Ein Olympischer Zwischenstopp - Sapporo Teine, 02.04.2023

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hch
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Ein Olympischer Zwischenstopp - Sapporo Teine, 02.04.2023

Beitrag von hch »

Für den Rückflug von meinem Geschäftstermin was es auffallen schwierig halbwegs bezahlbare Flüge zu finden. Am Ende gab es wie am Hinweg einen Umstieg in Taipeh, aber es stelle sich auch heraus, dass von allen Japanischen Flughäfen Sapporo (New Chitose) den mit Abstand günstigen Preis bot. Da auch in Japan inzwischen günstige Billigflüge gibt, muss ich über einen kurzen Zwischenstopp in Hokkaido natürlich nicht zweimal nachdenken.

Als Skigebiet fällt die Wahl auf Sapporo Teine, das nur eine knappe Autostunde vom Flughafen entfernt liegt und ich einen Flug um 16:00 vor mir habe. Bekannt Teine dafür, dass dort 1972 die Wettbewerbe im Slalom und Riesenslalom ausgetragen wurden. Das Gebiet bestand bis vor ein paar Jahren aus zwei separaten Teilen, Teine Olympia und Teine Highland. Diese sind aber inzwischen durch eine Gondel und einen Ziehweg verbunden. Der aktuelle Pistenplan ist hier.

Der Tag fängt pünktlich zu Liftstart um 9 an der North Maple Lodge des Olympic Bereiches an. Dort war die Liftpassverkäuferin zuerst sehr verwirrt weil ich eine 4 Stunden Karte wollte, ob ich denn überhaupt schon über 60 wäre? (ich bin gut 20 Jahre jünger und werde normalerweise noch jünger geschätzt). Es stelle sich heraus dass im April und Mai besonders günstige Frühjahrestarife gelten, und bei denen gibt es die 4 Stundenkarte nur für Senioren. Egal, das Tagesticket kostet im Frühjahr weniger als die Tageskarte in der Hochsaison, auch wenn ich nicht einmal ganz 4 Stunden Zeit haben werde.

Der Einstieg erfolgt klassisch Japanisch mit einem gedoppelten Pairlift. Von der Bergstation hat man gleich einen Grandiosen Blick bis zum Meer.
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Der Schnee ist hier schon morgens komplett weich, aber frisch präpariert natürlich sehr schön zu fahren.
Aber der Hang ist flach, was für alle Hänge im Olympic Bereich gilt. Wieso der so heisst ist mir übrigens etwas unklar, die Skirennen fanden nämlich damals im Highland-Gebiet statt. Hier unten müssen hingegen wohl eher die Bob- und Rodelbahnen gestanden haben.

Danach fahre ich mit einer weiteren DSB auf eine kleine Anhöhe, wo auch der Seikadi 3DSB endet, der den ich schon bei der Anfahrt gesehen habe, und der zumindest etwas steiler wirkte. Aber nachdem der Einstieg in die Pisten komplett aper ist, lief der Lift natürlich nicht. Bei der Talstation sieht man übrigens eine Liftruine, von denen hier übrigens einige herumstehen. Teilweise erstaunlich weit entfernt, z.B. auf der anderen Seite der Strasse, oder auf einem sonst nicht erschlossenen Gipfel im Highland Bereich.
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Also noch schnell auf zum dritten DSB in diesem Bereich. Neben diesem steht eine nette Buckelpiste, und oben steht ein Riesenrad. Was ein Ensemble!
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Aber genug vom Olympic-Bereich, der doch etwas zu langweilig ist. Die Verbindungsbahn hat ein recht interessantes Äußeres mit einer Station in Uni-G Form und den dazu passenden Fenstern, dass aber aus Blech mit eckigen "Wellen" hergestellt ist.
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Aus der Kabine fällt mein Blick auf diese Haus mit marodem Olympiacharme, dass mich irgendwie an die Axamer Lizum erinnert:
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Direkt neben der Bergstation ist die Talstation einer rostigen alten Pendelbahn. Diese ist nicht mehr im Pistenplan verzeichnet.
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Nach kurzer Querung erreiche ich die Hauptbeschäftigungsanlage namens Summit Express im klassichen Nippon Steel 4KSB Look, nur echt mit großem Stationsgebäude und einseitigem Schrägdach.
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Auf dem Lift fällt mein Blick auf diese interessant aussehenden Treeruns. Ein paar motivierte Einheimische fahren dort auch schon, aber die Geräusche sagen mir dass diese Lage vielleicht eher etwas für die Mittagszeit ist.
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Die Bäume weiter oben bestätigen mich in meiner Meinung.
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Die Bergstation ist wieder eine Bleck-Uni-G, aber diese mal ohne Fenster.
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Die Einfahrt zum City Cruise Run macht ihrem Namen alle Ehre.
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Dazu passen der Panorama Lift No. 2, eine 2KSB mit uralt Dopplmayr-Kuppeltechnik. Heute leider nicht in Betrieb.
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Auf dem City Cruise Run:
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Und ab durch den Wald mit dem Panorama Lift No. 1, leider fix geklemmt:
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Nun wieder herunter zur Base. Zuerst über einen Ziehweg durch den Wald, von dem man dann zum Olympischen Slalomkurs abzweigen kann. Dort warte dieser interessante Mittelausstieg einer DSB. Obwohl noch alle Sessel am Seil sind, ist er schon seit Jahren nicht mehr im Pistenplan verzeichnet.
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Der Slalomhang selbst wird nicht präpariert, ist aber auch so ganz gut zu fahren.
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Er endet bei der Talstation des Paradise Liftes. Der ist ziemlich flach und kurz und wirkt eigentlich nur wie ein kleiner Rückbringer und Parklift, ist aber ebenfalls als kuppelbarer Pairlift ausgelegt!
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Beim Summit Express hat es inzwischen eine veritable Schlange. Ich will gar nicht wissen wie es hier in der Hauptsaison aussieht, den ganz auf den Gipfel kommt man ohne den Lift nicht, und alle anderen Abfahrten sind eher langweilig.
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Jetzt wird es das "North Face" neben dem Lift anzuschauen.
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Die Geräusche sind aber nicht besser geworden, und dank kleiner Eisplatten zwischen den Buckeln beim Einstieg werden sie es so schnell auch nicht werden. Und da ein Zaun einem die Einfahrt in die wirklich interessanten Bereiche verwehrt bin ich etwas enttäuscht. Aber da ich einen Weg zur Bergstation der Pendelbahn gesehen, und dort die eigentlich interessanten Hänge sind nehme ich mir vor das einfach mal zu erkunden. Vielleicht geht es ja ohne allzu offensichtlich eine Absperrung zu überqueren.

Nach kurzem Weg kommt dann natürlich gleich ein Zaun, mit diesem interessanten Schild:
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Also fahre ich nicht neben den Pisten, da das im Grunde genommen verboten ist. Sondern lieber ausserhalb des Skigebietes, was zwar verboten ist, aber wofür es ja diese Gate gibt :)
Während ich noch versuche die Logik zu verstehen stapft eine sportliche Dame mit Riesenslalomski auf dem Rücken an mir vorbei.

Die Bergstation der PB hat einen etwas morbiden Charme:
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Aber das Gelände fängt an interessant zu werden:
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Ein Stückchen weiter finden sich dann tatsächlich noch ein paar cm Pulverschnee, und die Schwünge spritzen ein wenig.
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Dann geht es per flacher Querung zurück zum Lift.

Wenn ich diesen Plan von 1972 richtig lese, müssten ungefähr hier die Riesenslalomrennen gewesen sein und zudem noch zwei Lifte gestanden haben. Ich kann es mir nicht so recht vorstellen.
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Schon am Vormittag hatte ich auf der Speisekarte ein "Ox Tongue Curry" gesehen, und als absoluter Fan von Rindszunge musste ich es natürlich auch noch probieren. Es schaut wie japanische Curry im allgemeinen stark nach Gulasch aus, und schmeckt auch ein bisschen so. Die Rindszunge war vorzüglich lang und zart gekocht.
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Dann geht es über den sehr flachen aber gut fahrbaren Ziegweg zurück in den Olympic-Bereicht und weiter zum Flughafen.
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Dort war der Airport-Onsen leider überfüllt, womit sich kurz waschen und entspannen leider entfallen musste. Vielleicht habe ja deshalb einen freien Nebensitz bekommen :)

Am Flughafen versucht die Firma Steiff den Japaner noch ein paar mehr überzeichnete Klischees von Deutschland einzuträufeln, als ob es davon nicht schon genug gäbe..
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Der Flug war übrigens ein "Hello Kitty" Flug, wo alles vom der Lackierung des Flugzeuges über die Boardingpässe und Gepäcktags auf "Hello Kitty" getrimmt war:
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