit GPS-Tracks gearbeitet. Eine App mit der Möglichkeit, alle Karten im Vorfeld Offline zu laden. Das hat super geklappt, sodass wir uns nie fragen mussten, welches wohl der richtige Weg ist.
Zwischen Molveno und Ranzo. Ab hier geht es nur noch bergab.
Kurz vor dem Lago di Toblino kommen wir an einem Kletterfelsen vorbei. In der Wand oben hängt jemand…
Die letzten 30 km des heutigen Tages und die letzten 30 km unserer Alpenüberquerung stehen an. Bis Torbole fahren wir auf einer Radautobahn und liefern uns noch ein Rennen mit zwei Italienern mit Rennrädern. Es gibt kein Halten mehr. Wir fliegen dem Ziel entgegen.
Angekommen und geschafft! Der Lago di Garda liegt vor uns.
Wir haben es geschafft und sind alle am Gardasse angekommen. Die Jungs in grün haben gemeinsam schon mal die TransHarz gemacht und für mich gab es dann das TransAlp-Shirt. Nicht nur gucken – jetzt auch anziehen.
Am Abend wurde dann ordentlich gefeiert.
Zum Abschlussbild zitiere ich einfach meinen WhatsApp-Eintrag, den ich am Abschlussabend kurz vor dem Schließen der Augen verfasst habe. Das trifft die Stimmung eigentlich ganz gut…
„Zu abendlicher Stunde verabschieden wir und von der Transalp. Was bleibt hängen? Es gibt keine Wettergarantie - auch in Italien nicht. In jedem Dorf gibt's ne Kirche und wir wohnen immer nebenan. Ersatzmaterial braucht man nicht. Man braucht nur gute Freunde, die so einen Blödsinn mitmachen. Danke Jungs - hat Spaß gemacht!“