„Also?“, sprach Münchner, als er am Samstag Abend meinen Zielvorschlag am Telefon wissen wollte. Ich war noch etwas durcheinander, denn in den ein bis zwei Stunden zuvor hatte ich tonnenweise Schigebiete im Internet inspiziert und 99 % von ihnen aufgrund schlechter Witterung oder zu vielen geschlossenen Liften ad acta gelegt.
Nur das Sudelfeld war geblieben, denn dort sollten alle Anlagen außer dem Plattenlift (kleiner, feiner Kurzbügler, den ich aber schon gefahren bin) und noch einem weiteren Schlepper (Mittleres Sudelfeld oder einer der Sudelfeldkopfschlepper) in Betrieb sein. Darüber hinaus versprach die Wettervorhersage einen annehmbaren Tag. Ich freute mich schon auf einen Tag in jenem urgemütlichen Schigebiet mit seinen zahlreichen alten Schleppern und dem Museums-ESL, doch dann fand Münchner heraus, dass die irgendeine Aktion am Laufen hatten, so dass Kinder und Jugendliche an jenem Sonntag den Schipass umsonst bekommen sollten. Nun – einen Tag unter Schratzen wollten wir natürlich tunlichst vermeiden, so dass wir weitergrübelten.
Da kam mir das Schigebiet Maurach am Achensee in den Sinn. Die wollten lt. Homepage öffnen. Wenn es auch unmöglich ist, per Internet zu erfahren, welche Bahnen dort in Betrieb sind, wollten wir es trotzdem riskieren. (So was regt immer total auf, wenn man gar nicht oder total umständlich über 100 Klicks erfährt, was in Betrieb ist oder nicht...) Am Nachmittag wollten wir dann nach Pertisau rüberwechseln, wo es immerhin einen Kurzbügler und einen Kurvenschlepper gibt.
Doch an der Talstation der Rofanseilbahn angekommen wurde uns abgeraten, hinaufzufahren – nur ein Übungslift lief. An der GUB gegenüber dann das Gleiche: Kurvenschlepper außer Betrieb – nur irgendwelche Seillifte sollten angeworfen werden. Eine Notlösung musste her und wir hatten am Vorabend schon mal in böser Vorahnung den Liftstatus am Spieljoch in Erfahrung gebracht. Die Talabfahrt war zwar noch geschlossen (bin die letztes Jahr gefahren – einfach super!), doch oben sollte alles in Betrieb gehen. So landeten wir schließlich in Fügen und bestiegen die altehrwürdige 4EUB aus dem Hause Girak...
Trasse am Anfang – es geht erst mal durch den Ort...
Vor der Mittelstation, die hier schon zu sehen ist, geht es dann noch über einen Geländeeinschnitt mit hohem Bodenabstand drüber, ehe man kurze Zeit später von 70er Jahre-Niederhaltern wachgerüttelt wird.
Oben angekommen hieß es erst einmal frieren. Es war empfindlich kalt und bei der ersten Fahrt mit dem Kurventellerlift stand dieser plötzlich minutenlang still. Wir verließen die Trasse und gesellten uns zum Onkeljochlift. Das müsste doch früher mal der Onkeljochlift 2 gewesen sein, oder? Der Onkeljoch 1 verlief parallel links daneben und hatte seine Talstation etwas unterhalb der 4EUB-Trasse? 1989 kam ja dann statt seiner die eeeewig lange Girak-3SB, die hier über den Schlepper geht...
Am Sonntag war Vorsicht angebracht. Der Schnee war verblasen und überall lauerten Unebenheiten und dergleichen. Dort, wo links der Schifahrer zu sehen ist, müsste die Stelle sein, wo es mich bei der ersten Abfahrt total zerlegte. Ich hob richtig ab und landete voll auf dem Kopf. Dank Helm und weichem Schnee passierte nichts – außer dass die Piste aussah, als ob dort eine Kanonenkugel eingeschlagen hätte

Liftler-Voyerismus...
Die Onkeljoch-Umlenkung im Morgenlicht.
Blick Richtung Inntal – trotz vieler Autos am Parkplatz war oben recht wenig los. Wir mussten nie anstehen. Vor allem am Nachmittag leerte sich das Gebiet dann auffallend schnell. Ab 14:30 Uhr oder so war dann fast schon Privatschigebietsfahren angesagt...
Immer wieder ging der Blick zur alten 4EUB – schade dass man 1989 die Kabinen ausgetauscht hat. Aber auch so ist die Anlage sicherlich interessant und vor allem wegen der langen Trasse fahrenswert.
Eine Kabine der 2. Klasse...
Baujahr müsste 1973 sein, wenn ich das jetzt richtig im Kopf habe.
An der Mittelstation, in welcher der Antrieb ein immenses Geheul von sich gibt. So laut kenne ich das eigentlich von keiner Bahn sonst...
Rollenlager rechts der Ausfahrt.
Wir entkamen den üblichen Gondelhechtern und konnten ungestört die Kameras auspacken...
Standartmotiv: Überquerung der 3SB Onkeljoch.
Dann geht es weiter Richtung 70er-Jahre Retro-Station am Berg oben.
Hier müsste links der Piste der Arsc..äh Arzjochlift hochgekommen sein. War am Ende ja ziemlich steil! Schade, dass er nicht mehr steht – die 6KSB passt irgendwie nicht in dieses Retroareal.
Münchner hingegen fand gefallen an der Bahn und wollte immer wieder hier fahren. Man muss aber auch sagen, dass die alte 3SB Onkeljoch an jenem kalten, zugigen Tag keinen Spaß machte – vor allem in der oberen Hälfte fror man ziemlich. Bei meinem Erstbesuch hier herrschte mildes Wetter und Sonnenschein, so dass damals natürlich die 3SB dieser 6KSB vorging.
Ein paar mal, sobald die Sonne mal rauskam, stiegen wir dann auch auf die 3SB um.
Man beachte die leere Piste

Ein fehlendes Stützenjoch und eine kreuzende 4EUB...
Hier freuten wir uns wieder auf den wärmenden Sonnenschein.
Ich flog eine Rund überm Onkeljoch-Schlepper

Zwar wurde die DSB immer mal wieder kurz angeschmissen, aber sie blieb leider für die Öffentlichkeit gesperrt. Schade, denn der Hang sah von oben sehr gut aus. Aber vielleicht hätte es sich auch nicht gelohnt, wer weiß? Seltsamerweise hockte fast den ganzen Tag ein Liftler in der Bergstation. (Aber vielleicht war der auch nur Zuhause rausgeflogen...)
Kurz nach diesem Bild sollte die DBS Geols wieder kurz laufen – ich erschrak und wich zur Seite.
Eigentlich wollten die hier seit letztem Jahr eine ach so tolle und bequeme 8EUB hinstellen, aber Gott sei Dank blieb die 1985 gebaute DSB bislang noch stehen. Diesen EUB-Wahn verstehe ich nicht. Ich hasse es, immer wieder die Schi abschnallen zu müssen...
MSB-Zoom von der Talstation des Kurvenschleppers aus.
Jetzt am Nachmittag hatten wir fast Ruhe in unserem Privatgebiet...
Umlenkung im Nachmittagslicht – unser Ausflug wurde mit einer hervorragenden Abendstimmung garniert.
Kurvenschlepperzoom.
Wieder hoch, wo wir dann immer wieder gute Motive fanden...
Während Münchner erneut mit 150 km/ h zu Tal raste, um die 100.00 Pistenkilometermarke an jenem Tag zu knacken, legte ich wieder mal einen kleinen Foto-Halt ein. Wegen meines morgendlichen Sturzes lies ich es eh etwas ruhiger angehen und genoss lieber die schöne Stimmung, anstatt von Lift zu Lift zu hetzen...
Bei der letzten Abfahrt zerlegte es dann Münchner am gleichen Hang wie mich am Morgen. Doch auch er hatte Glück und zog sich keine Verletzungen zu, was am Anfang der Saison fast schon ein Selbstmordmotiv wäre. Hoffentlich bleibt uns das Gesundheitsglück in Sachen Stürzen auch weiterhin gewogen...
Auf eine Abfahrt zur Mittelstation hatten wir wegen unserer müden Beine keine Lust mehr, so dass wir eine Talfahrt mit der 4EUB vorzogen.
Blick aus dem Kabinenfenster ins nun geschlossene Schigebiet. Der Tag war irgendwie noch schneller vergangen als jener eine Woche zuvor an der Schlick. Wahnsinn – man kommt an und schon muss man sich wieder auf den Nachhauseweg begeben. Aber wir hatten ja trotz aller Widrigkeiten einen super Sonntag erlebt und vor allem die schöne Abendstimmung am Berg oben hat mir besonders gefallen.
Uraltplan in der Talstation – diesmal übersah ich ihn nicht! Ein Bahnmitarbeiter kam gleich her und räumte eine Holztafel zu Seite, damit wir besser fotografieren konnte. Ihm gefiehl es offenbar, dass wir uns für diese alte Karte interessierten. (Woanders wäre es gleich wieder losgegangen „Hey, was wollt's denn da? Schleicht's euch!...)
Nun – Hochfügen war damals noch ein komplett anderes Gebiet wie heute. Urig, abgelegen, ein steiler Schlepper....
Den Waldfriedenlift in der Waldschneise der Talabfahrt kurz vor Erreichen des Ortsrandes hab ich sogar noch auf ner alten Postkarte drauf. Da ist heute nix mehr zu sehen.Verrückt, in dieser Höhenlage da einen Lift hinzustellen. Aber früher hat man das einfach gemacht wie an so vielen Hängen. Die Schlepper links und rechts des Gebietes dürften wohl auch schon LSAP sein...
Wir kämpften uns auf dem Glatteis zum Wagen zurück und fuhren über den Achenpass zurück in unsere bayerische Heimat – begleitet wie üblich von todesmutigen Männern in BMWs und Audis, denen keine Kurve zu Schade fürs Kolonnenspringen ist. Leider war Sonntag, so dass der hinterm Horizont lauernde Montag ein wenig aufs Gemüt drückte, doch das Betrachten der Bilder vorm Schlafengehen brachte sofortige Besserung herbei...