Aufgrund der aktuellen Schneelage und den Wettervorhersagen habe ich mich mit einigen Tagen Vorlauf entschieden, die freien Tage vom 27.-29.12.2004 im Berner Oberland zu verbringen. Genauer gesagt habe ich beschlossen, dass ich an jenem Tage mein Auto nach Adelboden lenk – oder doch in die Lenk? Was ist als „Basislager“ besser? Adelboden oder Lenk? Diese Frage ist eigentlich keine Frage!

Anders als mir selbst war dem gleichnamigen Berghotel mein Vorhaben vermutlich seit Wochen bekannt und so hatte es gerade noch das von mir benötigte Einzelzimmer frei. Die Reservationsbestätigung per E-Mail dient gleichzeitig als Berechtigungsnachweis für einen (kostenfreien!) Nachtparkplatz an der Sillerenbahn. Gedacht – getan! Alles in den Rucksack und ab ins Auto. Nach einer problemlosen Anfahrt (s. technische Berichtsdaten am Ende des Berichtes) war ich um 8.15 Uhr an der Sillerenbahn und sah mich überrascht, dass sie bereits geöffnet war – genauer gesagt sah ich nichts, denn der Nebel zeigte nur bis zu einer Entfernung von 50 – 100 Meter schemenhafte Konturen. Eigentlich hätte ich mich ob dieser „Fernsicht“ glücklich schätzen sollen, denn es kam deutlich schlimmer.
Die lange Fahrt mit der Sillerenbahn (ca. 4,5 km) mutete fast schon gespenstig an. Stützen und die Zwischenstationen tauchten aus dem Nichts auf, das Rattern der Klemmen auf den Robas unterbrach die absolute Stille im Nebel. Den Blick nach draussen trübte neben dem Nebel der dünne Eispanzer auf den Scheiben, welchen die frostigen Temperaturen aus der Nebelnässe ständig wachsen liessen. Aber auch ein Herunterschieben der Seitenscheiben brachte weder Geräusche noch eine deutlich bessere Sicht zu Tage. Überhaupt schien ich alleine hier zu sein – Skier waren nirgends in den Skiköchern zu sehen und die Bediensteten hatten sich ob in ihre Überwachungsräume zurückgezogen. Die Landschaft mutete streng winterlich an; neben den frisch verschneiten Bäumen zeugte der Raureif an Stützen und Stationseinfahrten von der aktuellen Jahreszeit. Viel Schnee schien allerdings nicht zu liegen, doch das war erstmal schwer abschätzbar. Überhaupt erinnert die Fahrt mit den Sektionen 1a und 1b der Sillerenbahn erstmal wenig an einen Skitag. Diese Abschnitte überwinden keinen nennenswerten Höhenunterschied und Pisten im üblichen Sinne kann man nicht erahnen. Wenn man etwas sieht, dann ist es ein schmales Bergtal mit Wald, einem kleinen Bach, einzelnen Häusern und einer schmalen Strasse. Nach der Zwischenstation Bergläger geht’s dann in der Sektion 2 aufwärts – und wie! Diesmal nicht zu flach sondern eher zu steil für eine (präparierte) Piste im Bereich des Bahntrassees.
6EUB Sillerenbahn
Gleichwohl ich ortsunkundig war, wusste ich – an der Bergstation angekommen – ungefähr wo ich hin wollte. Ich entschied mich gegen den Ziehweg nach Geils – ich hatte Angst dass ich schieben müsste und das ist mit dem schweren Rucksack nicht so toll – und wollte über den BSL Stand rote Pisten nutzen. Dies wäre jedoch im nachhinein aufgrund einer Pistensperre nicht möglich gewesen – aber es kam alles anders. Das finden der Verzweigungsschilder war im Nebel Glückssache und so landete ich in Aebi und kam in den Genuss der Leitner-6KSB, die ich für mich alleine – und meinen Rucksack hatte. Nach wie vor hatte ich im Gebiet keine Menschenseele gesehen. Erneut am Sillerenbühl angekommen entschied ich mich doch für den Ziehweg. Sofern Stangen zu sehen waren kann man an der Farbe erkennen, auf welcher Seite man an den Stangen vorbei fahren muss, doch der Nebel wurde dichter und die Orientierung erfolgte immer mehr über vereinzelte Skispuren, die unmittelbar vor den Skispitzen zu sehen waren. Schieben musste man nicht – Kompliment an die Skigebietsplaner und kurz vor Geils – der Ziehweg war inzwischen eine normale Piste wurde die Sicht ein wenig besser – neben den Häusern von Geils (nicht unmittelbar daneben

Gespenstiger Raureif an der Begstation: 4EUB Geils-Hahnenmoos
An der Bergstation angekommen ist es mir nach einigem Suchen im Nebel gelungen, das nur 20 Meter entfernte Berghotel zu finden

Berghotel Hahnemoospass
Ohne den Rucksack deutlich erleichtert, entschloss ich mich, ersteinmal in die Lenk zu fahren, um mir einen schnellen Überblick über die gesamte Skiregion zu verschaffen. Wobei in Anbetracht des Wetters die Vokabel „Überblick“ durch etwas anderes wie z. B. „Übergefühl“ ersetzt werden müsste, denn in der Tat konnte man Hangrichtung, Neigung und Pistenbeschaffenheit oft nur aus den Kräften ableiten, welche auf Skier und Füsse wirkten. In Sesselbahnen war stellenweise der vorausfahrende Sessel nicht zu sehen.
Jetzt wieder konkret: Abfahrt über Brenggenmäder durch den Waldweg ins Metsch-Gebiet, dort relativ gute Sicht bis zur Bergstation der PB Lenk-Metsch, hier endlich zügiges Skifahren möglich.
80PB Lenk-Metsch
Die Seile der PB verschwinden im Nebel, unterhalb der Nebeldecke ist an der Lenk eine relativ gute Sicht. Der Skibus kommt nach wenigen Minuten und bringt mich über den Bahnhof (Endstation der MOB *Begeisterung*) zur Betelbergbahn. Diese 6EUB geht in der ersten Sektion steil durch den Wald bis Stoss und dann flach über offene Hänge bis Leiterli – und da war er wieder – der Nebel.
BSL Leiterli – der höchste Lift am Betelberg. Mit dieser Sichtqualität hätte ich an diesem Tag bestimmt 15 Lifte fotografieren können – ich habe es wegen Sinnlosigkeit gelassen.
Plötzlich wurde die Sicht besser – vor allem im unteren Teil. Das Fahren machte über die abwechslungsreichen Waldpisten super Spass. Ab und zu war sogar blauer Himmel zu sehen.
Hier folgen einige Impressionen vom Betelberg.
Talabfahrt Tschuggen – sehr abwechslungsreich
Blick in die Lenk von der Bergstation BSL Mauren.
Nochmal der Maurenlift
4KSB Wallegg von Städeli – super Anlage – schöne Stationen, nur die Niederhalter rattern barbarisch. Hier verschwindet sie wieder im Nebel.
Städeli-4KSB Mülkerblatten. Rechts sind der Haslerlift und blauer Himmel zu erahnen. Die beiden 4KSB haben eine schöne Mittelstation, die zügiges Umsteigen ermöglicht – leider ohne Durchfahrbetrieb.
BSL Hasler – alles Müller oder was? An der übernächsten Stütze kann man eine früher vorgenommene Notoperation erkennen – wer sieht was gemacht wurde und warum?
BSL Balmen (Garaventa) neben der 6EUB Lenk-Stoss vom gleichen Hersteller
Die Stationseinfahrt der genannten 6EUB in der Mittelstation, dahinter geht’s weiter bis unters Leiterli
Resumee Betelberg: Alle Anlagen geöffnet, alle Pisten geöffnet ausser der schwarzen Talabfahrt Stoss-Lenk. Schnee war nicht viel aber ausreichend. Ab und zu etwas Gras, war aber kein Problem, da es keine Steine gibt. Bin alle Anlagen und alle göffneten Pisten mindestens 1mal gefahren; dauert etwa 2 Stunden. Ist ein nettes Familienskigebiet mit abwechslungsreichen Talabfahrten. Oben sehr flach, was mit bei dem Nebel recht war, unten sind alle Schwierigkeitsgrade zu finden, aber meist „hellrot“.
Jetzt ging’s wieder zurück in die entgegengesetze Ecke des Skigebiets. Mein Ziel war das Chuenisbärgli – in der Hoffnung, dort „unten“ wäre die Sicht gut.
Wieder die PB Lenk-Metsch – die Seile verschwinden in den Wolken
4KSB Metschberg (Milkabahn) – das Milkadesign wurde entgegen früher „entschärft“
Talstation des BSL Guetfläck – dort war noch recht wenig Schnee. Fotografieren nach oben war sinnlos – das Bild war das gleiche wie vorhin beim BSL Leiterli – und so sollte es jetzt fast ausschliesslich sein, deshalb folgen nur noch wenige Bilder.
Neue 6KSB Metschstand: Der 4. Betriebstag der Anlage. Auch mit dem in dieser Region üblichen genialen 180-Grad-Einstieg. Damit kann die Kapazität auch praktisch voll genutzt werden.
Weiter ging’s über BSL Brenggenmäder auf die Talabfahrt Adelboden bis Rehärti und von da in dicker Suppe mit der Occasions-DSB zur Station Eselsmoos der Sillerenbahn.
DSB Rehärti-Eselsmoos
Bergstation selbiger
Von hier ging’s über einen Seillift zum Chuenisbärgli – und der Nebel erreichte seinen Höhepunkt: Maximal 10 Meter Sicht. Pistenstangen waren kaum noch zu sehen und so verpasste ich auch auf dem Rückweg die Abzeigung zum Eselsmoos. Bei der Schleppliftfahrt war in keine Weise zu spüren ob der Lift flach oder steil (das ist die Realität) ist.
Nach verpasster Abzweigung musste ich über einen Fuss- und Schlittelweg mit etwas Splitt runter zur Talstation. Vom Sillerenbühl ging’s wieder den Ziehweg (jetzt Routine) nach Geils, dann mit der 4EUB zum Hotel? Nein!! Als normaler Mensch hätte ich das gemacht, als Alpinforums-Mensch musste ich jedoch noch zum höchsten Punkt des Skigebiets auf den Lavey mit der alten 3KSB (ebenfalls mit genialem 180-Grad-Einstieg). Dummerweise hatte ich mich nicht erkundigt, ob die Abfahrt vom Lavey zum Hahnenmoos geöffnet ist. Glücklicherweise war sie das und die Orientierung bereitete trotz dichtestem Nebel keine Probleme. Die Piste verläuft auf einem Bergrücken und ist auf beiden Seiten mit Fangnetzen gesichert.
Unten am Pass fand ich das Hotel zunächst nicht, dafür aber den Schlepplift, der vom Bühlberg (Lenker Seite) raufzieht. Es war 15.45 – also auf und noch mal da runter. Super Entscheidung! Hier war die Sicht gut! Man konnte mehrere hundert Meter weit sehen und der Hang ist ideal zum Carven. Gleichmäßig steil (genauer gesagt flach) und breit zieht die Piste nach unten in lockere Baumbestände und Wäldchen hinein. „Wie lange haben Sie geöffnet?“ frage ich den Liftbediensteten. „16.45 Uhr ist die letzte Bergfahrt“ entgegnete dieser. „16.45 Uhr?“ „Ja! 16.45 Uhr!“ „Super!“
Also war noch 3mal carven angesagt. Danach landete ich auf angenehme Weise erschöpft im Hotel.
An den beiden Folgetagen wurden das Wetter und der Schnee immer besser. Das Schlussfazit war absolut positiv. Merci vielmals auch an die Stammgäste im Hotel, die mir neben netten Gespräche viel über Seilbahnen und die Region vermitteln konnten! Ich fürchte, dass ich euch noch ein paar Flaschen Rotwein schuldig bin, aber ich werde wieder kommen und mich revanchieren – falls ihr da seid.

An den Folgetagen waren auch gute Seilbahnfotos möglich – die gibt’s hier demnächst; ebenso den „technischen Gesamtbericht“ einschließlich der Einzelgebiete Tschenten und Elsigenalp.
Als „Vorgeschmack“ hier der Blick aus dem Hotel am Morgen des 28.12.
Hahnenmoospass am Morgen des 28.12.2004